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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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289.

Man fand, daß man zu jener physischen Eigen-
schaft, welcher man die Refraction zuschrieb, noch eine
chemische hinzu zu denken habe (210); wie wir solches
künftig, wenn wir uns chemischen Rücksichten nähern,
weiter auszuführen denken, so wie wir die nähern Um-
stände dieser wichtigen Entdeckung in der Geschichte der
Farbenlehre aufzuzeichnen haben. Gegenwärtig sey fol-
gendes genug.

290.

Es zeigt sich bey Mitteln von gleicher, oder we-
nigstens nahezu gleicher, Brechungskraft der merkwür-
dige Umstand, daß ein Mehr und Weniger der Far-
benerscheinung durch eine chemische Behandlung hervor-
gebracht werden kann; das Mehr wird nehmlich durch
Säuren, das Weniger durch Alcalien bestimmt. Bringt
man unter eine gemeine Glasmasse Metalloxyde, so wird
die Farbenerscheinung solcher Gläser, ohne daß die Re-
fraction merklich verändert werde, sehr erhöht. Daß
das Mindere hingegen auf der alcalischen Seite liege,
kann leicht vermuthet werden.

291.

Diejenigen Glasarten, welche nach der Entdeckung
zuerst angewendet worden, nennen die Engländer Flint-
und Crownglas, und zwar gehört jenem ersten die
stärkere, diesem zweyten die geringere Farbenerschei-
nung an.

289.

Man fand, daß man zu jener phyſiſchen Eigen-
ſchaft, welcher man die Refraction zuſchrieb, noch eine
chemiſche hinzu zu denken habe (210); wie wir ſolches
kuͤnftig, wenn wir uns chemiſchen Ruͤckſichten naͤhern,
weiter auszufuͤhren denken, ſo wie wir die naͤhern Um-
ſtaͤnde dieſer wichtigen Entdeckung in der Geſchichte der
Farbenlehre aufzuzeichnen haben. Gegenwaͤrtig ſey fol-
gendes genug.

290.

Es zeigt ſich bey Mitteln von gleicher, oder we-
nigſtens nahezu gleicher, Brechungskraft der merkwuͤr-
dige Umſtand, daß ein Mehr und Weniger der Far-
benerſcheinung durch eine chemiſche Behandlung hervor-
gebracht werden kann; das Mehr wird nehmlich durch
Saͤuren, das Weniger durch Alcalien beſtimmt. Bringt
man unter eine gemeine Glasmaſſe Metalloxyde, ſo wird
die Farbenerſcheinung ſolcher Glaͤſer, ohne daß die Re-
fraction merklich veraͤndert werde, ſehr erhoͤht. Daß
das Mindere hingegen auf der alcaliſchen Seite liege,
kann leicht vermuthet werden.

291.

Diejenigen Glasarten, welche nach der Entdeckung
zuerſt angewendet worden, nennen die Englaͤnder Flint-
und Crownglas, und zwar gehoͤrt jenem erſten die
ſtaͤrkere, dieſem zweyten die geringere Farbenerſchei-
nung an.

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[110/0164] 289. Man fand, daß man zu jener phyſiſchen Eigen- ſchaft, welcher man die Refraction zuſchrieb, noch eine chemiſche hinzu zu denken habe (210); wie wir ſolches kuͤnftig, wenn wir uns chemiſchen Ruͤckſichten naͤhern, weiter auszufuͤhren denken, ſo wie wir die naͤhern Um- ſtaͤnde dieſer wichtigen Entdeckung in der Geſchichte der Farbenlehre aufzuzeichnen haben. Gegenwaͤrtig ſey fol- gendes genug. 290. Es zeigt ſich bey Mitteln von gleicher, oder we- nigſtens nahezu gleicher, Brechungskraft der merkwuͤr- dige Umſtand, daß ein Mehr und Weniger der Far- benerſcheinung durch eine chemiſche Behandlung hervor- gebracht werden kann; das Mehr wird nehmlich durch Saͤuren, das Weniger durch Alcalien beſtimmt. Bringt man unter eine gemeine Glasmaſſe Metalloxyde, ſo wird die Farbenerſcheinung ſolcher Glaͤſer, ohne daß die Re- fraction merklich veraͤndert werde, ſehr erhoͤht. Daß das Mindere hingegen auf der alcaliſchen Seite liege, kann leicht vermuthet werden. 291. Diejenigen Glasarten, welche nach der Entdeckung zuerſt angewendet worden, nennen die Englaͤnder Flint- und Crownglas, und zwar gehoͤrt jenem erſten die ſtaͤrkere, dieſem zweyten die geringere Farbenerſchei- nung an.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/164>, abgerufen am 19.04.2024.