Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

diese Versuche um desto erwünschter, als sie sich leicht
und bequem anstellen lassen. Jeder Liebhaber kann sich
den Apparat, ohne große Umstände und Kosten, an-
schaffen; ja wer mit Papparbeiten einigermaßen umzu-
gehen weiß, einen großen Theil selbst verfertigen. We-
nige Tafeln, auf welchen schwarze, weiße, graue und
farbige Bilder auf hellem und dunkelm Grunde abwech-
seln, sind dazu hinreichend. Man stellt sie unverrückt
vor sich hin, betrachtet bequem und anhaltend die Er-
scheinungen an dem Rande der Bilder; man entfernt
sich, man nähert sich wieder und beobachtet genau den
Stufengang des Phänomens.

301.

Ferner lassen sich auch durch geringe Prismen, die
nicht von dem reinsten Glase sind, die Erscheinungen
noch deutlich genug beobachten. Was jedoch wegen die-
ser Glasgeräthschaften noch zu wünschen seyn möchte,
wird in dem Abschnitt, der den Apparat abhandelt,
umständlich zu finden seyn.

302.

Ein Hauptvortheil dieser Versuche ist sodann, daß
man sie zu jeder Tageszeit anstellen kann, in jedem
Zimmer, es sey nach einer Weltgegend gerichtet nach
welcher es wolle; man braucht nicht auf Sonnenschein
zu warten, der einem nordischen Beobachter überhaupt
nicht reichlich gewogen ist.

dieſe Verſuche um deſto erwuͤnſchter, als ſie ſich leicht
und bequem anſtellen laſſen. Jeder Liebhaber kann ſich
den Apparat, ohne große Umſtaͤnde und Koſten, an-
ſchaffen; ja wer mit Papparbeiten einigermaßen umzu-
gehen weiß, einen großen Theil ſelbſt verfertigen. We-
nige Tafeln, auf welchen ſchwarze, weiße, graue und
farbige Bilder auf hellem und dunkelm Grunde abwech-
ſeln, ſind dazu hinreichend. Man ſtellt ſie unverruͤckt
vor ſich hin, betrachtet bequem und anhaltend die Er-
ſcheinungen an dem Rande der Bilder; man entfernt
ſich, man naͤhert ſich wieder und beobachtet genau den
Stufengang des Phaͤnomens.

301.

Ferner laſſen ſich auch durch geringe Prismen, die
nicht von dem reinſten Glaſe ſind, die Erſcheinungen
noch deutlich genug beobachten. Was jedoch wegen die-
ſer Glasgeraͤthſchaften noch zu wuͤnſchen ſeyn moͤchte,
wird in dem Abſchnitt, der den Apparat abhandelt,
umſtaͤndlich zu finden ſeyn.

302.

Ein Hauptvortheil dieſer Verſuche iſt ſodann, daß
man ſie zu jeder Tageszeit anſtellen kann, in jedem
Zimmer, es ſey nach einer Weltgegend gerichtet nach
welcher es wolle; man braucht nicht auf Sonnenſchein
zu warten, der einem nordiſchen Beobachter uͤberhaupt
nicht reichlich gewogen iſt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0168" n="114"/>
die&#x017F;e Ver&#x017F;uche um de&#x017F;to erwu&#x0364;n&#x017F;chter, als &#x017F;ie &#x017F;ich leicht<lb/>
und bequem an&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;en. Jeder Liebhaber kann &#x017F;ich<lb/>
den Apparat, ohne große Um&#x017F;ta&#x0364;nde und Ko&#x017F;ten, an-<lb/>
&#x017F;chaffen; ja wer mit Papparbeiten einigermaßen umzu-<lb/>
gehen weiß, einen großen Theil &#x017F;elb&#x017F;t verfertigen. We-<lb/>
nige Tafeln, auf welchen &#x017F;chwarze, weiße, graue und<lb/>
farbige Bilder auf hellem und dunkelm Grunde abwech-<lb/>
&#x017F;eln, &#x017F;ind dazu hinreichend. Man &#x017F;tellt &#x017F;ie unverru&#x0364;ckt<lb/>
vor &#x017F;ich hin, betrachtet bequem und anhaltend die Er-<lb/>
&#x017F;cheinungen an dem Rande der Bilder; man entfernt<lb/>
&#x017F;ich, man na&#x0364;hert &#x017F;ich wieder und beobachtet genau den<lb/>
Stufengang des Pha&#x0364;nomens.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>301.</head><lb/>
              <p>Ferner la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich auch durch geringe Prismen, die<lb/>
nicht von dem rein&#x017F;ten Gla&#x017F;e &#x017F;ind, die Er&#x017F;cheinungen<lb/>
noch deutlich genug beobachten. Was jedoch wegen die-<lb/>
&#x017F;er Glasgera&#x0364;th&#x017F;chaften noch zu wu&#x0364;n&#x017F;chen &#x017F;eyn mo&#x0364;chte,<lb/>
wird in dem Ab&#x017F;chnitt, der den Apparat abhandelt,<lb/>
um&#x017F;ta&#x0364;ndlich zu finden &#x017F;eyn.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>302.</head><lb/>
              <p>Ein Hauptvortheil die&#x017F;er Ver&#x017F;uche i&#x017F;t &#x017F;odann, daß<lb/>
man &#x017F;ie zu jeder Tageszeit an&#x017F;tellen kann, in jedem<lb/>
Zimmer, es &#x017F;ey nach einer Weltgegend gerichtet nach<lb/>
welcher es wolle; man braucht nicht auf Sonnen&#x017F;chein<lb/>
zu warten, der einem nordi&#x017F;chen Beobachter u&#x0364;berhaupt<lb/>
nicht reichlich gewogen i&#x017F;t.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0168] dieſe Verſuche um deſto erwuͤnſchter, als ſie ſich leicht und bequem anſtellen laſſen. Jeder Liebhaber kann ſich den Apparat, ohne große Umſtaͤnde und Koſten, an- ſchaffen; ja wer mit Papparbeiten einigermaßen umzu- gehen weiß, einen großen Theil ſelbſt verfertigen. We- nige Tafeln, auf welchen ſchwarze, weiße, graue und farbige Bilder auf hellem und dunkelm Grunde abwech- ſeln, ſind dazu hinreichend. Man ſtellt ſie unverruͤckt vor ſich hin, betrachtet bequem und anhaltend die Er- ſcheinungen an dem Rande der Bilder; man entfernt ſich, man naͤhert ſich wieder und beobachtet genau den Stufengang des Phaͤnomens. 301. Ferner laſſen ſich auch durch geringe Prismen, die nicht von dem reinſten Glaſe ſind, die Erſcheinungen noch deutlich genug beobachten. Was jedoch wegen die- ſer Glasgeraͤthſchaften noch zu wuͤnſchen ſeyn moͤchte, wird in dem Abſchnitt, der den Apparat abhandelt, umſtaͤndlich zu finden ſeyn. 302. Ein Hauptvortheil dieſer Verſuche iſt ſodann, daß man ſie zu jeder Tageszeit anſtellen kann, in jedem Zimmer, es ſey nach einer Weltgegend gerichtet nach welcher es wolle; man braucht nicht auf Sonnenſchein zu warten, der einem nordiſchen Beobachter uͤberhaupt nicht reichlich gewogen iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/168
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/168>, abgerufen am 18.04.2024.