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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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Genese außer uns darstellen und zugleich mit Linear-
zeichnungen deutlich machen können, welches bey sub-
jectiven der Fall nicht ist.

326.

Wenn man das aus dem Prisma heraustretende
leuchtende Bild und seine wachsende Farbenerschei-
nung auf einer entgegengehaltenen Tafel stufenweise
beobachten, und sich Durchschnitte von diesem Conus
mit elliptischer Base vor Augen stellen kann; so
läßt sich auch das Phänomen auf seinem ganzen
Wege zum schönsten folgendermaßen sichtbar machen.
Man errege nehmlich in der Linie, in welcher das Bild
durch den dunklen Raum geht, eine weiße feine Staub-
wolke, welche durch feinen recht trocknen Haarpuder
am besten hervorgebracht wird. Die mehr oder weni-
ger gefärbte Erscheinung wird nun durch die weißen
Atomen aufgefangen und dem Auge in ihrer ganzen
Breite und Länge dargestellt.

327.

Eben so haben wir Linearzeichnungen bereitet und
solche unter unsre Tafeln aufgenommen, wo die Er-
scheinung von ihrem ersten Ursprunge an dargestellt ist,
und an welchen man sich deutlich machen kann, warum
das leuchtende Bild durch Prismen so viel stärker als
durch parallele Mittel gefärbt wird.

328. (212.)

An den beyden entgegengesetzten Gränzen steht eine
entgegengesetzte Erscheinung in einem spitzen Winkel auf,

Geneſe außer uns darſtellen und zugleich mit Linear-
zeichnungen deutlich machen koͤnnen, welches bey ſub-
jectiven der Fall nicht iſt.

326.

Wenn man das aus dem Prisma heraustretende
leuchtende Bild und ſeine wachſende Farbenerſchei-
nung auf einer entgegengehaltenen Tafel ſtufenweiſe
beobachten, und ſich Durchſchnitte von dieſem Conus
mit elliptiſcher Baſe vor Augen ſtellen kann; ſo
laͤßt ſich auch das Phaͤnomen auf ſeinem ganzen
Wege zum ſchoͤnſten folgendermaßen ſichtbar machen.
Man errege nehmlich in der Linie, in welcher das Bild
durch den dunklen Raum geht, eine weiße feine Staub-
wolke, welche durch feinen recht trocknen Haarpuder
am beſten hervorgebracht wird. Die mehr oder weni-
ger gefaͤrbte Erſcheinung wird nun durch die weißen
Atomen aufgefangen und dem Auge in ihrer ganzen
Breite und Laͤnge dargeſtellt.

327.

Eben ſo haben wir Linearzeichnungen bereitet und
ſolche unter unſre Tafeln aufgenommen, wo die Er-
ſcheinung von ihrem erſten Urſprunge an dargeſtellt iſt,
und an welchen man ſich deutlich machen kann, warum
das leuchtende Bild durch Prismen ſo viel ſtaͤrker als
durch parallele Mittel gefaͤrbt wird.

328. (212.)

An den beyden entgegengeſetzten Graͤnzen ſteht eine
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[124/0178] Geneſe außer uns darſtellen und zugleich mit Linear- zeichnungen deutlich machen koͤnnen, welches bey ſub- jectiven der Fall nicht iſt. 326. Wenn man das aus dem Prisma heraustretende leuchtende Bild und ſeine wachſende Farbenerſchei- nung auf einer entgegengehaltenen Tafel ſtufenweiſe beobachten, und ſich Durchſchnitte von dieſem Conus mit elliptiſcher Baſe vor Augen ſtellen kann; ſo laͤßt ſich auch das Phaͤnomen auf ſeinem ganzen Wege zum ſchoͤnſten folgendermaßen ſichtbar machen. Man errege nehmlich in der Linie, in welcher das Bild durch den dunklen Raum geht, eine weiße feine Staub- wolke, welche durch feinen recht trocknen Haarpuder am beſten hervorgebracht wird. Die mehr oder weni- ger gefaͤrbte Erſcheinung wird nun durch die weißen Atomen aufgefangen und dem Auge in ihrer ganzen Breite und Laͤnge dargeſtellt. 327. Eben ſo haben wir Linearzeichnungen bereitet und ſolche unter unſre Tafeln aufgenommen, wo die Er- ſcheinung von ihrem erſten Urſprunge an dargeſtellt iſt, und an welchen man ſich deutlich machen kann, warum das leuchtende Bild durch Prismen ſo viel ſtaͤrker als durch parallele Mittel gefaͤrbt wird. 328. (212.) An den beyden entgegengeſetzten Graͤnzen ſteht eine entgegengeſetzte Erſcheinung in einem ſpitzen Winkel auf,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/178>, abgerufen am 29.03.2024.