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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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man oben hineinsehen kann, und dessen Thüre man
sachte zulehnt, nachdem man vorher ein Doppellicht
einfallen lassen. Daß hierbey die von uns unter den
physiologischen Farben abgehandelten farbigen Schat-
ten sehr leicht eintreten, läßt sich erwarten.

413.

Ueberhaupt erinnre man sich, was wir über die
Natur der Doppelschatten, Halblichter und dergleichen
früher ausgeführt haben, besonders aber mache man
Versuche mit verschiedenen neben einander gestellten Schat-
tirungen von Grau, wo jeder Streif an seinem dunk-
len Nachbar hell, am hellen dunkel erscheinen wird.
Bringt man Abends mit drey oder mehreren Lichtern
Schatten hervor, die sich stufenweise decken; so kann
man dieses Phänomen sehr deutlich gewahr werden,
und man wird sich überzeugen, daß hier der physio-
logische Fall eintritt, den wir oben weiter ausgeführt
haben. (38.)

414.

Inwiefern nun aber alles, was von Erschei-
nungen die paroptischen Farben begleitet, aus der
Lehre vom gemäßigten Lichte, von Halbschatten und
von physiologischer Bestimmung der Retina sich ableiten
lasse, oder ob wir genöthigt seyn werden, zu gewis-
sen innern Eigenschaften des Lichts unsere Zuflucht zu
nehmen, wie man es bisher gethan, mag die Zeit
lehren. Hier sey es genug, die Bedingungen ange-
zeigt zu haben, unter welchen die paroptischen Farben

man oben hineinſehen kann, und deſſen Thuͤre man
ſachte zulehnt, nachdem man vorher ein Doppellicht
einfallen laſſen. Daß hierbey die von uns unter den
phyſiologiſchen Farben abgehandelten farbigen Schat-
ten ſehr leicht eintreten, laͤßt ſich erwarten.

413.

Ueberhaupt erinnre man ſich, was wir uͤber die
Natur der Doppelſchatten, Halblichter und dergleichen
fruͤher ausgefuͤhrt haben, beſonders aber mache man
Verſuche mit verſchiedenen neben einander geſtellten Schat-
tirungen von Grau, wo jeder Streif an ſeinem dunk-
len Nachbar hell, am hellen dunkel erſcheinen wird.
Bringt man Abends mit drey oder mehreren Lichtern
Schatten hervor, die ſich ſtufenweiſe decken; ſo kann
man dieſes Phaͤnomen ſehr deutlich gewahr werden,
und man wird ſich uͤberzeugen, daß hier der phyſio-
logiſche Fall eintritt, den wir oben weiter ausgefuͤhrt
haben. (38.)

414.

Inwiefern nun aber alles, was von Erſchei-
nungen die paroptiſchen Farben begleitet, aus der
Lehre vom gemaͤßigten Lichte, von Halbſchatten und
von phyſiologiſcher Beſtimmung der Retina ſich ableiten
laſſe, oder ob wir genoͤthigt ſeyn werden, zu gewiſ-
ſen innern Eigenſchaften des Lichts unſere Zuflucht zu
nehmen, wie man es bisher gethan, mag die Zeit
lehren. Hier ſey es genug, die Bedingungen ange-
zeigt zu haben, unter welchen die paroptiſchen Farben

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[158/0212] man oben hineinſehen kann, und deſſen Thuͤre man ſachte zulehnt, nachdem man vorher ein Doppellicht einfallen laſſen. Daß hierbey die von uns unter den phyſiologiſchen Farben abgehandelten farbigen Schat- ten ſehr leicht eintreten, laͤßt ſich erwarten. 413. Ueberhaupt erinnre man ſich, was wir uͤber die Natur der Doppelſchatten, Halblichter und dergleichen fruͤher ausgefuͤhrt haben, beſonders aber mache man Verſuche mit verſchiedenen neben einander geſtellten Schat- tirungen von Grau, wo jeder Streif an ſeinem dunk- len Nachbar hell, am hellen dunkel erſcheinen wird. Bringt man Abends mit drey oder mehreren Lichtern Schatten hervor, die ſich ſtufenweiſe decken; ſo kann man dieſes Phaͤnomen ſehr deutlich gewahr werden, und man wird ſich uͤberzeugen, daß hier der phyſio- logiſche Fall eintritt, den wir oben weiter ausgefuͤhrt haben. (38.) 414. Inwiefern nun aber alles, was von Erſchei- nungen die paroptiſchen Farben begleitet, aus der Lehre vom gemaͤßigten Lichte, von Halbſchatten und von phyſiologiſcher Beſtimmung der Retina ſich ableiten laſſe, oder ob wir genoͤthigt ſeyn werden, zu gewiſ- ſen innern Eigenſchaften des Lichts unſere Zuflucht zu nehmen, wie man es bisher gethan, mag die Zeit lehren. Hier ſey es genug, die Bedingungen ange- zeigt zu haben, unter welchen die paroptiſchen Farben

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/212>, abgerufen am 20.04.2024.