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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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entstehen, so wie wir denn auch hoffen können, daß
unsre Winke auf den Zusammenhang mit dem bisheri-
gen Vortrag von Freunden der Natur nicht unbeach-
tet bleiben werden.

415.

Die Verwandtschaft der paroptischen Farben mit
den dioptrischen der zweyten Classe wird sich auch jeder
Denkende gern ausbilden. Hier wie dort ist von Rän-
dern die Rede; hier wie dort von einem Lichte, das
an dem Rande herscheint. Wie natürlich ist es also,
daß die paroptischen Wirkungen durch die dioptrischen
erhöht, verstärkt und verherrlicht werden können. Doch
kann hier nur von den objectiven Refractionsfällen die
Rede seyn, da das leuchtende Bild wirklich durch das
Mittel durchscheint: denn diese sind eigentlich mit den
paroptischen verwandt. Die subjectiven Refractions-
fälle, da wir die Bilder durchs Mittel sehen, stehen
aber von den paroptischen völlig ab, und sind auch
schon wegen ihrer Reinheit von uns gepriesen worden.

416.

Wie die paroptischen Farben mit den katoptrischen
zusammenhängen, läßt sich aus dem Gesagten schon
vermuthen: denn da die katoptrischen Farben nur an
Ritzen, Puncten, Stahlsaiten, zarten Fäden sich
zeigen, so ist es ungefähr derselbe Fall, als wenn
das Licht an einem Rande herschiene. Es muß jeder
Zeit von einem Rande zurück scheinen, damit unser
Auge eine Farbe gewahr werde. Wie auch hier die

entſtehen, ſo wie wir denn auch hoffen koͤnnen, daß
unſre Winke auf den Zuſammenhang mit dem bisheri-
gen Vortrag von Freunden der Natur nicht unbeach-
tet bleiben werden.

415.

Die Verwandtſchaft der paroptiſchen Farben mit
den dioptriſchen der zweyten Claſſe wird ſich auch jeder
Denkende gern ausbilden. Hier wie dort iſt von Raͤn-
dern die Rede; hier wie dort von einem Lichte, das
an dem Rande herſcheint. Wie natuͤrlich iſt es alſo,
daß die paroptiſchen Wirkungen durch die dioptriſchen
erhoͤht, verſtaͤrkt und verherrlicht werden koͤnnen. Doch
kann hier nur von den objectiven Refractionsfaͤllen die
Rede ſeyn, da das leuchtende Bild wirklich durch das
Mittel durchſcheint: denn dieſe ſind eigentlich mit den
paroptiſchen verwandt. Die ſubjectiven Refractions-
faͤlle, da wir die Bilder durchs Mittel ſehen, ſtehen
aber von den paroptiſchen voͤllig ab, und ſind auch
ſchon wegen ihrer Reinheit von uns geprieſen worden.

416.

Wie die paroptiſchen Farben mit den katoptriſchen
zuſammenhaͤngen, laͤßt ſich aus dem Geſagten ſchon
vermuthen: denn da die katoptriſchen Farben nur an
Ritzen, Puncten, Stahlſaiten, zarten Faͤden ſich
zeigen, ſo iſt es ungefaͤhr derſelbe Fall, als wenn
das Licht an einem Rande herſchiene. Es muß jeder
Zeit von einem Rande zuruͤck ſcheinen, damit unſer
Auge eine Farbe gewahr werde. Wie auch hier die

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[159/0213] entſtehen, ſo wie wir denn auch hoffen koͤnnen, daß unſre Winke auf den Zuſammenhang mit dem bisheri- gen Vortrag von Freunden der Natur nicht unbeach- tet bleiben werden. 415. Die Verwandtſchaft der paroptiſchen Farben mit den dioptriſchen der zweyten Claſſe wird ſich auch jeder Denkende gern ausbilden. Hier wie dort iſt von Raͤn- dern die Rede; hier wie dort von einem Lichte, das an dem Rande herſcheint. Wie natuͤrlich iſt es alſo, daß die paroptiſchen Wirkungen durch die dioptriſchen erhoͤht, verſtaͤrkt und verherrlicht werden koͤnnen. Doch kann hier nur von den objectiven Refractionsfaͤllen die Rede ſeyn, da das leuchtende Bild wirklich durch das Mittel durchſcheint: denn dieſe ſind eigentlich mit den paroptiſchen verwandt. Die ſubjectiven Refractions- faͤlle, da wir die Bilder durchs Mittel ſehen, ſtehen aber von den paroptiſchen voͤllig ab, und ſind auch ſchon wegen ihrer Reinheit von uns geprieſen worden. 416. Wie die paroptiſchen Farben mit den katoptriſchen zuſammenhaͤngen, laͤßt ſich aus dem Geſagten ſchon vermuthen: denn da die katoptriſchen Farben nur an Ritzen, Puncten, Stahlſaiten, zarten Faͤden ſich zeigen, ſo iſt es ungefaͤhr derſelbe Fall, als wenn das Licht an einem Rande herſchiene. Es muß jeder Zeit von einem Rande zuruͤck ſcheinen, damit unſer Auge eine Farbe gewahr werde. Wie auch hier die

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/213>, abgerufen am 16.04.2024.