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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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Beschränkung des leuchtenden Bildes, so wie die Mä-
ßigung des Lichtes, zu betrachten sey, ist oben schon
angezeigt worden.

417.

Von den subjectiven paroptischen Farben führen
wir nur noch weniges an, weil sie sich theils mit den
physiologischen, theils mit den dioptrischen der zwey-
ten Classe in Verbindung setzen lassen, und sie größ-
tentheils kaum hieher zu gehören scheinen, ob sie gleich,
wenn man genau aufmerkt, über die ganze Lehre und
ihre Verknüpfung ein erfreuliches Licht verbreiten.

418.

Wenn man eine Lineal dergestalt vor die Augen
hält, daß die Flamme des Lichts über dasselbe hervor-
scheint; so sieht man das Lineal gleichsam eingeschnit-
ten und schartig an der Stelle, wo das Licht hervor-
ragt. Es scheint sich dieses aus der ausdehnenden
Kraft des Lichtes auf der Retina ableiten zu lassen. (18).

419.

Dasselbige Phänomen im Großen zeigt sich beym
Aufgang der Sonne, welche, wenn sie rein, aber nicht
allzu mächtig, aufgeht, also daß man sie noch anblik-
ken kann, jederzeit einen scharfen Einschnitt in den
Horizont macht.

420.

Wenn man bey grauem Himmel gegen ein Fen-
ster tritt, so daß das dunkle Kreuz sich gegen densel-

Beſchraͤnkung des leuchtenden Bildes, ſo wie die Maͤ-
ßigung des Lichtes, zu betrachten ſey, iſt oben ſchon
angezeigt worden.

417.

Von den ſubjectiven paroptiſchen Farben fuͤhren
wir nur noch weniges an, weil ſie ſich theils mit den
phyſiologiſchen, theils mit den dioptriſchen der zwey-
ten Claſſe in Verbindung ſetzen laſſen, und ſie groͤß-
tentheils kaum hieher zu gehoͤren ſcheinen, ob ſie gleich,
wenn man genau aufmerkt, uͤber die ganze Lehre und
ihre Verknuͤpfung ein erfreuliches Licht verbreiten.

418.

Wenn man eine Lineal dergeſtalt vor die Augen
haͤlt, daß die Flamme des Lichts uͤber daſſelbe hervor-
ſcheint; ſo ſieht man das Lineal gleichſam eingeſchnit-
ten und ſchartig an der Stelle, wo das Licht hervor-
ragt. Es ſcheint ſich dieſes aus der ausdehnenden
Kraft des Lichtes auf der Retina ableiten zu laſſen. (18).

419.

Daſſelbige Phaͤnomen im Großen zeigt ſich beym
Aufgang der Sonne, welche, wenn ſie rein, aber nicht
allzu maͤchtig, aufgeht, alſo daß man ſie noch anblik-
ken kann, jederzeit einen ſcharfen Einſchnitt in den
Horizont macht.

420.

Wenn man bey grauem Himmel gegen ein Fen-
ſter tritt, ſo daß das dunkle Kreuz ſich gegen denſel-

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[160/0214] Beſchraͤnkung des leuchtenden Bildes, ſo wie die Maͤ- ßigung des Lichtes, zu betrachten ſey, iſt oben ſchon angezeigt worden. 417. Von den ſubjectiven paroptiſchen Farben fuͤhren wir nur noch weniges an, weil ſie ſich theils mit den phyſiologiſchen, theils mit den dioptriſchen der zwey- ten Claſſe in Verbindung ſetzen laſſen, und ſie groͤß- tentheils kaum hieher zu gehoͤren ſcheinen, ob ſie gleich, wenn man genau aufmerkt, uͤber die ganze Lehre und ihre Verknuͤpfung ein erfreuliches Licht verbreiten. 418. Wenn man eine Lineal dergeſtalt vor die Augen haͤlt, daß die Flamme des Lichts uͤber daſſelbe hervor- ſcheint; ſo ſieht man das Lineal gleichſam eingeſchnit- ten und ſchartig an der Stelle, wo das Licht hervor- ragt. Es ſcheint ſich dieſes aus der ausdehnenden Kraft des Lichtes auf der Retina ableiten zu laſſen. (18). 419. Daſſelbige Phaͤnomen im Großen zeigt ſich beym Aufgang der Sonne, welche, wenn ſie rein, aber nicht allzu maͤchtig, aufgeht, alſo daß man ſie noch anblik- ken kann, jederzeit einen ſcharfen Einſchnitt in den Horizont macht. 420. Wenn man bey grauem Himmel gegen ein Fen- ſter tritt, ſo daß das dunkle Kreuz ſich gegen denſel-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/214>, abgerufen am 25.04.2024.