Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

besten ein Convex- und Hohlglas sich einander berüh-
ren, so entstehn concentrische farbige Kreise. Bey
dem gelindesten Druck zeigt sich sogleich das Phäno-
men, welches nach und nach durch verschiedene Stu-
fen geführt werden kann. Wir beschreiben sogleich die
vollendete Erscheinung, weil wir die verschiedenen
Grade, durch welche sie durchgeht, rückwärts alsdann
desto besser werden einsehen lernen.

433.

Die Mitte ist farblos; daselbst, wo die Gläser
durch den stärksten Druck gleichsam zu einem vereinigt
sind, zeigt sich ein dunkelgrauer Punct, um densel-
ben ein silberweißer Raum, alsdann folgen in abneh-
menden Entfernungen verschiedene isolirte Ringe, welche
sämmtlich aus drey Farben, die unmittelbar mit ein-
ander verbunden sind, bestehen. Jeder dieser Ringe,
deren etwa drey bis vier gezählt werden können, ist
inwendig gelb, in der Mitte purpurfarben und auswen-
dig blau. Zwischen zwey Ringen findet sich ein silber-
weißer Zwischenraum. Die letzten Ringe gegen die
Peripherie des Phänomens stehen immer enger zusam-
men. Sie wechseln mit Purpur und Grün, ohne ei-
nen dazwischen bemerklichen silberweißen Raum.

434.

Wir wollen nunmehr die successive Entstehung des
Phänomens vom gelindesten Druck an beobachten.

435.

Beym gelindesten Druck erscheint die Mitte selbst
grün gefärbt. Darauf folgen bis an die Peripherie

beſten ein Convex- und Hohlglas ſich einander beruͤh-
ren, ſo entſtehn concentriſche farbige Kreiſe. Bey
dem gelindeſten Druck zeigt ſich ſogleich das Phaͤno-
men, welches nach und nach durch verſchiedene Stu-
fen gefuͤhrt werden kann. Wir beſchreiben ſogleich die
vollendete Erſcheinung, weil wir die verſchiedenen
Grade, durch welche ſie durchgeht, ruͤckwaͤrts alsdann
deſto beſſer werden einſehen lernen.

433.

Die Mitte iſt farblos; daſelbſt, wo die Glaͤſer
durch den ſtaͤrkſten Druck gleichſam zu einem vereinigt
ſind, zeigt ſich ein dunkelgrauer Punct, um denſel-
ben ein ſilberweißer Raum, alsdann folgen in abneh-
menden Entfernungen verſchiedene iſolirte Ringe, welche
ſaͤmmtlich aus drey Farben, die unmittelbar mit ein-
ander verbunden ſind, beſtehen. Jeder dieſer Ringe,
deren etwa drey bis vier gezaͤhlt werden koͤnnen, iſt
inwendig gelb, in der Mitte purpurfarben und auswen-
dig blau. Zwiſchen zwey Ringen findet ſich ein ſilber-
weißer Zwiſchenraum. Die letzten Ringe gegen die
Peripherie des Phaͤnomens ſtehen immer enger zuſam-
men. Sie wechſeln mit Purpur und Gruͤn, ohne ei-
nen dazwiſchen bemerklichen ſilberweißen Raum.

434.

Wir wollen nunmehr die ſucceſſive Entſtehung des
Phaͤnomens vom gelindeſten Druck an beobachten.

435.

Beym gelindeſten Druck erſcheint die Mitte ſelbſt
gruͤn gefaͤrbt. Darauf folgen bis an die Peripherie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0220" n="166"/>
be&#x017F;ten ein Convex- und Hohlglas &#x017F;ich einander beru&#x0364;h-<lb/>
ren, &#x017F;o ent&#x017F;tehn concentri&#x017F;che farbige Krei&#x017F;e. Bey<lb/>
dem gelinde&#x017F;ten Druck zeigt &#x017F;ich &#x017F;ogleich das Pha&#x0364;no-<lb/>
men, welches nach und nach durch ver&#x017F;chiedene Stu-<lb/>
fen gefu&#x0364;hrt werden kann. Wir be&#x017F;chreiben &#x017F;ogleich die<lb/>
vollendete Er&#x017F;cheinung, weil wir die ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Grade, durch welche &#x017F;ie durchgeht, ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts alsdann<lb/>
de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er werden ein&#x017F;ehen lernen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>433.</head><lb/>
              <p>Die Mitte i&#x017F;t farblos; da&#x017F;elb&#x017F;t, wo die Gla&#x0364;&#x017F;er<lb/>
durch den &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Druck gleich&#x017F;am zu einem vereinigt<lb/>
&#x017F;ind, zeigt &#x017F;ich ein dunkelgrauer Punct, um den&#x017F;el-<lb/>
ben ein &#x017F;ilberweißer Raum, alsdann folgen in abneh-<lb/>
menden Entfernungen ver&#x017F;chiedene i&#x017F;olirte Ringe, welche<lb/>
&#x017F;a&#x0364;mmtlich aus drey Farben, die unmittelbar mit ein-<lb/>
ander verbunden &#x017F;ind, be&#x017F;tehen. Jeder die&#x017F;er Ringe,<lb/>
deren etwa drey bis vier geza&#x0364;hlt werden ko&#x0364;nnen, i&#x017F;t<lb/>
inwendig gelb, in der Mitte purpurfarben und auswen-<lb/>
dig blau. Zwi&#x017F;chen zwey Ringen findet &#x017F;ich ein &#x017F;ilber-<lb/>
weißer Zwi&#x017F;chenraum. Die letzten Ringe gegen die<lb/>
Peripherie des Pha&#x0364;nomens &#x017F;tehen immer enger zu&#x017F;am-<lb/>
men. Sie wech&#x017F;eln mit Purpur und Gru&#x0364;n, ohne ei-<lb/>
nen dazwi&#x017F;chen bemerklichen &#x017F;ilberweißen Raum.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>434.</head><lb/>
              <p>Wir wollen nunmehr die &#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;ive Ent&#x017F;tehung des<lb/>
Pha&#x0364;nomens vom gelinde&#x017F;ten Druck an beobachten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>435.</head><lb/>
              <p>Beym gelinde&#x017F;ten Druck er&#x017F;cheint die Mitte &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
gru&#x0364;n gefa&#x0364;rbt. Darauf folgen bis an die Peripherie<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0220] beſten ein Convex- und Hohlglas ſich einander beruͤh- ren, ſo entſtehn concentriſche farbige Kreiſe. Bey dem gelindeſten Druck zeigt ſich ſogleich das Phaͤno- men, welches nach und nach durch verſchiedene Stu- fen gefuͤhrt werden kann. Wir beſchreiben ſogleich die vollendete Erſcheinung, weil wir die verſchiedenen Grade, durch welche ſie durchgeht, ruͤckwaͤrts alsdann deſto beſſer werden einſehen lernen. 433. Die Mitte iſt farblos; daſelbſt, wo die Glaͤſer durch den ſtaͤrkſten Druck gleichſam zu einem vereinigt ſind, zeigt ſich ein dunkelgrauer Punct, um denſel- ben ein ſilberweißer Raum, alsdann folgen in abneh- menden Entfernungen verſchiedene iſolirte Ringe, welche ſaͤmmtlich aus drey Farben, die unmittelbar mit ein- ander verbunden ſind, beſtehen. Jeder dieſer Ringe, deren etwa drey bis vier gezaͤhlt werden koͤnnen, iſt inwendig gelb, in der Mitte purpurfarben und auswen- dig blau. Zwiſchen zwey Ringen findet ſich ein ſilber- weißer Zwiſchenraum. Die letzten Ringe gegen die Peripherie des Phaͤnomens ſtehen immer enger zuſam- men. Sie wechſeln mit Purpur und Gruͤn, ohne ei- nen dazwiſchen bemerklichen ſilberweißen Raum. 434. Wir wollen nunmehr die ſucceſſive Entſtehung des Phaͤnomens vom gelindeſten Druck an beobachten. 435. Beym gelindeſten Druck erſcheint die Mitte ſelbſt gruͤn gefaͤrbt. Darauf folgen bis an die Peripherie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/220
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/220>, abgerufen am 20.04.2024.