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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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tigkeit hie und da einige Unterbrechung der Wellen ver-
ursacht. Schiebt man eine Glasplatte von der andern
weg, so läuft der Hauch farbig ab.

460.

Man könnte jedoch behaupten, daß dieser ver-
bundene Versuch nichts mehr als die einzelnen sage:
denn wie es scheint, so verschwinden die durch den
Druck erregten Farben in dem Maße, wie man die
Gläser von einander abschiebt, und die behauchten
Stellen laufen alsdann mit ihren eignen Farben ab.

461.

Vierte Bedingung. Farbige Erscheinungen
lassen sich fast an allen Blasen beobachten. Die Sei-
fenblasen sind die bekanntesten und ihre Schönheit ist
am leichtesten darzustellen. Doch findet man sie auch
beym Weine, Bier, bey geistigen reinen Liquoren, be-
sonders auch im Schaume der Chocolade.

462.

Wie wir oben einen unendlich schmalen Raum
zwischen zwey Flächen, welche sich berühren, erfor-
derten, so kann man das Häutchen der Seifenblase
als ein unendlich dünnes Blättchen zwischen zwey elasti-
schen Körpern ansehen: denn die Erscheinung zeigt sich
doch eigentlich zwischen der innern, die Blase auftrei-
benden Luft und zwischen der atmosphärischen.

463.

Die Blase, indem man sie hervorbringt, ist farblos;
dann fangen farbige Züge, wie des Marmorpapieres,

I. 12

tigkeit hie und da einige Unterbrechung der Wellen ver-
urſacht. Schiebt man eine Glasplatte von der andern
weg, ſo laͤuft der Hauch farbig ab.

460.

Man koͤnnte jedoch behaupten, daß dieſer ver-
bundene Verſuch nichts mehr als die einzelnen ſage:
denn wie es ſcheint, ſo verſchwinden die durch den
Druck erregten Farben in dem Maße, wie man die
Glaͤſer von einander abſchiebt, und die behauchten
Stellen laufen alsdann mit ihren eignen Farben ab.

461.

Vierte Bedingung. Farbige Erſcheinungen
laſſen ſich faſt an allen Blaſen beobachten. Die Sei-
fenblaſen ſind die bekannteſten und ihre Schoͤnheit iſt
am leichteſten darzuſtellen. Doch findet man ſie auch
beym Weine, Bier, bey geiſtigen reinen Liquoren, be-
ſonders auch im Schaume der Chocolade.

462.

Wie wir oben einen unendlich ſchmalen Raum
zwiſchen zwey Flaͤchen, welche ſich beruͤhren, erfor-
derten, ſo kann man das Haͤutchen der Seifenblaſe
als ein unendlich duͤnnes Blaͤttchen zwiſchen zwey elaſti-
ſchen Koͤrpern anſehen: denn die Erſcheinung zeigt ſich
doch eigentlich zwiſchen der innern, die Blaſe auftrei-
benden Luft und zwiſchen der atmoſphaͤriſchen.

463.

Die Blaſe, indem man ſie hervorbringt, iſt farblos;
dann fangen farbige Zuͤge, wie des Marmorpapieres,

I. 12
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[177/0231] tigkeit hie und da einige Unterbrechung der Wellen ver- urſacht. Schiebt man eine Glasplatte von der andern weg, ſo laͤuft der Hauch farbig ab. 460. Man koͤnnte jedoch behaupten, daß dieſer ver- bundene Verſuch nichts mehr als die einzelnen ſage: denn wie es ſcheint, ſo verſchwinden die durch den Druck erregten Farben in dem Maße, wie man die Glaͤſer von einander abſchiebt, und die behauchten Stellen laufen alsdann mit ihren eignen Farben ab. 461. Vierte Bedingung. Farbige Erſcheinungen laſſen ſich faſt an allen Blaſen beobachten. Die Sei- fenblaſen ſind die bekannteſten und ihre Schoͤnheit iſt am leichteſten darzuſtellen. Doch findet man ſie auch beym Weine, Bier, bey geiſtigen reinen Liquoren, be- ſonders auch im Schaume der Chocolade. 462. Wie wir oben einen unendlich ſchmalen Raum zwiſchen zwey Flaͤchen, welche ſich beruͤhren, erfor- derten, ſo kann man das Haͤutchen der Seifenblaſe als ein unendlich duͤnnes Blaͤttchen zwiſchen zwey elaſti- ſchen Koͤrpern anſehen: denn die Erſcheinung zeigt ſich doch eigentlich zwiſchen der innern, die Blaſe auftrei- benden Luft und zwiſchen der atmoſphaͤriſchen. 463. Die Blaſe, indem man ſie hervorbringt, iſt farblos; dann fangen farbige Zuͤge, wie des Marmorpapieres, I. 12

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/231>, abgerufen am 25.04.2024.