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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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tet, und zugleich die lebhaftesten Farbenerscheinungen
hervorbringt.

471.

Sechste Bedingung. Wenn Metalle erhitzt
werden, so entstehen auf ihrer Oberfläche flüchtig auf
einander folgende Farben, welche jedoch nach Belieben
fest gehalten werden können.

472.

Man erhitze einen polirten Stahl, und er wird
in einem gewissen Grad der Wärme gelb überlaufen.
Nimmt man ihn schnell von den Kohlen weg, so bleibt
ihm diese Farbe.

473.

Sobald der Stahl heißer wird, erscheint das Gelbe
dunkler, höher und geht bald in den Purpur hinüber.
Dieser ist schwer fest zu halten, denn er eilt sehr schnell
ins Hochblaue.

474.

Dieses schöne Blau ist fest zu halten, wenn man
schnell den Stahl aus der Hitze nimmt und ihn in
Asche steckt. Die blau angelaufnen Stahlarbeiten wer-
den auf diesem Wege hervorgebracht. Fährt man aber
fort, den Stahl frey über dem Feuer zu halten, so
wird er in kurzem hellblau und so bleibt er.

475.

Diese Farben ziehen wie ein Hauch über die Stahl-
platte, eine scheint vor der andern zu fliehen; aber

tet, und zugleich die lebhafteſten Farbenerſcheinungen
hervorbringt.

471.

Sechſte Bedingung. Wenn Metalle erhitzt
werden, ſo entſtehen auf ihrer Oberflaͤche fluͤchtig auf
einander folgende Farben, welche jedoch nach Belieben
feſt gehalten werden koͤnnen.

472.

Man erhitze einen polirten Stahl, und er wird
in einem gewiſſen Grad der Waͤrme gelb uͤberlaufen.
Nimmt man ihn ſchnell von den Kohlen weg, ſo bleibt
ihm dieſe Farbe.

473.

Sobald der Stahl heißer wird, erſcheint das Gelbe
dunkler, hoͤher und geht bald in den Purpur hinuͤber.
Dieſer iſt ſchwer feſt zu halten, denn er eilt ſehr ſchnell
ins Hochblaue.

474.

Dieſes ſchoͤne Blau iſt feſt zu halten, wenn man
ſchnell den Stahl aus der Hitze nimmt und ihn in
Aſche ſteckt. Die blau angelaufnen Stahlarbeiten wer-
den auf dieſem Wege hervorgebracht. Faͤhrt man aber
fort, den Stahl frey uͤber dem Feuer zu halten, ſo
wird er in kurzem hellblau und ſo bleibt er.

475.

Dieſe Farben ziehen wie ein Hauch uͤber die Stahl-
platte, eine ſcheint vor der andern zu fliehen; aber

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[181/0235] tet, und zugleich die lebhafteſten Farbenerſcheinungen hervorbringt. 471. Sechſte Bedingung. Wenn Metalle erhitzt werden, ſo entſtehen auf ihrer Oberflaͤche fluͤchtig auf einander folgende Farben, welche jedoch nach Belieben feſt gehalten werden koͤnnen. 472. Man erhitze einen polirten Stahl, und er wird in einem gewiſſen Grad der Waͤrme gelb uͤberlaufen. Nimmt man ihn ſchnell von den Kohlen weg, ſo bleibt ihm dieſe Farbe. 473. Sobald der Stahl heißer wird, erſcheint das Gelbe dunkler, hoͤher und geht bald in den Purpur hinuͤber. Dieſer iſt ſchwer feſt zu halten, denn er eilt ſehr ſchnell ins Hochblaue. 474. Dieſes ſchoͤne Blau iſt feſt zu halten, wenn man ſchnell den Stahl aus der Hitze nimmt und ihn in Aſche ſteckt. Die blau angelaufnen Stahlarbeiten wer- den auf dieſem Wege hervorgebracht. Faͤhrt man aber fort, den Stahl frey uͤber dem Feuer zu halten, ſo wird er in kurzem hellblau und ſo bleibt er. 475. Dieſe Farben ziehen wie ein Hauch uͤber die Stahl- platte, eine ſcheint vor der andern zu fliehen; aber

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/235>, abgerufen am 28.03.2024.