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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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XXXVI.
Ableitung des Schwarzen.

498.

Das Schwarze entspringt uns nicht so uranfäng-
lich, wie das Weiße. Wir treffen es im vegetabili-
schen Reiche bey Halbverbrennungen an, und die Koh-
le, der auch übrigens höchst merkwürdige Körper, zeigt
uns die schwarze Farbe. Auch wenn Holz, z. B. Bre-
ter, durch Licht, Luft und Feuchtigkeit seines Brenn-
lichen zum Theil beraubt wird; so erscheint erst die
graue, dann die schwarze Farbe. Wie wir denn auch
animalische Theile durch eine Halbverbrennung in Kohle
verwandeln können.

499.

Eben so finden wir auch bey den Metallen, daß
oft eine Halboxydation statt findet, wenn die schwarze
Farbe erregt werden soll. So werden durch schwache
Säuerung mehrere Metalle, besonders das Eisen,
schwarz, durch Essig, durch gelinde saure Gährungen,
z. B. eines Reißdecocts u. s. w.

500.

Nicht weniger läßt sich vermuthen, daß eine Ab-
oder Rücksäuerung die schwarze Farbe hervorbringe.
Dieser Fall ist bey der Entstehung der Tinte, da das

XXXVI.
Ableitung des Schwarzen.

498.

Das Schwarze entſpringt uns nicht ſo uranfaͤng-
lich, wie das Weiße. Wir treffen es im vegetabili-
ſchen Reiche bey Halbverbrennungen an, und die Koh-
le, der auch uͤbrigens hoͤchſt merkwuͤrdige Koͤrper, zeigt
uns die ſchwarze Farbe. Auch wenn Holz, z. B. Bre-
ter, durch Licht, Luft und Feuchtigkeit ſeines Brenn-
lichen zum Theil beraubt wird; ſo erſcheint erſt die
graue, dann die ſchwarze Farbe. Wie wir denn auch
animaliſche Theile durch eine Halbverbrennung in Kohle
verwandeln koͤnnen.

499.

Eben ſo finden wir auch bey den Metallen, daß
oft eine Halboxydation ſtatt findet, wenn die ſchwarze
Farbe erregt werden ſoll. So werden durch ſchwache
Saͤuerung mehrere Metalle, beſonders das Eiſen,
ſchwarz, durch Eſſig, durch gelinde ſaure Gaͤhrungen,
z. B. eines Reißdecocts u. ſ. w.

500.

Nicht weniger laͤßt ſich vermuthen, daß eine Ab-
oder Ruͤckſaͤuerung die ſchwarze Farbe hervorbringe.
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[190/0244] XXXVI. Ableitung des Schwarzen. 498. Das Schwarze entſpringt uns nicht ſo uranfaͤng- lich, wie das Weiße. Wir treffen es im vegetabili- ſchen Reiche bey Halbverbrennungen an, und die Koh- le, der auch uͤbrigens hoͤchſt merkwuͤrdige Koͤrper, zeigt uns die ſchwarze Farbe. Auch wenn Holz, z. B. Bre- ter, durch Licht, Luft und Feuchtigkeit ſeines Brenn- lichen zum Theil beraubt wird; ſo erſcheint erſt die graue, dann die ſchwarze Farbe. Wie wir denn auch animaliſche Theile durch eine Halbverbrennung in Kohle verwandeln koͤnnen. 499. Eben ſo finden wir auch bey den Metallen, daß oft eine Halboxydation ſtatt findet, wenn die ſchwarze Farbe erregt werden ſoll. So werden durch ſchwache Saͤuerung mehrere Metalle, beſonders das Eiſen, ſchwarz, durch Eſſig, durch gelinde ſaure Gaͤhrungen, z. B. eines Reißdecocts u. ſ. w. 500. Nicht weniger laͤßt ſich vermuthen, daß eine Ab- oder Ruͤckſaͤuerung die ſchwarze Farbe hervorbringe. Dieſer Fall iſt bey der Entſtehung der Tinte, da das

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/244>, abgerufen am 18.04.2024.