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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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und es läßt sich vermuthen, daß man durch Alcalien
ihn der Culmination näher zu bringen sucht.

529.

Vegetabilische Säfte sind, auf diese Weise behan-
delt, ein in die Augen fallendes Beyspiel. Gurcuma,
Orlean, Safflor und andre, deren färbendes Wesen
man mit Weingeist ausgezogen, und nun Tincturen
von gelber, gelb- und hyacinthrother Farbe vor sich
hat, gehen durch Beymischung von Alcalien in den
Zenith, ja drüber hinaus nach dem Blaurothen zu.

530.

Kein Fall einer Culmination von der Minus-
seite ist mir im mineralischen und vegetabilischen Reiche
bekannt. In dem animalischen ist der Saft der Pur-
purschnecke merkwürdig, von dessen Steigerung und
Culmination von der Minusseite her, wir künftig spre-
chen werden.


XL.
Balanciren.

531.

Die Beweglichkeit der Farbe ist so groß, daß selbst
diejenigen Pigmente, welche man glaubt specificirt zu
haben, sich wieder hin und her wenden lassen. Sie

und es laͤßt ſich vermuthen, daß man durch Alcalien
ihn der Culmination naͤher zu bringen ſucht.

529.

Vegetabiliſche Saͤfte ſind, auf dieſe Weiſe behan-
delt, ein in die Augen fallendes Beyſpiel. Gurcuma,
Orlean, Safflor und andre, deren faͤrbendes Weſen
man mit Weingeiſt ausgezogen, und nun Tincturen
von gelber, gelb- und hyacinthrother Farbe vor ſich
hat, gehen durch Beymiſchung von Alcalien in den
Zenith, ja druͤber hinaus nach dem Blaurothen zu.

530.

Kein Fall einer Culmination von der Minus-
ſeite iſt mir im mineraliſchen und vegetabiliſchen Reiche
bekannt. In dem animaliſchen iſt der Saft der Pur-
purſchnecke merkwuͤrdig, von deſſen Steigerung und
Culmination von der Minusſeite her, wir kuͤnftig ſpre-
chen werden.


XL.
Balanciren.

531.

Die Beweglichkeit der Farbe iſt ſo groß, daß ſelbſt
diejenigen Pigmente, welche man glaubt ſpecificirt zu
haben, ſich wieder hin und her wenden laſſen. Sie

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[200/0254] und es laͤßt ſich vermuthen, daß man durch Alcalien ihn der Culmination naͤher zu bringen ſucht. 529. Vegetabiliſche Saͤfte ſind, auf dieſe Weiſe behan- delt, ein in die Augen fallendes Beyſpiel. Gurcuma, Orlean, Safflor und andre, deren faͤrbendes Weſen man mit Weingeiſt ausgezogen, und nun Tincturen von gelber, gelb- und hyacinthrother Farbe vor ſich hat, gehen durch Beymiſchung von Alcalien in den Zenith, ja druͤber hinaus nach dem Blaurothen zu. 530. Kein Fall einer Culmination von der Minus- ſeite iſt mir im mineraliſchen und vegetabiliſchen Reiche bekannt. In dem animaliſchen iſt der Saft der Pur- purſchnecke merkwuͤrdig, von deſſen Steigerung und Culmination von der Minusſeite her, wir kuͤnftig ſpre- chen werden. XL. Balanciren. 531. Die Beweglichkeit der Farbe iſt ſo groß, daß ſelbſt diejenigen Pigmente, welche man glaubt ſpecificirt zu haben, ſich wieder hin und her wenden laſſen. Sie

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/254>, abgerufen am 25.04.2024.