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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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bige, in denen die schöne Elementarerscheinung hin
und wieder spielt. Es gibt deren, die sich nur theil-
weise vom Grünen auf eine höhere Stufe losgearbeitet
haben.

624.

Blumen einerley Geschlechts, ja einerley Art, fin-
den sich von allen Farben. Rosen und besonders Mal-
ven z. B. gehen einen großen Theil des Farbenkreises
durch, vom Weißen ins Gelbe, sodann durch das
Rothgelbe in den Purpur, und von da in das dun-
kelste, was der Purpur, indem er sich dem Blauen
nähert, ergreifen kann.

625.

Andere fangen schon auf einer höhern Stufe an,
wie z. B. die Mohne, welche von dem Gelbrothen aus-
gehen und sich in das Violette hinüberziehen.

626.

Doch sind auch Farben bey Arten, Gattungen,
ja Familien und Classen, wo nicht beständig, doch herr-
schend, besonders die gelbe Farbe: die blaue ist über-
haupt seltner.

627.

Bey den saftigen Hüllen der Frucht geht etwas
ähnliches vor, indem sie sich von der grünen Farbe
durch das Gelbliche und Gelbe bis zu dem höchsten
Roth erhöhen, wobey die Farbe der Schale die Stu-
fen der Reife andeutet. Einige sind ringsum gefärbt,
einige nur an der Sonnenseite, in welchem letzten

bige, in denen die ſchoͤne Elementarerſcheinung hin
und wieder ſpielt. Es gibt deren, die ſich nur theil-
weiſe vom Gruͤnen auf eine hoͤhere Stufe losgearbeitet
haben.

624.

Blumen einerley Geſchlechts, ja einerley Art, fin-
den ſich von allen Farben. Roſen und beſonders Mal-
ven z. B. gehen einen großen Theil des Farbenkreiſes
durch, vom Weißen ins Gelbe, ſodann durch das
Rothgelbe in den Purpur, und von da in das dun-
kelſte, was der Purpur, indem er ſich dem Blauen
naͤhert, ergreifen kann.

625.

Andere fangen ſchon auf einer hoͤhern Stufe an,
wie z. B. die Mohne, welche von dem Gelbrothen aus-
gehen und ſich in das Violette hinuͤberziehen.

626.

Doch ſind auch Farben bey Arten, Gattungen,
ja Familien und Claſſen, wo nicht beſtaͤndig, doch herr-
ſchend, beſonders die gelbe Farbe: die blaue iſt uͤber-
haupt ſeltner.

627.

Bey den ſaftigen Huͤllen der Frucht geht etwas
aͤhnliches vor, indem ſie ſich von der gruͤnen Farbe
durch das Gelbliche und Gelbe bis zu dem hoͤchſten
Roth erhoͤhen, wobey die Farbe der Schale die Stu-
fen der Reife andeutet. Einige ſind ringsum gefaͤrbt,
einige nur an der Sonnenſeite, in welchem letzten

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[232/0286] bige, in denen die ſchoͤne Elementarerſcheinung hin und wieder ſpielt. Es gibt deren, die ſich nur theil- weiſe vom Gruͤnen auf eine hoͤhere Stufe losgearbeitet haben. 624. Blumen einerley Geſchlechts, ja einerley Art, fin- den ſich von allen Farben. Roſen und beſonders Mal- ven z. B. gehen einen großen Theil des Farbenkreiſes durch, vom Weißen ins Gelbe, ſodann durch das Rothgelbe in den Purpur, und von da in das dun- kelſte, was der Purpur, indem er ſich dem Blauen naͤhert, ergreifen kann. 625. Andere fangen ſchon auf einer hoͤhern Stufe an, wie z. B. die Mohne, welche von dem Gelbrothen aus- gehen und ſich in das Violette hinuͤberziehen. 626. Doch ſind auch Farben bey Arten, Gattungen, ja Familien und Claſſen, wo nicht beſtaͤndig, doch herr- ſchend, beſonders die gelbe Farbe: die blaue iſt uͤber- haupt ſeltner. 627. Bey den ſaftigen Huͤllen der Frucht geht etwas aͤhnliches vor, indem ſie ſich von der gruͤnen Farbe durch das Gelbliche und Gelbe bis zu dem hoͤchſten Roth erhoͤhen, wobey die Farbe der Schale die Stu- fen der Reife andeutet. Einige ſind ringsum gefaͤrbt, einige nur an der Sonnenſeite, in welchem letzten

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/286>, abgerufen am 23.04.2024.