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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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verrücken, dennoch viel breitere Farbensäume hervor-
bringt.

684.

Diese Eigenschaft wird dem Glase durch Metall-
kalke mitgetheilt. Daher Mennige mit einem reinen
Glase innig zusammengeschmolzen und vereinigt, diese
Wirkung hervorbringt. Flintglas (291) ist ein solches
mit Bleykalk bereitetes Glas. Auf diesem Wege ist
man weiter gegangen und hat die sogenannte Spieß-
glanzbutter, die sich nach einer neuern Bereitung als
reine Flüssigkeit darstellen läßt, in linsenförmigen und
prismatischen Gefäßen benutzt, und hat eine sehr starke
Farbenerscheinung bey mäßiger Refraction hervorge-
bracht, und die von uns sogenannte Hyperchromasie
sehr lebhaft dargestellt.

685.

Bedenkt man nun, daß das gemeine Glas, we-
nigstens überwiegend alcalischer Natur sey, indem es
vorzüglich aus Sand und Laugensalzen zusammenge-
schmolzen wird; so möchte wohl eine Reihe von Ver-
suchen belehrend seyn, welche das Verhältniß völlig
alcalischer Liquoren zu völligen Säuren auseinander-
setzten.

686.

Wäre nun das Maximum und Minimum gefun-
den; so wäre die Frage, ob nicht irgend ein brechend
Mittel zu erdenken sey, in welchem die von der Re-
fraction beynah unabhängig auf- und absteigende Far-

verruͤcken, dennoch viel breitere Farbenſaͤume hervor-
bringt.

684.

Dieſe Eigenſchaft wird dem Glaſe durch Metall-
kalke mitgetheilt. Daher Mennige mit einem reinen
Glaſe innig zuſammengeſchmolzen und vereinigt, dieſe
Wirkung hervorbringt. Flintglas (291) iſt ein ſolches
mit Bleykalk bereitetes Glas. Auf dieſem Wege iſt
man weiter gegangen und hat die ſogenannte Spieß-
glanzbutter, die ſich nach einer neuern Bereitung als
reine Fluͤſſigkeit darſtellen laͤßt, in linſenfoͤrmigen und
prismatiſchen Gefaͤßen benutzt, und hat eine ſehr ſtarke
Farbenerſcheinung bey maͤßiger Refraction hervorge-
bracht, und die von uns ſogenannte Hyperchromaſie
ſehr lebhaft dargeſtellt.

685.

Bedenkt man nun, daß das gemeine Glas, we-
nigſtens uͤberwiegend alcaliſcher Natur ſey, indem es
vorzuͤglich aus Sand und Laugenſalzen zuſammenge-
ſchmolzen wird; ſo moͤchte wohl eine Reihe von Ver-
ſuchen belehrend ſeyn, welche das Verhaͤltniß voͤllig
alcaliſcher Liquoren zu voͤlligen Saͤuren auseinander-
ſetzten.

686.

Waͤre nun das Maximum und Minimum gefun-
den; ſo waͤre die Frage, ob nicht irgend ein brechend
Mittel zu erdenken ſey, in welchem die von der Re-
fraction beynah unabhaͤngig auf- und abſteigende Far-

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[253/0307] verruͤcken, dennoch viel breitere Farbenſaͤume hervor- bringt. 684. Dieſe Eigenſchaft wird dem Glaſe durch Metall- kalke mitgetheilt. Daher Mennige mit einem reinen Glaſe innig zuſammengeſchmolzen und vereinigt, dieſe Wirkung hervorbringt. Flintglas (291) iſt ein ſolches mit Bleykalk bereitetes Glas. Auf dieſem Wege iſt man weiter gegangen und hat die ſogenannte Spieß- glanzbutter, die ſich nach einer neuern Bereitung als reine Fluͤſſigkeit darſtellen laͤßt, in linſenfoͤrmigen und prismatiſchen Gefaͤßen benutzt, und hat eine ſehr ſtarke Farbenerſcheinung bey maͤßiger Refraction hervorge- bracht, und die von uns ſogenannte Hyperchromaſie ſehr lebhaft dargeſtellt. 685. Bedenkt man nun, daß das gemeine Glas, we- nigſtens uͤberwiegend alcaliſcher Natur ſey, indem es vorzuͤglich aus Sand und Laugenſalzen zuſammenge- ſchmolzen wird; ſo moͤchte wohl eine Reihe von Ver- ſuchen belehrend ſeyn, welche das Verhaͤltniß voͤllig alcaliſcher Liquoren zu voͤlligen Saͤuren auseinander- ſetzten. 686. Waͤre nun das Maximum und Minimum gefun- den; ſo waͤre die Frage, ob nicht irgend ein brechend Mittel zu erdenken ſey, in welchem die von der Re- fraction beynah unabhaͤngig auf- und abſteigende Far-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/307>, abgerufen am 23.04.2024.