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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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Theile, dieses Ziel immer im Auge haben, und spä-
ter, wo manches deutlicher wird auszusprechen seyn,
auf diese Betrachtung zurückkehren.


Verhältniß zur Mathematik.

722.

Man kann von dem Physiker, welcher die Na-
turlehre in ihrem ganzen Umfange behandeln will, ver-
langen, daß er Mathematiker sey. In den mittleren
Zeiten war die Mathematik das vorzüglichste unter den
Organen, durch welche man sich der Geheimnisse der
Natur zu bemächtigen hoffte; und noch ist in gewissen
Theilen der Naturlehre die Meßkunst, wie billig,
herrschend.

723.

Der Verfasser kann sich keiner Cultur von dieser
Seite rühmen, und verweilt auch deshalb nur in den
von der Meßkunst unabhängigen Regionen, die sich in
der neuern Zeit weit und breit aufgethan haben.

724.

Wer bekennt nicht, daß die Mathematik, als eins
der herrlichsten menschlichen Organe, der Physik von ei-
ner Seite sehr vieles genutzt; daß sie aber durch falsche
Anwendung ihrer Behandlungsweise dieser Wissenschaft

Theile, dieſes Ziel immer im Auge haben, und ſpaͤ-
ter, wo manches deutlicher wird auszuſprechen ſeyn,
auf dieſe Betrachtung zuruͤckkehren.


Verhaͤltniß zur Mathematik.

722.

Man kann von dem Phyſiker, welcher die Na-
turlehre in ihrem ganzen Umfange behandeln will, ver-
langen, daß er Mathematiker ſey. In den mittleren
Zeiten war die Mathematik das vorzuͤglichſte unter den
Organen, durch welche man ſich der Geheimniſſe der
Natur zu bemaͤchtigen hoffte; und noch iſt in gewiſſen
Theilen der Naturlehre die Meßkunſt, wie billig,
herrſchend.

723.

Der Verfaſſer kann ſich keiner Cultur von dieſer
Seite ruͤhmen, und verweilt auch deshalb nur in den
von der Meßkunſt unabhaͤngigen Regionen, die ſich in
der neuern Zeit weit und breit aufgethan haben.

724.

Wer bekennt nicht, daß die Mathematik, als eins
der herrlichſten menſchlichen Organe, der Phyſik von ei-
ner Seite ſehr vieles genutzt; daß ſie aber durch falſche
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[269/0323] Theile, dieſes Ziel immer im Auge haben, und ſpaͤ- ter, wo manches deutlicher wird auszuſprechen ſeyn, auf dieſe Betrachtung zuruͤckkehren. Verhaͤltniß zur Mathematik. 722. Man kann von dem Phyſiker, welcher die Na- turlehre in ihrem ganzen Umfange behandeln will, ver- langen, daß er Mathematiker ſey. In den mittleren Zeiten war die Mathematik das vorzuͤglichſte unter den Organen, durch welche man ſich der Geheimniſſe der Natur zu bemaͤchtigen hoffte; und noch iſt in gewiſſen Theilen der Naturlehre die Meßkunſt, wie billig, herrſchend. 723. Der Verfaſſer kann ſich keiner Cultur von dieſer Seite ruͤhmen, und verweilt auch deshalb nur in den von der Meßkunſt unabhaͤngigen Regionen, die ſich in der neuern Zeit weit und breit aufgethan haben. 724. Wer bekennt nicht, daß die Mathematik, als eins der herrlichſten menſchlichen Organe, der Phyſik von ei- ner Seite ſehr vieles genutzt; daß ſie aber durch falſche Anwendung ihrer Behandlungsweiſe dieſer Wiſſenſchaft

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/323>, abgerufen am 24.04.2024.