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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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in der Folge viel Schädliches. Der energische Grund
wächst und wird dunkler; was die hellen Farben nach
und nach an Klarheit verlieren, giebt der Schattenseite
immer mehr und mehr Uebergewicht. Die Mitteltinten
werden immer dunkler und der Schatten zuletzt ganz
finster. Die stark aufgetragenen Lichter bleiben allein hell
und man sieht nur lichte Flecken auf dem Bilde; wo-
von uns die Gemälde der bolognesischen Schule und
des Caravaggio genugsame Beyspiele geben.

910.

Auch ist nicht unschicklich, hier noch zum Schlusse
des Lasirens zu erwähnen. Dieses geschieht, wenn man
eine schon aufgetragene Farbe als hellen Grund be-
trachtet. Man kann eine Farbe dadurch fürs Auge
mischen, sie steigern, ihr einen sogenannten Ton geben;
man macht sie dabey aber immer dunkler.


Pigmente.

911.

Wir empfangen sie aus der Hand des Chemikers
und Naturforschers. Manches ist darüber aufgezeichnet
und durch den Druck bekannt geworden; doch ver-
diente dieses Capitel von Zeit zu Zeit neu bearbeitet
zu werden. Indessen theilt der Meister seine Kennt-

in der Folge viel Schaͤdliches. Der energiſche Grund
waͤchſt und wird dunkler; was die hellen Farben nach
und nach an Klarheit verlieren, giebt der Schattenſeite
immer mehr und mehr Uebergewicht. Die Mitteltinten
werden immer dunkler und der Schatten zuletzt ganz
finſter. Die ſtark aufgetragenen Lichter bleiben allein hell
und man ſieht nur lichte Flecken auf dem Bilde; wo-
von uns die Gemaͤlde der bologneſiſchen Schule und
des Caravaggio genugſame Beyſpiele geben.

910.

Auch iſt nicht unſchicklich, hier noch zum Schluſſe
des Laſirens zu erwaͤhnen. Dieſes geſchieht, wenn man
eine ſchon aufgetragene Farbe als hellen Grund be-
trachtet. Man kann eine Farbe dadurch fuͤrs Auge
miſchen, ſie ſteigern, ihr einen ſogenannten Ton geben;
man macht ſie dabey aber immer dunkler.


Pigmente.

911.

Wir empfangen ſie aus der Hand des Chemikers
und Naturforſchers. Manches iſt daruͤber aufgezeichnet
und durch den Druck bekannt geworden; doch ver-
diente dieſes Capitel von Zeit zu Zeit neu bearbeitet
zu werden. Indeſſen theilt der Meiſter ſeine Kennt-

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[334/0388] in der Folge viel Schaͤdliches. Der energiſche Grund waͤchſt und wird dunkler; was die hellen Farben nach und nach an Klarheit verlieren, giebt der Schattenſeite immer mehr und mehr Uebergewicht. Die Mitteltinten werden immer dunkler und der Schatten zuletzt ganz finſter. Die ſtark aufgetragenen Lichter bleiben allein hell und man ſieht nur lichte Flecken auf dem Bilde; wo- von uns die Gemaͤlde der bologneſiſchen Schule und des Caravaggio genugſame Beyſpiele geben. 910. Auch iſt nicht unſchicklich, hier noch zum Schluſſe des Laſirens zu erwaͤhnen. Dieſes geſchieht, wenn man eine ſchon aufgetragene Farbe als hellen Grund be- trachtet. Man kann eine Farbe dadurch fuͤrs Auge miſchen, ſie ſteigern, ihr einen ſogenannten Ton geben; man macht ſie dabey aber immer dunkler. Pigmente. 911. Wir empfangen ſie aus der Hand des Chemikers und Naturforſchers. Manches iſt daruͤber aufgezeichnet und durch den Druck bekannt geworden; doch ver- diente dieſes Capitel von Zeit zu Zeit neu bearbeitet zu werden. Indeſſen theilt der Meiſter ſeine Kennt-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/388>, abgerufen am 25.04.2024.