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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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Zwischenrede.

15.

Vorstehendes war geschrieben und das Nachste-
hende zum größten Theil, als die Frage entstand,
ob es nicht räthlich sey, mit wenigem gleich hier
anzugeben, worin sich denn die Meynung, welcher
wir zugethan sind, von derjenigen unterscheidet, die
von Newton herstammend sich über die gelehrte und
ungelehrte Welt verbreitet hat.

16.

Wir bemerken zuerst, daß diejenige Denkweise,
welche wir billigen, uns nicht etwa eigenthümlich
angehört, oder als eine neue nie vernommene Lehre
vorgetragen wird. Es finden sich vielmehr von der-
selben in den frühern Zeiten deutliche Spuren, ja
sie hat sich immer, durch alle schwankenden Mey-
nungen hindurch, so manche Jahrhunderte her le-
bendig erhalten, und ist von Zeit zu Zeit wieder
ausgesprochen worden, wovon uns die Geschichte
weiter unterrichten wird.

Zwiſchenrede.

15.

Vorſtehendes war geſchrieben und das Nachſte-
hende zum groͤßten Theil, als die Frage entſtand,
ob es nicht raͤthlich ſey, mit wenigem gleich hier
anzugeben, worin ſich denn die Meynung, welcher
wir zugethan ſind, von derjenigen unterſcheidet, die
von Newton herſtammend ſich uͤber die gelehrte und
ungelehrte Welt verbreitet hat.

16.

Wir bemerken zuerſt, daß diejenige Denkweiſe,
welche wir billigen, uns nicht etwa eigenthuͤmlich
angehoͤrt, oder als eine neue nie vernommene Lehre
vorgetragen wird. Es finden ſich vielmehr von der-
ſelben in den fruͤhern Zeiten deutliche Spuren, ja
ſie hat ſich immer, durch alle ſchwankenden Mey-
nungen hindurch, ſo manche Jahrhunderte her le-
bendig erhalten, und iſt von Zeit zu Zeit wieder
ausgeſprochen worden, wovon uns die Geſchichte
weiter unterrichten wird.

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[364/0418] Zwiſchenrede. 15. Vorſtehendes war geſchrieben und das Nachſte- hende zum groͤßten Theil, als die Frage entſtand, ob es nicht raͤthlich ſey, mit wenigem gleich hier anzugeben, worin ſich denn die Meynung, welcher wir zugethan ſind, von derjenigen unterſcheidet, die von Newton herſtammend ſich uͤber die gelehrte und ungelehrte Welt verbreitet hat. 16. Wir bemerken zuerſt, daß diejenige Denkweiſe, welche wir billigen, uns nicht etwa eigenthuͤmlich angehoͤrt, oder als eine neue nie vernommene Lehre vorgetragen wird. Es finden ſich vielmehr von der- ſelben in den fruͤhern Zeiten deutliche Spuren, ja ſie hat ſich immer, durch alle ſchwankenden Mey- nungen hindurch, ſo manche Jahrhunderte her le- bendig erhalten, und iſt von Zeit zu Zeit wieder ausgeſprochen worden, wovon uns die Geſchichte weiter unterrichten wird.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/418>, abgerufen am 24.04.2024.