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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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17.

Newton behauptet, in dem weißen farblosen
Lichte überall, besonders aber in dem Sonnenlicht,
seyen mehrere farbige, (die Empfindung der Farbe
erregende,) verschiedene Lichter wirklich enthalten, de-
ren Zusammensetzung das weiße Licht (die Empfin-
dung des weißen Lichts) hervorbringe.

18.

Damit aber diese Lichter zum Vorschein kom-
men, setzt er dem weißen Licht gar mancherley Be-
dingungen entgegen, durchsichtige Körper, welche
das Licht von seiner Bahn ablenken, undurchsichtige,
die es zurückwerfen, andre, an denen es hergeht;
aber diese Bedingungen sind ihm nicht einmal ge-
nug. Er gibt den brechenden Mitteln allerley For-
men, den Raum, in dem er operirt, richtet er auf
mannigfaltige Weise ein, er beschränkt das Licht
durch kleine Oeffnungen, durch winzige Spalten,
und bringt es auf hunderterley Art in die Enge.
Dabey behauptet er nun, daß alle diese Bedingun-
gen keinen andern Einfluß haben, als die Eigen-
schaften, die Fertigkeiten (fits) des Lichtes rege zu
machen, so daß dadurch sein Innres aufgeschlossen
werde, und was in ihm liegt, an den Tag komme.

17.

Newton behauptet, in dem weißen farbloſen
Lichte uͤberall, beſonders aber in dem Sonnenlicht,
ſeyen mehrere farbige, (die Empfindung der Farbe
erregende,) verſchiedene Lichter wirklich enthalten, de-
ren Zuſammenſetzung das weiße Licht (die Empfin-
dung des weißen Lichts) hervorbringe.

18.

Damit aber dieſe Lichter zum Vorſchein kom-
men, ſetzt er dem weißen Licht gar mancherley Be-
dingungen entgegen, durchſichtige Koͤrper, welche
das Licht von ſeiner Bahn ablenken, undurchſichtige,
die es zuruͤckwerfen, andre, an denen es hergeht;
aber dieſe Bedingungen ſind ihm nicht einmal ge-
nug. Er gibt den brechenden Mitteln allerley For-
men, den Raum, in dem er operirt, richtet er auf
mannigfaltige Weiſe ein, er beſchraͤnkt das Licht
durch kleine Oeffnungen, durch winzige Spalten,
und bringt es auf hunderterley Art in die Enge.
Dabey behauptet er nun, daß alle dieſe Bedingun-
gen keinen andern Einfluß haben, als die Eigen-
ſchaften, die Fertigkeiten (fits) des Lichtes rege zu
machen, ſo daß dadurch ſein Innres aufgeſchloſſen
werde, und was in ihm liegt, an den Tag komme.

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[365/0419] 17. Newton behauptet, in dem weißen farbloſen Lichte uͤberall, beſonders aber in dem Sonnenlicht, ſeyen mehrere farbige, (die Empfindung der Farbe erregende,) verſchiedene Lichter wirklich enthalten, de- ren Zuſammenſetzung das weiße Licht (die Empfin- dung des weißen Lichts) hervorbringe. 18. Damit aber dieſe Lichter zum Vorſchein kom- men, ſetzt er dem weißen Licht gar mancherley Be- dingungen entgegen, durchſichtige Koͤrper, welche das Licht von ſeiner Bahn ablenken, undurchſichtige, die es zuruͤckwerfen, andre, an denen es hergeht; aber dieſe Bedingungen ſind ihm nicht einmal ge- nug. Er gibt den brechenden Mitteln allerley For- men, den Raum, in dem er operirt, richtet er auf mannigfaltige Weiſe ein, er beſchraͤnkt das Licht durch kleine Oeffnungen, durch winzige Spalten, und bringt es auf hunderterley Art in die Enge. Dabey behauptet er nun, daß alle dieſe Bedingun- gen keinen andern Einfluß haben, als die Eigen- ſchaften, die Fertigkeiten (fits) des Lichtes rege zu machen, ſo daß dadurch ſein Innres aufgeſchloſſen werde, und was in ihm liegt, an den Tag komme.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/419>, abgerufen am 29.03.2024.