Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
61.

Durch Prismen von dreyseitiger Base und durch
Linsen werden diejenigen Operationen vollbracht, mit
denen wir uns besonders beschäftigen.

62.

Die Linsen sind gleichsam eine Versammlung un-
endlicher Prismen; und zwar convexe eine Versammlung
von Prismen, die mit dem Rücken aneinanderstehen;
concave eine Versammlung von Prismen, die mit der
Schneide aneinanderstehen, und in beyden Fällen um
ein Centrum versammelt mit krummlinigen Oberflächen.

63.

Das gewöhnliche Prisma, mit dem brechenden
Winkel nach unten gekehrt, bewegt die Gegenstände
nach dem Beobachter zu; das Prisma mit dem brechen-
den Winkel nach oben gekehrt, rückt die Gegenstände
vom Beobachter ab. Wenn man sich diese beyden Ope-
rationen im Kreise herumdenkt, so verengt das erste den
Raum um den Beobachter her, das zweyte erweitert
ihn. Daher muß ein convexes Glas im subjectiven
Fall vergrößern, ein concaves verkleinern; bey der
Operation hingegen, die wir die objective nennen, ge-
schieht das Gegentheil.

64.

Die convexe Linse, mit der wir es hier eigentlich
zu thun haben, bringt die Bilder, welche durch sie hin-

61.

Durch Prismen von dreyſeitiger Baſe und durch
Linſen werden diejenigen Operationen vollbracht, mit
denen wir uns beſonders beſchaͤftigen.

62.

Die Linſen ſind gleichſam eine Verſammlung un-
endlicher Prismen; und zwar convexe eine Verſammlung
von Prismen, die mit dem Ruͤcken aneinanderſtehen;
concave eine Verſammlung von Prismen, die mit der
Schneide aneinanderſtehen, und in beyden Faͤllen um
ein Centrum verſammelt mit krummlinigen Oberflaͤchen.

63.

Das gewoͤhnliche Prisma, mit dem brechenden
Winkel nach unten gekehrt, bewegt die Gegenſtaͤnde
nach dem Beobachter zu; das Prisma mit dem brechen-
den Winkel nach oben gekehrt, ruͤckt die Gegenſtaͤnde
vom Beobachter ab. Wenn man ſich dieſe beyden Ope-
rationen im Kreiſe herumdenkt, ſo verengt das erſte den
Raum um den Beobachter her, das zweyte erweitert
ihn. Daher muß ein convexes Glas im ſubjectiven
Fall vergroͤßern, ein concaves verkleinern; bey der
Operation hingegen, die wir die objective nennen, ge-
ſchieht das Gegentheil.

64.

Die convexe Linſe, mit der wir es hier eigentlich
zu thun haben, bringt die Bilder, welche durch ſie hin-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0444" n="390"/>
              <div n="5">
                <head>61.</head><lb/>
                <p>Durch Prismen von drey&#x017F;eitiger Ba&#x017F;e und durch<lb/>
Lin&#x017F;en werden diejenigen Operationen vollbracht, mit<lb/>
denen wir uns be&#x017F;onders be&#x017F;cha&#x0364;ftigen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>62.</head><lb/>
                <p>Die Lin&#x017F;en &#x017F;ind gleich&#x017F;am eine Ver&#x017F;ammlung un-<lb/>
endlicher Prismen; und zwar convexe eine Ver&#x017F;ammlung<lb/>
von Prismen, die mit dem Ru&#x0364;cken aneinander&#x017F;tehen;<lb/>
concave eine Ver&#x017F;ammlung von Prismen, die mit der<lb/>
Schneide aneinander&#x017F;tehen, und in beyden Fa&#x0364;llen um<lb/>
ein Centrum ver&#x017F;ammelt mit krummlinigen Oberfla&#x0364;chen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>63.</head><lb/>
                <p>Das gewo&#x0364;hnliche Prisma, mit dem brechenden<lb/>
Winkel nach unten gekehrt, bewegt die Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
nach dem Beobachter zu; das Prisma mit dem brechen-<lb/>
den Winkel nach oben gekehrt, ru&#x0364;ckt die Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
vom Beobachter ab. Wenn man &#x017F;ich die&#x017F;e beyden Ope-<lb/>
rationen im Krei&#x017F;e herumdenkt, &#x017F;o verengt das er&#x017F;te den<lb/>
Raum um den Beobachter her, das zweyte erweitert<lb/>
ihn. Daher muß ein convexes Glas im &#x017F;ubjectiven<lb/>
Fall vergro&#x0364;ßern, ein concaves verkleinern; bey der<lb/>
Operation hingegen, die wir die objective nennen, ge-<lb/>
&#x017F;chieht das Gegentheil.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>64.</head><lb/>
                <p>Die convexe Lin&#x017F;e, mit der wir es hier eigentlich<lb/>
zu thun haben, bringt die Bilder, welche durch &#x017F;ie hin-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[390/0444] 61. Durch Prismen von dreyſeitiger Baſe und durch Linſen werden diejenigen Operationen vollbracht, mit denen wir uns beſonders beſchaͤftigen. 62. Die Linſen ſind gleichſam eine Verſammlung un- endlicher Prismen; und zwar convexe eine Verſammlung von Prismen, die mit dem Ruͤcken aneinanderſtehen; concave eine Verſammlung von Prismen, die mit der Schneide aneinanderſtehen, und in beyden Faͤllen um ein Centrum verſammelt mit krummlinigen Oberflaͤchen. 63. Das gewoͤhnliche Prisma, mit dem brechenden Winkel nach unten gekehrt, bewegt die Gegenſtaͤnde nach dem Beobachter zu; das Prisma mit dem brechen- den Winkel nach oben gekehrt, ruͤckt die Gegenſtaͤnde vom Beobachter ab. Wenn man ſich dieſe beyden Ope- rationen im Kreiſe herumdenkt, ſo verengt das erſte den Raum um den Beobachter her, das zweyte erweitert ihn. Daher muß ein convexes Glas im ſubjectiven Fall vergroͤßern, ein concaves verkleinern; bey der Operation hingegen, die wir die objective nennen, ge- ſchieht das Gegentheil. 64. Die convexe Linſe, mit der wir es hier eigentlich zu thun haben, bringt die Bilder, welche durch ſie hin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/444
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/444>, abgerufen am 19.04.2024.