Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

worauf die Abbildung vor sich geht. Auf diese Weise
kann man die Linse gegen das Vorbild, oder gegen die
Tafel, und die Tafel entweder gegen beyde zu, oder
von beyden abrücken, und die drey verschiedenen Theile,
Vorbild, Linse und Tafel stehn vollkommen parallel ge-
gen einander. Hat man den Punct, der zur Beobach-
tung günstig ist, gefunden; so kann man durch eine
Schraube den innern Rahmen festhalten. Diese Vor-
richtung ist bequem und sicher, weil alles zusammen-
steht und genau auf einander paßt. Man sucht nun
den Punct, wo das Abbild am deutlichsten ist, indem
man Linse und Tafel hin und her bewegt. Hat man
diesen gefunden; so fängt man die Beobachtung an.

70.

4) Das Abbild. Newton führt uns mit seiner
hellrothen und dunkelblauen Pappe, wie er pflegt, in
medias res;
und wir haben schon oben bemerkt, daß
erst das Vorbild vermannigfaltigt und untersucht wer-
den müsse, um zu erfahren, was man von dem Abbild
erwarten könne. Wir gehen daher folgendermaßen zu
Werke. Wir bringen auf eine Pappe vier Vierecke in
ein größeres Viereck zusammen, ein schwarzes, ein
weißes, ein dunkelgraues und ein hellgraues. Wir zie-
hen schwarze und weiße Striche darüber hin und be-
merken sie schon mit bloßem Auge nach Verschiedenheit
des Grundes mehr oder weniger. Doch da Newton
selbst seine schwarzen Fäden Bilder nennt, warum macht
er denn den Versuch nicht mit wirklichen kleinen Bil-

worauf die Abbildung vor ſich geht. Auf dieſe Weiſe
kann man die Linſe gegen das Vorbild, oder gegen die
Tafel, und die Tafel entweder gegen beyde zu, oder
von beyden abruͤcken, und die drey verſchiedenen Theile,
Vorbild, Linſe und Tafel ſtehn vollkommen parallel ge-
gen einander. Hat man den Punct, der zur Beobach-
tung guͤnſtig iſt, gefunden; ſo kann man durch eine
Schraube den innern Rahmen feſthalten. Dieſe Vor-
richtung iſt bequem und ſicher, weil alles zuſammen-
ſteht und genau auf einander paßt. Man ſucht nun
den Punct, wo das Abbild am deutlichſten iſt, indem
man Linſe und Tafel hin und her bewegt. Hat man
dieſen gefunden; ſo faͤngt man die Beobachtung an.

70.

4) Das Abbild. Newton fuͤhrt uns mit ſeiner
hellrothen und dunkelblauen Pappe, wie er pflegt, in
medias res;
und wir haben ſchon oben bemerkt, daß
erſt das Vorbild vermannigfaltigt und unterſucht wer-
den muͤſſe, um zu erfahren, was man von dem Abbild
erwarten koͤnne. Wir gehen daher folgendermaßen zu
Werke. Wir bringen auf eine Pappe vier Vierecke in
ein groͤßeres Viereck zuſammen, ein ſchwarzes, ein
weißes, ein dunkelgraues und ein hellgraues. Wir zie-
hen ſchwarze und weiße Striche daruͤber hin und be-
merken ſie ſchon mit bloßem Auge nach Verſchiedenheit
des Grundes mehr oder weniger. Doch da Newton
ſelbſt ſeine ſchwarzen Faͤden Bilder nennt, warum macht
er denn den Verſuch nicht mit wirklichen kleinen Bil-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0447" n="393"/>
worauf die Abbildung vor &#x017F;ich geht. Auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e<lb/>
kann man die Lin&#x017F;e gegen das Vorbild, oder gegen die<lb/>
Tafel, und die Tafel entweder gegen beyde zu, oder<lb/>
von beyden abru&#x0364;cken, und die drey ver&#x017F;chiedenen Theile,<lb/>
Vorbild, Lin&#x017F;e und Tafel &#x017F;tehn vollkommen parallel ge-<lb/>
gen einander. Hat man den Punct, der zur Beobach-<lb/>
tung gu&#x0364;n&#x017F;tig i&#x017F;t, gefunden; &#x017F;o kann man durch eine<lb/>
Schraube den innern Rahmen fe&#x017F;thalten. Die&#x017F;e Vor-<lb/>
richtung i&#x017F;t bequem und &#x017F;icher, weil alles zu&#x017F;ammen-<lb/>
&#x017F;teht und genau auf einander paßt. Man &#x017F;ucht nun<lb/>
den Punct, wo das Abbild am deutlich&#x017F;ten i&#x017F;t, indem<lb/>
man Lin&#x017F;e und Tafel hin und her bewegt. Hat man<lb/>
die&#x017F;en gefunden; &#x017F;o fa&#x0364;ngt man die Beobachtung an.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>70.</head><lb/>
                <p>4) <hi rendition="#g">Das Abbild</hi>. Newton fu&#x0364;hrt uns mit &#x017F;einer<lb/>
hellrothen und dunkelblauen Pappe, wie er pflegt, <hi rendition="#aq">in<lb/>
medias res;</hi> und wir haben &#x017F;chon oben bemerkt, daß<lb/>
er&#x017F;t das Vorbild vermannigfaltigt und unter&#x017F;ucht wer-<lb/>
den mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, um zu erfahren, was man von dem Abbild<lb/>
erwarten ko&#x0364;nne. Wir gehen daher folgendermaßen zu<lb/>
Werke. Wir bringen auf eine Pappe vier Vierecke in<lb/>
ein gro&#x0364;ßeres Viereck zu&#x017F;ammen, ein &#x017F;chwarzes, ein<lb/>
weißes, ein dunkelgraues und ein hellgraues. Wir zie-<lb/>
hen &#x017F;chwarze und weiße Striche daru&#x0364;ber hin und be-<lb/>
merken &#x017F;ie &#x017F;chon mit bloßem Auge nach Ver&#x017F;chiedenheit<lb/>
des Grundes mehr oder weniger. Doch da Newton<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eine &#x017F;chwarzen Fa&#x0364;den Bilder nennt, warum macht<lb/>
er denn den Ver&#x017F;uch nicht mit wirklichen kleinen Bil-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[393/0447] worauf die Abbildung vor ſich geht. Auf dieſe Weiſe kann man die Linſe gegen das Vorbild, oder gegen die Tafel, und die Tafel entweder gegen beyde zu, oder von beyden abruͤcken, und die drey verſchiedenen Theile, Vorbild, Linſe und Tafel ſtehn vollkommen parallel ge- gen einander. Hat man den Punct, der zur Beobach- tung guͤnſtig iſt, gefunden; ſo kann man durch eine Schraube den innern Rahmen feſthalten. Dieſe Vor- richtung iſt bequem und ſicher, weil alles zuſammen- ſteht und genau auf einander paßt. Man ſucht nun den Punct, wo das Abbild am deutlichſten iſt, indem man Linſe und Tafel hin und her bewegt. Hat man dieſen gefunden; ſo faͤngt man die Beobachtung an. 70. 4) Das Abbild. Newton fuͤhrt uns mit ſeiner hellrothen und dunkelblauen Pappe, wie er pflegt, in medias res; und wir haben ſchon oben bemerkt, daß erſt das Vorbild vermannigfaltigt und unterſucht wer- den muͤſſe, um zu erfahren, was man von dem Abbild erwarten koͤnne. Wir gehen daher folgendermaßen zu Werke. Wir bringen auf eine Pappe vier Vierecke in ein groͤßeres Viereck zuſammen, ein ſchwarzes, ein weißes, ein dunkelgraues und ein hellgraues. Wir zie- hen ſchwarze und weiße Striche daruͤber hin und be- merken ſie ſchon mit bloßem Auge nach Verſchiedenheit des Grundes mehr oder weniger. Doch da Newton ſelbſt ſeine ſchwarzen Faͤden Bilder nennt, warum macht er denn den Verſuch nicht mit wirklichen kleinen Bil-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/447
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/447>, abgerufen am 19.04.2024.