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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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schon bekannt gemacht; so wendet sich der Verfasser an
die rechte Quelle, zur Sonne nehmlich, als demjenigen
Lichte, das wir gern für ein Urlicht annehmen.

83.

Das Licht der Sonne also, heißt es, besteht aus
Strahlen von verschiedener Refrangibilität. Warum
wird denn aber hier der Sonne vorzüglich erwähnt?
Das Licht des Mondes, der Sterne, einer jeden Kerze,
eines jeden hellen Bildes auf dunklem Grunde ist in
dem Fall, uns die Phänomene zu zeigen, die man hier
der Sonne als eigenthümlich zuschreibt. Sey es auch,
daß man sich der Sonne zu den Versuchen, welche wir die
objectiven genannt haben, wegen ihrer mächtigen Wir-
kung bediene, so ist dieß ein Umstand, der für den Ex-
perimentator günstig ist, aber keinesweges eine Grund-
erscheinung, an die man eine Theorie anlehnen könnte.

84.

Wir haben deßwegen in unserm Entwurfe, bey den
dioptrischen Versuchen der zweyten Classe, die subjectiven
vorangestellt, weil sich aus denselben deutlich machen
läßt, daß hier keinesweges von Licht, noch Lichtern,
sondern von einem Bilde und dessen Gränzen die Rede
sey; da denn die Sonne vor keinem andern Bilde, ja
nicht vor einem hell- oder dunkelgrauen auf schwarzem
Grunde, den mindesten Vorzug hat.

ſchon bekannt gemacht; ſo wendet ſich der Verfaſſer an
die rechte Quelle, zur Sonne nehmlich, als demjenigen
Lichte, das wir gern fuͤr ein Urlicht annehmen.

83.

Das Licht der Sonne alſo, heißt es, beſteht aus
Strahlen von verſchiedener Refrangibilitaͤt. Warum
wird denn aber hier der Sonne vorzuͤglich erwaͤhnt?
Das Licht des Mondes, der Sterne, einer jeden Kerze,
eines jeden hellen Bildes auf dunklem Grunde iſt in
dem Fall, uns die Phaͤnomene zu zeigen, die man hier
der Sonne als eigenthuͤmlich zuſchreibt. Sey es auch,
daß man ſich der Sonne zu den Verſuchen, welche wir die
objectiven genannt haben, wegen ihrer maͤchtigen Wir-
kung bediene, ſo iſt dieß ein Umſtand, der fuͤr den Ex-
perimentator guͤnſtig iſt, aber keinesweges eine Grund-
erſcheinung, an die man eine Theorie anlehnen koͤnnte.

84.

Wir haben deßwegen in unſerm Entwurfe, bey den
dioptriſchen Verſuchen der zweyten Claſſe, die ſubjectiven
vorangeſtellt, weil ſich aus denſelben deutlich machen
laͤßt, daß hier keinesweges von Licht, noch Lichtern,
ſondern von einem Bilde und deſſen Graͤnzen die Rede
ſey; da denn die Sonne vor keinem andern Bilde, ja
nicht vor einem hell- oder dunkelgrauen auf ſchwarzem
Grunde, den mindeſten Vorzug hat.

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[402/0456] ſchon bekannt gemacht; ſo wendet ſich der Verfaſſer an die rechte Quelle, zur Sonne nehmlich, als demjenigen Lichte, das wir gern fuͤr ein Urlicht annehmen. 83. Das Licht der Sonne alſo, heißt es, beſteht aus Strahlen von verſchiedener Refrangibilitaͤt. Warum wird denn aber hier der Sonne vorzuͤglich erwaͤhnt? Das Licht des Mondes, der Sterne, einer jeden Kerze, eines jeden hellen Bildes auf dunklem Grunde iſt in dem Fall, uns die Phaͤnomene zu zeigen, die man hier der Sonne als eigenthuͤmlich zuſchreibt. Sey es auch, daß man ſich der Sonne zu den Verſuchen, welche wir die objectiven genannt haben, wegen ihrer maͤchtigen Wir- kung bediene, ſo iſt dieß ein Umſtand, der fuͤr den Ex- perimentator guͤnſtig iſt, aber keinesweges eine Grund- erſcheinung, an die man eine Theorie anlehnen koͤnnte. 84. Wir haben deßwegen in unſerm Entwurfe, bey den dioptriſchen Verſuchen der zweyten Claſſe, die ſubjectiven vorangeſtellt, weil ſich aus denſelben deutlich machen laͤßt, daß hier keinesweges von Licht, noch Lichtern, ſondern von einem Bilde und deſſen Graͤnzen die Rede ſey; da denn die Sonne vor keinem andern Bilde, ja nicht vor einem hell- oder dunkelgrauen auf ſchwarzem Grunde, den mindeſten Vorzug hat.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/456>, abgerufen am 16.04.2024.