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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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und seine Schüler dieses Phänomen keinesweges, wie
sie es hätten thun sollen, entwickelten, so mußte ihnen
auch seine eigentliche Natur verborgen bleiben und
Irrthum über Irrthum sich anhäufen. Wir machen be-
sonders auf das, was wir jetzt vortragen werden, den
Leser aufmerksam.

90.

Newton, nachdem er die Erscheinung sorgfältig
gemessen und mancherley dabey vorkommende Umstände,
nur die rechten nicht, beobachtet, fährt fort:

Die verschiedene Größe der Oeffnung in dem Fensterladen
und die verschiedene Stärke der Prismen, wodurch die Strah-
len hindurchgehen, machen keine merkliche Veränderung in der
Länge des Bildes.

91.

Diese beyden Assertionen sind völlig unwahr, weil
gerade die Größe des Bildes, so wie die Größe des
Winkels des gebrauchten Prismas, vorzüglich die Aus-
dehnung der Länge des Bildes gegen seine Breite be-
stimmt und verschieden macht. Wir werden der ersten
dieser beyden Wirkungen eine Figur auf unsern Tafeln
widmen, und hier das Nöthige zur näheren Einsicht des
Verhältnisses aussprechen.

92.

Unsern aufmerksamen Lesern ist bekannt, daß wenn
ein helles Bild verrückt wird, der gelbrothe Rand und

und ſeine Schuͤler dieſes Phaͤnomen keinesweges, wie
ſie es haͤtten thun ſollen, entwickelten, ſo mußte ihnen
auch ſeine eigentliche Natur verborgen bleiben und
Irrthum uͤber Irrthum ſich anhaͤufen. Wir machen be-
ſonders auf das, was wir jetzt vortragen werden, den
Leſer aufmerkſam.

90.

Newton, nachdem er die Erſcheinung ſorgfaͤltig
gemeſſen und mancherley dabey vorkommende Umſtaͤnde,
nur die rechten nicht, beobachtet, faͤhrt fort:

Die verſchiedene Groͤße der Oeffnung in dem Fenſterladen
und die verſchiedene Staͤrke der Prismen, wodurch die Strah-
len hindurchgehen, machen keine merkliche Veraͤnderung in der
Laͤnge des Bildes.

91.

Dieſe beyden Aſſertionen ſind voͤllig unwahr, weil
gerade die Groͤße des Bildes, ſo wie die Groͤße des
Winkels des gebrauchten Prismas, vorzuͤglich die Aus-
dehnung der Laͤnge des Bildes gegen ſeine Breite be-
ſtimmt und verſchieden macht. Wir werden der erſten
dieſer beyden Wirkungen eine Figur auf unſern Tafeln
widmen, und hier das Noͤthige zur naͤheren Einſicht des
Verhaͤltniſſes ausſprechen.

92.

Unſern aufmerkſamen Leſern iſt bekannt, daß wenn
ein helles Bild verruͤckt wird, der gelbrothe Rand und

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[406/0460] und ſeine Schuͤler dieſes Phaͤnomen keinesweges, wie ſie es haͤtten thun ſollen, entwickelten, ſo mußte ihnen auch ſeine eigentliche Natur verborgen bleiben und Irrthum uͤber Irrthum ſich anhaͤufen. Wir machen be- ſonders auf das, was wir jetzt vortragen werden, den Leſer aufmerkſam. 90. Newton, nachdem er die Erſcheinung ſorgfaͤltig gemeſſen und mancherley dabey vorkommende Umſtaͤnde, nur die rechten nicht, beobachtet, faͤhrt fort: Die verſchiedene Groͤße der Oeffnung in dem Fenſterladen und die verſchiedene Staͤrke der Prismen, wodurch die Strah- len hindurchgehen, machen keine merkliche Veraͤnderung in der Laͤnge des Bildes. 91. Dieſe beyden Aſſertionen ſind voͤllig unwahr, weil gerade die Groͤße des Bildes, ſo wie die Groͤße des Winkels des gebrauchten Prismas, vorzuͤglich die Aus- dehnung der Laͤnge des Bildes gegen ſeine Breite be- ſtimmt und verſchieden macht. Wir werden der erſten dieſer beyden Wirkungen eine Figur auf unſern Tafeln widmen, und hier das Noͤthige zur naͤheren Einſicht des Verhaͤltniſſes ausſprechen. 92. Unſern aufmerkſamen Leſern iſt bekannt, daß wenn ein helles Bild verruͤckt wird, der gelbrothe Rand und

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/460>, abgerufen am 16.04.2024.