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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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darstellen wird, an unsere früher begründeten Erfahrun-
gen anzuknüpfen; wobey wir unsre Leser um besondre
Aufmerksamkeit bitten, weil wir uns zunächst an der
Achse befinden, um welche sich der ganze Streit um-
dreht, weil hier eigentlich der Punct ist, wo die New-
tonische Lehre entweder bestehen kann, oder fallen muß.

125.

Die verschiedenen Bedingungen, unter welchen das
prismatische Bild sich verlängert, sind unsern Lesern,
was sowohl subjective als objective Fälle betrifft, hin-
länglich bekannt. (E. 210. 324.) Sie lassen sich meist
unter eine Hauptbedingung zusammenfassen, daß nehm-
lich das Bild immer mehr von der Stelle gerückt
werde.

126.

Wenn man nun das durch das erste Prisma ge-
gangene, und auf der Tafel farbig erscheinende Bild,
ganz, mit allen seinen Theilen auf einmal, durch ein
zweytes Prisma im gleichen Sinne hindurchläßt und
es auf dem Wege abermals verrückt; so hebt man
es in die Höhe und zugleich verlängert man es. Was
geschieht aber bey Verlängerung des Bildes? Die
Distanzen der verschiedenen Farben erweitern sich, die
Farben ziehen sich in gewissen Proportionen weiter aus-
einander.

127.

Da bey Verrückung des hellen Bildes der gelb-

darſtellen wird, an unſere fruͤher begruͤndeten Erfahrun-
gen anzuknuͤpfen; wobey wir unſre Leſer um beſondre
Aufmerkſamkeit bitten, weil wir uns zunaͤchſt an der
Achſe befinden, um welche ſich der ganze Streit um-
dreht, weil hier eigentlich der Punct iſt, wo die New-
toniſche Lehre entweder beſtehen kann, oder fallen muß.

125.

Die verſchiedenen Bedingungen, unter welchen das
prismatiſche Bild ſich verlaͤngert, ſind unſern Leſern,
was ſowohl ſubjective als objective Faͤlle betrifft, hin-
laͤnglich bekannt. (E. 210. 324.) Sie laſſen ſich meiſt
unter eine Hauptbedingung zuſammenfaſſen, daß nehm-
lich das Bild immer mehr von der Stelle geruͤckt
werde.

126.

Wenn man nun das durch das erſte Prisma ge-
gangene, und auf der Tafel farbig erſcheinende Bild,
ganz, mit allen ſeinen Theilen auf einmal, durch ein
zweytes Prisma im gleichen Sinne hindurchlaͤßt und
es auf dem Wege abermals verruͤckt; ſo hebt man
es in die Hoͤhe und zugleich verlaͤngert man es. Was
geſchieht aber bey Verlaͤngerung des Bildes? Die
Diſtanzen der verſchiedenen Farben erweitern ſich, die
Farben ziehen ſich in gewiſſen Proportionen weiter aus-
einander.

127.

Da bey Verruͤckung des hellen Bildes der gelb-

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[429/0483] darſtellen wird, an unſere fruͤher begruͤndeten Erfahrun- gen anzuknuͤpfen; wobey wir unſre Leſer um beſondre Aufmerkſamkeit bitten, weil wir uns zunaͤchſt an der Achſe befinden, um welche ſich der ganze Streit um- dreht, weil hier eigentlich der Punct iſt, wo die New- toniſche Lehre entweder beſtehen kann, oder fallen muß. 125. Die verſchiedenen Bedingungen, unter welchen das prismatiſche Bild ſich verlaͤngert, ſind unſern Leſern, was ſowohl ſubjective als objective Faͤlle betrifft, hin- laͤnglich bekannt. (E. 210. 324.) Sie laſſen ſich meiſt unter eine Hauptbedingung zuſammenfaſſen, daß nehm- lich das Bild immer mehr von der Stelle geruͤckt werde. 126. Wenn man nun das durch das erſte Prisma ge- gangene, und auf der Tafel farbig erſcheinende Bild, ganz, mit allen ſeinen Theilen auf einmal, durch ein zweytes Prisma im gleichen Sinne hindurchlaͤßt und es auf dem Wege abermals verruͤckt; ſo hebt man es in die Hoͤhe und zugleich verlaͤngert man es. Was geſchieht aber bey Verlaͤngerung des Bildes? Die Diſtanzen der verſchiedenen Farben erweitern ſich, die Farben ziehen ſich in gewiſſen Proportionen weiter aus- einander. 127. Da bey Verruͤckung des hellen Bildes der gelb-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/483>, abgerufen am 25.04.2024.