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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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und bringe dasselbe horizontal nahe hinter die durchlö-
cherte Tafel, und breche beyde Bildchen zum zweyten-
mal, so daß sie sich auf der weißen Tafel abermals
abbilden. Beyde werden in die Höhe gerückt erschei-
nen, aber ungleich, das violette weit höher als das
gelbrothe; wovon uns die Ursache aus dem vorigen
bekannt ist. Wir empfehlen diesen Versuch allen übrig
bleibenden Newtonianern, um ihre Schüler in Erstau-
nen zu setzen und im Glauben zu stärken. Wer aber
unserer Darstellung ruhig gefolgt ist, wird erkennen,
daß hier an einzelnen Theilen auch nur das gesche-
he, was an den ganzen Bildern geschehen würde,
wenn zwey derselben, wovon das eine tiefer als das
andere stünde, eine zweyte Refraction erlitten. Es
ist dieses letzte ein Versuch, den man mit dem großen
Wasserprisma recht gut anstellen kann.

136.

Genöthigt finden wir uns übrigens, noch eines
Umstandes zu erwähnen, welcher besonders bey dem
folgenden Versuch zur Sprache kommen wird, und der
auch bey dem gegenwärtigen mit eintritt, ob er hier
gleich nicht von so großer Bedeutung ist. Man kann
nehmlich die durch die objective prismatische Wirkung
entstandenen Bilder als immer werdende und bewegliche
ansehen, so wie wir es durchaus gethan haben. Mit
diesen kann man nicht operiren, ohne sie zu verändern.
Man kann sie aber auch, wie besonders Newton thut, wie
wir aber nur mit der größten Einschränkung und für

und bringe daſſelbe horizontal nahe hinter die durchloͤ-
cherte Tafel, und breche beyde Bildchen zum zweyten-
mal, ſo daß ſie ſich auf der weißen Tafel abermals
abbilden. Beyde werden in die Hoͤhe geruͤckt erſchei-
nen, aber ungleich, das violette weit hoͤher als das
gelbrothe; wovon uns die Urſache aus dem vorigen
bekannt iſt. Wir empfehlen dieſen Verſuch allen uͤbrig
bleibenden Newtonianern, um ihre Schuͤler in Erſtau-
nen zu ſetzen und im Glauben zu ſtaͤrken. Wer aber
unſerer Darſtellung ruhig gefolgt iſt, wird erkennen,
daß hier an einzelnen Theilen auch nur das geſche-
he, was an den ganzen Bildern geſchehen wuͤrde,
wenn zwey derſelben, wovon das eine tiefer als das
andere ſtuͤnde, eine zweyte Refraction erlitten. Es
iſt dieſes letzte ein Verſuch, den man mit dem großen
Waſſerprisma recht gut anſtellen kann.

136.

Genoͤthigt finden wir uns uͤbrigens, noch eines
Umſtandes zu erwaͤhnen, welcher beſonders bey dem
folgenden Verſuch zur Sprache kommen wird, und der
auch bey dem gegenwaͤrtigen mit eintritt, ob er hier
gleich nicht von ſo großer Bedeutung iſt. Man kann
nehmlich die durch die objective prismatiſche Wirkung
entſtandenen Bilder als immer werdende und bewegliche
anſehen, ſo wie wir es durchaus gethan haben. Mit
dieſen kann man nicht operiren, ohne ſie zu veraͤndern.
Man kann ſie aber auch, wie beſonders Newton thut, wie
wir aber nur mit der groͤßten Einſchraͤnkung und fuͤr

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[434/0488] und bringe daſſelbe horizontal nahe hinter die durchloͤ- cherte Tafel, und breche beyde Bildchen zum zweyten- mal, ſo daß ſie ſich auf der weißen Tafel abermals abbilden. Beyde werden in die Hoͤhe geruͤckt erſchei- nen, aber ungleich, das violette weit hoͤher als das gelbrothe; wovon uns die Urſache aus dem vorigen bekannt iſt. Wir empfehlen dieſen Verſuch allen uͤbrig bleibenden Newtonianern, um ihre Schuͤler in Erſtau- nen zu ſetzen und im Glauben zu ſtaͤrken. Wer aber unſerer Darſtellung ruhig gefolgt iſt, wird erkennen, daß hier an einzelnen Theilen auch nur das geſche- he, was an den ganzen Bildern geſchehen wuͤrde, wenn zwey derſelben, wovon das eine tiefer als das andere ſtuͤnde, eine zweyte Refraction erlitten. Es iſt dieſes letzte ein Verſuch, den man mit dem großen Waſſerprisma recht gut anſtellen kann. 136. Genoͤthigt finden wir uns uͤbrigens, noch eines Umſtandes zu erwaͤhnen, welcher beſonders bey dem folgenden Verſuch zur Sprache kommen wird, und der auch bey dem gegenwaͤrtigen mit eintritt, ob er hier gleich nicht von ſo großer Bedeutung iſt. Man kann nehmlich die durch die objective prismatiſche Wirkung entſtandenen Bilder als immer werdende und bewegliche anſehen, ſo wie wir es durchaus gethan haben. Mit dieſen kann man nicht operiren, ohne ſie zu veraͤndern. Man kann ſie aber auch, wie beſonders Newton thut, wie wir aber nur mit der groͤßten Einſchraͤnkung und fuͤr

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/488>, abgerufen am 16.04.2024.