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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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seinen violetten Schweif völlig bey; das Blaue ist
deutlich und lebhaft; das Grüne zieht sich herunter,
und statt des Gelbrothen erscheint eine Art Purpur.

162.

Stellt man die gedachten beyden Versuche entwe-
der neben einander, oder doch unmittelbar nach einan-
der an; so überzeugt man sich, wie Unrecht Newton
gehandelt habe, mit den beweglichen physischen Far-
ben und den fixirten chemischen ohne Unterschied zu
operiren, da sie doch ihrer verschiedenen Natur nach
ganz verschiedene Resultate hervorbringen müssen, wie
wir wohl hier nicht weiter auseinander zu setzen
brauchen.

163.

Auch jenen objectiv-subjectiven Versuch (E. 350--
354.) mit den eben gedachten beyden verschiedenen pris-
matischen Farbenbildern vorzunehmen, wird belehrend
seyn. Man nehme wie dort das Prisma vor die Au-
gen, betrachte die Spectra erst nahe, dann entferne
man sich von ihnen nach und nach; sie werden sich
beyde, besonders das blaue, von oben herein zusam-
menziehen, das eine endlich ganz gelbroth, das an-
dere ganz blau erscheinen, und indem man sich weiter
entfernt, umgekehrt gefärbt werden.

164.

So möchte denn auch hier der Platz seyn, jener
Vorrichtung abermals zu gedenken, welche wir schon

ſeinen violetten Schweif voͤllig bey; das Blaue iſt
deutlich und lebhaft; das Gruͤne zieht ſich herunter,
und ſtatt des Gelbrothen erſcheint eine Art Purpur.

162.

Stellt man die gedachten beyden Verſuche entwe-
der neben einander, oder doch unmittelbar nach einan-
der an; ſo uͤberzeugt man ſich, wie Unrecht Newton
gehandelt habe, mit den beweglichen phyſiſchen Far-
ben und den fixirten chemiſchen ohne Unterſchied zu
operiren, da ſie doch ihrer verſchiedenen Natur nach
ganz verſchiedene Reſultate hervorbringen muͤſſen, wie
wir wohl hier nicht weiter auseinander zu ſetzen
brauchen.

163.

Auch jenen objectiv-ſubjectiven Verſuch (E. 350—
354.) mit den eben gedachten beyden verſchiedenen pris-
matiſchen Farbenbildern vorzunehmen, wird belehrend
ſeyn. Man nehme wie dort das Prisma vor die Au-
gen, betrachte die Spectra erſt nahe, dann entferne
man ſich von ihnen nach und nach; ſie werden ſich
beyde, beſonders das blaue, von oben herein zuſam-
menziehen, das eine endlich ganz gelbroth, das an-
dere ganz blau erſcheinen, und indem man ſich weiter
entfernt, umgekehrt gefaͤrbt werden.

164.

So moͤchte denn auch hier der Platz ſeyn, jener
Vorrichtung abermals zu gedenken, welche wir ſchon

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[450/0504] ſeinen violetten Schweif voͤllig bey; das Blaue iſt deutlich und lebhaft; das Gruͤne zieht ſich herunter, und ſtatt des Gelbrothen erſcheint eine Art Purpur. 162. Stellt man die gedachten beyden Verſuche entwe- der neben einander, oder doch unmittelbar nach einan- der an; ſo uͤberzeugt man ſich, wie Unrecht Newton gehandelt habe, mit den beweglichen phyſiſchen Far- ben und den fixirten chemiſchen ohne Unterſchied zu operiren, da ſie doch ihrer verſchiedenen Natur nach ganz verſchiedene Reſultate hervorbringen muͤſſen, wie wir wohl hier nicht weiter auseinander zu ſetzen brauchen. 163. Auch jenen objectiv-ſubjectiven Verſuch (E. 350— 354.) mit den eben gedachten beyden verſchiedenen pris- matiſchen Farbenbildern vorzunehmen, wird belehrend ſeyn. Man nehme wie dort das Prisma vor die Au- gen, betrachte die Spectra erſt nahe, dann entferne man ſich von ihnen nach und nach; ſie werden ſich beyde, beſonders das blaue, von oben herein zuſam- menziehen, das eine endlich ganz gelbroth, das an- dere ganz blau erſcheinen, und indem man ſich weiter entfernt, umgekehrt gefaͤrbt werden. 164. So moͤchte denn auch hier der Platz ſeyn, jener Vorrichtung abermals zu gedenken, welche wir ſchon

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/504>, abgerufen am 25.04.2024.