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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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nicht das mindeste geleistet und dargethan ist, mit dem
haben wir weiter nichts mehr zu reden.

214.

Man experimentire mit Licht, das durch parallele Oberflä-
chen hindurchgegangen, welche wechselseitig ihre Wirkung auf-
heben (Exper. 10.):

215.

Ein Sonnenbild, das rechtwinklicht durch parallele
Oberflächen hindurchgegangen ist, findet sich wenig
verändert und bringt, wenn es nachher durch ein
Prisma hindurchgeht, völlig diejenige Erscheinung her-
vor, welche ein unmittelbares leistet. Das zehnte Ex-
periment ist wie so viele andere nichts als eine Ver-
künstelung ganz einfacher Phänomene, vermehrt nur
die Masse dessen, was überschaut werden soll, und
steht auch hier in dieser Recapitulation ganz müßig.

216.

Findet man, sage ich, bey allen diesen Experimenten immer
Strahlen, welche bey gleichen Incidenzen auf dasselbe Mit-
tel, ungleiche Brechungen erleiden,

217.

Niemals findet man Strahlen, man erklärt nur
die Erscheinungen durch Strahlen; nicht eine ungleiche,
sondern eine nicht ganz reine, nicht scharf abgeschnit-
tene Brechung eines Bildes findet man, deren Ur-
sprung und Anlaß wir genugsam entwickelt haben.

nicht das mindeſte geleiſtet und dargethan iſt, mit dem
haben wir weiter nichts mehr zu reden.

214.

Man experimentire mit Licht, das durch parallele Oberflaͤ-
chen hindurchgegangen, welche wechſelſeitig ihre Wirkung auf-
heben (Exper. 10.):

215.

Ein Sonnenbild, das rechtwinklicht durch parallele
Oberflaͤchen hindurchgegangen iſt, findet ſich wenig
veraͤndert und bringt, wenn es nachher durch ein
Prisma hindurchgeht, voͤllig diejenige Erſcheinung her-
vor, welche ein unmittelbares leiſtet. Das zehnte Ex-
periment iſt wie ſo viele andere nichts als eine Ver-
kuͤnſtelung ganz einfacher Phaͤnomene, vermehrt nur
die Maſſe deſſen, was uͤberſchaut werden ſoll, und
ſteht auch hier in dieſer Recapitulation ganz muͤßig.

216.

Findet man, ſage ich, bey allen dieſen Experimenten immer
Strahlen, welche bey gleichen Incidenzen auf daſſelbe Mit-
tel, ungleiche Brechungen erleiden,

217.

Niemals findet man Strahlen, man erklaͤrt nur
die Erſcheinungen durch Strahlen; nicht eine ungleiche,
ſondern eine nicht ganz reine, nicht ſcharf abgeſchnit-
tene Brechung eines Bildes findet man, deren Ur-
ſprung und Anlaß wir genugſam entwickelt haben.

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[479/0533] nicht das mindeſte geleiſtet und dargethan iſt, mit dem haben wir weiter nichts mehr zu reden. 214. Man experimentire mit Licht, das durch parallele Oberflaͤ- chen hindurchgegangen, welche wechſelſeitig ihre Wirkung auf- heben (Exper. 10.): 215. Ein Sonnenbild, das rechtwinklicht durch parallele Oberflaͤchen hindurchgegangen iſt, findet ſich wenig veraͤndert und bringt, wenn es nachher durch ein Prisma hindurchgeht, voͤllig diejenige Erſcheinung her- vor, welche ein unmittelbares leiſtet. Das zehnte Ex- periment iſt wie ſo viele andere nichts als eine Ver- kuͤnſtelung ganz einfacher Phaͤnomene, vermehrt nur die Maſſe deſſen, was uͤberſchaut werden ſoll, und ſteht auch hier in dieſer Recapitulation ganz muͤßig. 216. Findet man, ſage ich, bey allen dieſen Experimenten immer Strahlen, welche bey gleichen Incidenzen auf daſſelbe Mit- tel, ungleiche Brechungen erleiden, 217. Niemals findet man Strahlen, man erklaͤrt nur die Erſcheinungen durch Strahlen; nicht eine ungleiche, ſondern eine nicht ganz reine, nicht ſcharf abgeſchnit- tene Brechung eines Bildes findet man, deren Ur- ſprung und Anlaß wir genugſam entwickelt haben.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/533>, abgerufen am 28.03.2024.