Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

gesprochene Gesetz der Refraction entdeckt, ohne auf
die bey dieser Gelegenheit eintretende Farbenerscheinung
nur im mindesten zu achten, indem sie freylich bey
parallelen Mitteln sehr gering ist; man hatte die Re-
fraction des hellen, weißen, energischen Lichtes zu seiner
Incidenz gemessen betrachtet und auf obige Weise ge-
zeichnet: nun fand aber Newton, daß bey der Refrac-
tion gesetzmäßig eine Farbenerscheinung eintrete; er er-
klärte sie durch verschiedenfarbige Lichter, welche in dem
weißen stecken sollten, und sich, indem sie eine verschie-
dene Brechbarkeit hätten, sonderten und nebeneinander
erschienen.

294.

Hieraus folgte natürlich, daß wenn das weiße
Licht einen gewissen einzigen Einfallswinkel, wie z. E.
bey uns, 45 Grad hatte, der Refractionswinkel der
nach der Brechung gesonderten Strahlen verschieden
seyn mußte, indem einige mehr als andre rückwärts
gingen, und daß also, wenn bey dem einfallenden Licht
nur Ein Sinus in Betracht kam, bey den Refractions-
winkeln fünf, sieben, ja unzählige Sinus gedacht wer-
den mußten.

295.

Um dieses faßlich zu machen, bediente sich Newton
einer Figur von derjenigen entlehnt, wie man das
Verhältniß der Refraction zur Incidenz bisher vorge-
stellt hatte, aber nicht so vollständig und ausführlich.

geſprochene Geſetz der Refraction entdeckt, ohne auf
die bey dieſer Gelegenheit eintretende Farbenerſcheinung
nur im mindeſten zu achten, indem ſie freylich bey
parallelen Mitteln ſehr gering iſt; man hatte die Re-
fraction des hellen, weißen, energiſchen Lichtes zu ſeiner
Incidenz gemeſſen betrachtet und auf obige Weiſe ge-
zeichnet: nun fand aber Newton, daß bey der Refrac-
tion geſetzmaͤßig eine Farbenerſcheinung eintrete; er er-
klaͤrte ſie durch verſchiedenfarbige Lichter, welche in dem
weißen ſtecken ſollten, und ſich, indem ſie eine verſchie-
dene Brechbarkeit haͤtten, ſonderten und nebeneinander
erſchienen.

294.

Hieraus folgte natuͤrlich, daß wenn das weiße
Licht einen gewiſſen einzigen Einfallswinkel, wie z. E.
bey uns, 45 Grad hatte, der Refractionswinkel der
nach der Brechung geſonderten Strahlen verſchieden
ſeyn mußte, indem einige mehr als andre ruͤckwaͤrts
gingen, und daß alſo, wenn bey dem einfallenden Licht
nur Ein Sinus in Betracht kam, bey den Refractions-
winkeln fuͤnf, ſieben, ja unzaͤhlige Sinus gedacht wer-
den mußten.

295.

Um dieſes faßlich zu machen, bediente ſich Newton
einer Figur von derjenigen entlehnt, wie man das
Verhaͤltniß der Refraction zur Incidenz bisher vorge-
ſtellt hatte, aber nicht ſo vollſtaͤndig und ausfuͤhrlich.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0562" n="508"/>
ge&#x017F;prochene Ge&#x017F;etz der Refraction entdeckt, ohne auf<lb/>
die bey die&#x017F;er Gelegenheit eintretende Farbener&#x017F;cheinung<lb/>
nur im minde&#x017F;ten zu achten, indem &#x017F;ie freylich bey<lb/>
parallelen Mitteln &#x017F;ehr gering i&#x017F;t; man hatte die Re-<lb/>
fraction des hellen, weißen, energi&#x017F;chen Lichtes zu &#x017F;einer<lb/>
Incidenz geme&#x017F;&#x017F;en betrachtet und auf obige Wei&#x017F;e ge-<lb/>
zeichnet: nun fand aber Newton, daß bey der Refrac-<lb/>
tion ge&#x017F;etzma&#x0364;ßig eine Farbener&#x017F;cheinung eintrete; er er-<lb/>
kla&#x0364;rte &#x017F;ie durch ver&#x017F;chiedenfarbige Lichter, welche in dem<lb/>
weißen &#x017F;tecken &#x017F;ollten, und &#x017F;ich, indem &#x017F;ie eine ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Brechbarkeit ha&#x0364;tten, &#x017F;onderten und nebeneinander<lb/>
er&#x017F;chienen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>294.</head><lb/>
              <p>Hieraus folgte natu&#x0364;rlich, daß wenn das weiße<lb/>
Licht einen gewi&#x017F;&#x017F;en einzigen Einfallswinkel, wie z. E.<lb/>
bey uns, 45 Grad hatte, der Refractionswinkel der<lb/>
nach der Brechung ge&#x017F;onderten Strahlen ver&#x017F;chieden<lb/>
&#x017F;eyn mußte, indem einige mehr als andre ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts<lb/>
gingen, und daß al&#x017F;o, wenn bey dem einfallenden Licht<lb/>
nur Ein Sinus in Betracht kam, bey den Refractions-<lb/>
winkeln fu&#x0364;nf, &#x017F;ieben, ja unza&#x0364;hlige Sinus gedacht wer-<lb/>
den mußten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>295.</head><lb/>
              <p>Um die&#x017F;es faßlich zu machen, bediente &#x017F;ich Newton<lb/>
einer Figur von derjenigen entlehnt, wie man das<lb/>
Verha&#x0364;ltniß der Refraction zur Incidenz bisher vorge-<lb/>
&#x017F;tellt hatte, aber nicht &#x017F;o voll&#x017F;ta&#x0364;ndig und ausfu&#x0364;hrlich.</p>
            </div><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[508/0562] geſprochene Geſetz der Refraction entdeckt, ohne auf die bey dieſer Gelegenheit eintretende Farbenerſcheinung nur im mindeſten zu achten, indem ſie freylich bey parallelen Mitteln ſehr gering iſt; man hatte die Re- fraction des hellen, weißen, energiſchen Lichtes zu ſeiner Incidenz gemeſſen betrachtet und auf obige Weiſe ge- zeichnet: nun fand aber Newton, daß bey der Refrac- tion geſetzmaͤßig eine Farbenerſcheinung eintrete; er er- klaͤrte ſie durch verſchiedenfarbige Lichter, welche in dem weißen ſtecken ſollten, und ſich, indem ſie eine verſchie- dene Brechbarkeit haͤtten, ſonderten und nebeneinander erſchienen. 294. Hieraus folgte natuͤrlich, daß wenn das weiße Licht einen gewiſſen einzigen Einfallswinkel, wie z. E. bey uns, 45 Grad hatte, der Refractionswinkel der nach der Brechung geſonderten Strahlen verſchieden ſeyn mußte, indem einige mehr als andre ruͤckwaͤrts gingen, und daß alſo, wenn bey dem einfallenden Licht nur Ein Sinus in Betracht kam, bey den Refractions- winkeln fuͤnf, ſieben, ja unzaͤhlige Sinus gedacht wer- den mußten. 295. Um dieſes faßlich zu machen, bediente ſich Newton einer Figur von derjenigen entlehnt, wie man das Verhaͤltniß der Refraction zur Incidenz bisher vorge- ſtellt hatte, aber nicht ſo vollſtaͤndig und ausfuͤhrlich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/562
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/562>, abgerufen am 25.04.2024.