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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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erstes Rechnungsexempel machen will, zeigen will, daß
dasjenige was er durch bloße Trennung hervorgebracht,
abermals durch bloße Verbindung jenes erste Resultat
geben müsse; so stellt sich ihm durchaus das Dritte,
die äußere Bedingung, die er beseitigt zu haben glaubt,
in den Weg, und so muß er Sinne, sinnlichen Ein-
druck, Menschenverstand, Sprachgebrauch und alles
verläugnen, wodurch sich Jemand als Mensch, als Beob-
achter, als Denker bethätigt.

323.

Wie dieß zugehen konnte, glauben wir im histori-
schen Theil von der psychischen und ethischen Seite,
unter der Rubrik: Newtons Persönlichkeit, hinreichend
entwickelt zu haben. Hier bleibt uns nichts übrig,
als unsre polemische Pflicht abermals im Besondern zu
erfüllen.


Erste Proposition. Erstes Theorem.
Die Farbenphänomene bey gebrochenem oder zurück-
geworfenem Lichte werden nicht durch neue Modi-
ficationen des lichtes verursacht, welche nach der
Verschiedenheit der Begränzungen des Lichtes
und Schattens verschiedentlich eingedrückt würden.
324.

Da wir in unserm Entwurf gezeigt, daß bey der

erſtes Rechnungsexempel machen will, zeigen will, daß
dasjenige was er durch bloße Trennung hervorgebracht,
abermals durch bloße Verbindung jenes erſte Reſultat
geben muͤſſe; ſo ſtellt ſich ihm durchaus das Dritte,
die aͤußere Bedingung, die er beſeitigt zu haben glaubt,
in den Weg, und ſo muß er Sinne, ſinnlichen Ein-
druck, Menſchenverſtand, Sprachgebrauch und alles
verlaͤugnen, wodurch ſich Jemand als Menſch, als Beob-
achter, als Denker bethaͤtigt.

323.

Wie dieß zugehen konnte, glauben wir im hiſtori-
ſchen Theil von der pſychiſchen und ethiſchen Seite,
unter der Rubrik: Newtons Perſoͤnlichkeit, hinreichend
entwickelt zu haben. Hier bleibt uns nichts uͤbrig,
als unſre polemiſche Pflicht abermals im Beſondern zu
erfuͤllen.


Erſte Propoſition. Erſtes Theorem.
Die Farbenphaͤnomene bey gebrochenem oder zuruͤck-
geworfenem Lichte werden nicht durch neue Modi-
ficationen des lichtes verurſacht, welche nach der
Verſchiedenheit der Begraͤnzungen des Lichtes
und Schattens verſchiedentlich eingedruͤckt wuͤrden.
324.

Da wir in unſerm Entwurf gezeigt, daß bey der

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[523/0577] erſtes Rechnungsexempel machen will, zeigen will, daß dasjenige was er durch bloße Trennung hervorgebracht, abermals durch bloße Verbindung jenes erſte Reſultat geben muͤſſe; ſo ſtellt ſich ihm durchaus das Dritte, die aͤußere Bedingung, die er beſeitigt zu haben glaubt, in den Weg, und ſo muß er Sinne, ſinnlichen Ein- druck, Menſchenverſtand, Sprachgebrauch und alles verlaͤugnen, wodurch ſich Jemand als Menſch, als Beob- achter, als Denker bethaͤtigt. 323. Wie dieß zugehen konnte, glauben wir im hiſtori- ſchen Theil von der pſychiſchen und ethiſchen Seite, unter der Rubrik: Newtons Perſoͤnlichkeit, hinreichend entwickelt zu haben. Hier bleibt uns nichts uͤbrig, als unſre polemiſche Pflicht abermals im Beſondern zu erfuͤllen. Erſte Propoſition. Erſtes Theorem. Die Farbenphaͤnomene bey gebrochenem oder zuruͤck- geworfenem Lichte werden nicht durch neue Modi- ficationen des lichtes verurſacht, welche nach der Verſchiedenheit der Begraͤnzungen des Lichtes und Schattens verſchiedentlich eingedruͤckt wuͤrden. 324. Da wir in unſerm Entwurf gezeigt, daß bey der

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/577>, abgerufen am 24.04.2024.