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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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364.

Daß die Gränzen des Schattens nach ganz be-
stimmten Gesetzen bey der Refraction auf die Farben
wirken, haben wir in dem Entwurf umständlich
gezeigt.

365.

Und deswegen entstehen die Unterschiede dieser Farben
von einander nicht von den Gränzen des Schattens, wodurch
das Licht verschiedentlich modificirt würde, wie es bisher die
Meynung der Philosophen gewesen.

366.

Da seine Prämissen falsch sind, seine ganze Dar-
stellung unwahr, so ist seine Conclusion auch nichtig;
und wir hoffen die Ehre der alten Philosophen wieder
herzustellen, die bis auf Newton die Phänomene in
wahrer Richtung verfolgt, wenn auch gleich manchmal
auf Seitenwege abgelenkt hatten.

Der Schluß seiner Darstellung läßt uns noch
etwas tiefer in die Charte sehen.

367.

Wenn man diese Dinge versucht, so muß man bemerken,
daß je schmäler die Oeffnungen F und H sind, je größer die
Intervalle zwischen ihnen und dem Prisma, je dunkler das
Zimmer, um desto mehr werde das Experiment gelingen, vor-
ausgesetzt, daß das Licht nicht so sehr vermindert sey, daß
man die Farben bey p t nicht noch genugsam sehen könne.

364.

Daß die Graͤnzen des Schattens nach ganz be-
ſtimmten Geſetzen bey der Refraction auf die Farben
wirken, haben wir in dem Entwurf umſtaͤndlich
gezeigt.

365.

Und deswegen entſtehen die Unterſchiede dieſer Farben
von einander nicht von den Graͤnzen des Schattens, wodurch
das Licht verſchiedentlich modificirt wuͤrde, wie es bisher die
Meynung der Philoſophen geweſen.

366.

Da ſeine Praͤmiſſen falſch ſind, ſeine ganze Dar-
ſtellung unwahr, ſo iſt ſeine Concluſion auch nichtig;
und wir hoffen die Ehre der alten Philoſophen wieder
herzuſtellen, die bis auf Newton die Phaͤnomene in
wahrer Richtung verfolgt, wenn auch gleich manchmal
auf Seitenwege abgelenkt hatten.

Der Schluß ſeiner Darſtellung laͤßt uns noch
etwas tiefer in die Charte ſehen.

367.

Wenn man dieſe Dinge verſucht, ſo muß man bemerken,
daß je ſchmaͤler die Oeffnungen F und H ſind, je groͤßer die
Intervalle zwiſchen ihnen und dem Prisma, je dunkler das
Zimmer, um deſto mehr werde das Experiment gelingen, vor-
ausgeſetzt, daß das Licht nicht ſo ſehr vermindert ſey, daß
man die Farben bey p t nicht noch genugſam ſehen koͤnne.

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[534/0588] 364. Daß die Graͤnzen des Schattens nach ganz be- ſtimmten Geſetzen bey der Refraction auf die Farben wirken, haben wir in dem Entwurf umſtaͤndlich gezeigt. 365. Und deswegen entſtehen die Unterſchiede dieſer Farben von einander nicht von den Graͤnzen des Schattens, wodurch das Licht verſchiedentlich modificirt wuͤrde, wie es bisher die Meynung der Philoſophen geweſen. 366. Da ſeine Praͤmiſſen falſch ſind, ſeine ganze Dar- ſtellung unwahr, ſo iſt ſeine Concluſion auch nichtig; und wir hoffen die Ehre der alten Philoſophen wieder herzuſtellen, die bis auf Newton die Phaͤnomene in wahrer Richtung verfolgt, wenn auch gleich manchmal auf Seitenwege abgelenkt hatten. Der Schluß ſeiner Darſtellung laͤßt uns noch etwas tiefer in die Charte ſehen. 367. Wenn man dieſe Dinge verſucht, ſo muß man bemerken, daß je ſchmaͤler die Oeffnungen F und H ſind, je groͤßer die Intervalle zwiſchen ihnen und dem Prisma, je dunkler das Zimmer, um deſto mehr werde das Experiment gelingen, vor- ausgeſetzt, daß das Licht nicht ſo ſehr vermindert ſey, daß man die Farben bey p t nicht noch genugſam ſehen koͤnne.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/588>, abgerufen am 23.04.2024.