Deswegen muß man diese Farben aus einer andern Ursache herleiten, als von neuen Modificationen des Lichtes durch Refraction und Schatten.
393.
Diese Art Logik hat er seiner Schule überliefert und bis auf den heutigen Tag wiederholen sie ihr ewi- ges ergo bibamus, das eben so lächerlich und noch viel lästiger ist als das Basedowische manchmal wer- den konnte, wenn er denselben Spaß unaufhörlich wie- derbrachte.
394.
Daß der Verfasser nunmehr bereit seyn werde, die Ursache nach seiner Weise anzugeben, versteht sich von selbst. Denn er fährt fort:
395.
Fragt man nun aber nach ihrer Ursache, so antworte ich: das Papier in der Stellung d e ist schiefer gegen die mehr re- frangiblen Strahlen als gegen die weniger refrangiblen gerich- tet, und wird daher stärker durch die letzten als durch die ersten erleuchtet, und deswegen sind die weniger refrangiblen Strahlen in dem von der Tafel zurückgeworfnen Lichte vor- herrschend.
396.
Man bemerke, welche sonderbare Wendung er neh- men muß, um sein Phänomen zu erklären. Erst hatte
392.
Deswegen muß man dieſe Farben aus einer andern Urſache herleiten, als von neuen Modificationen des Lichtes durch Refraction und Schatten.
393.
Dieſe Art Logik hat er ſeiner Schule uͤberliefert und bis auf den heutigen Tag wiederholen ſie ihr ewi- ges ergo bibamus, das eben ſo laͤcherlich und noch viel laͤſtiger iſt als das Baſedowiſche manchmal wer- den konnte, wenn er denſelben Spaß unaufhoͤrlich wie- derbrachte.
394.
Daß der Verfaſſer nunmehr bereit ſeyn werde, die Urſache nach ſeiner Weiſe anzugeben, verſteht ſich von ſelbſt. Denn er faͤhrt fort:
395.
Fragt man nun aber nach ihrer Urſache, ſo antworte ich: das Papier in der Stellung d e iſt ſchiefer gegen die mehr re- frangiblen Strahlen als gegen die weniger refrangiblen gerich- tet, und wird daher ſtaͤrker durch die letzten als durch die erſten erleuchtet, und deswegen ſind die weniger refrangiblen Strahlen in dem von der Tafel zuruͤckgeworfnen Lichte vor- herrſchend.
396.
Man bemerke, welche ſonderbare Wendung er neh- men muß, um ſein Phaͤnomen zu erklaͤren. Erſt hatte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0597"n="543"/><divn="5"><head>392.</head><lb/><p>Deswegen muß man dieſe Farben aus einer andern Urſache<lb/>
herleiten, als von neuen Modificationen des Lichtes durch<lb/>
Refraction und Schatten.</p></div><lb/><divn="5"><head>393.</head><lb/><p>Dieſe Art Logik hat er ſeiner Schule uͤberliefert<lb/>
und bis auf den heutigen Tag wiederholen ſie ihr ewi-<lb/>
ges <hirendition="#aq">ergo bibamus</hi>, das eben ſo laͤcherlich und noch<lb/>
viel laͤſtiger iſt als das Baſedowiſche manchmal wer-<lb/>
den konnte, wenn er denſelben Spaß unaufhoͤrlich wie-<lb/>
derbrachte.</p></div><lb/><divn="5"><head>394.</head><lb/><p>Daß der Verfaſſer nunmehr bereit ſeyn werde, die<lb/>
Urſache nach ſeiner Weiſe anzugeben, verſteht ſich<lb/>
von ſelbſt. Denn er faͤhrt fort:</p></div><lb/><divn="5"><head>395.</head><lb/><p>Fragt man nun aber nach ihrer Urſache, ſo antworte ich:<lb/>
das Papier in der Stellung <hirendition="#aq">d e</hi> iſt ſchiefer gegen die mehr re-<lb/>
frangiblen Strahlen als gegen die weniger refrangiblen gerich-<lb/>
tet, und wird daher ſtaͤrker durch die letzten als durch die<lb/>
erſten erleuchtet, und deswegen ſind die weniger refrangiblen<lb/>
Strahlen in dem von der Tafel zuruͤckgeworfnen Lichte vor-<lb/>
herrſchend.</p></div><lb/><divn="5"><head>396.</head><lb/><p>Man bemerke, welche ſonderbare Wendung er neh-<lb/>
men muß, um ſein Phaͤnomen zu erklaͤren. Erſt hatte<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[543/0597]
392.
Deswegen muß man dieſe Farben aus einer andern Urſache
herleiten, als von neuen Modificationen des Lichtes durch
Refraction und Schatten.
393.
Dieſe Art Logik hat er ſeiner Schule uͤberliefert
und bis auf den heutigen Tag wiederholen ſie ihr ewi-
ges ergo bibamus, das eben ſo laͤcherlich und noch
viel laͤſtiger iſt als das Baſedowiſche manchmal wer-
den konnte, wenn er denſelben Spaß unaufhoͤrlich wie-
derbrachte.
394.
Daß der Verfaſſer nunmehr bereit ſeyn werde, die
Urſache nach ſeiner Weiſe anzugeben, verſteht ſich
von ſelbſt. Denn er faͤhrt fort:
395.
Fragt man nun aber nach ihrer Urſache, ſo antworte ich:
das Papier in der Stellung d e iſt ſchiefer gegen die mehr re-
frangiblen Strahlen als gegen die weniger refrangiblen gerich-
tet, und wird daher ſtaͤrker durch die letzten als durch die
erſten erleuchtet, und deswegen ſind die weniger refrangiblen
Strahlen in dem von der Tafel zuruͤckgeworfnen Lichte vor-
herrſchend.
396.
Man bemerke, welche ſonderbare Wendung er neh-
men muß, um ſein Phaͤnomen zu erklaͤren. Erſt hatte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/597>, abgerufen am 18.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.