Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

wie leisem Schritt, man möchte auch wohl sagen, in
welcher stätigen Folge wird hier Lüge mit Wahrheit
verbunden: Lüge, daß die Farben in jenem Experi-
ment separirt worden, Wahrheit, daß sie in einer stäti-
gen Folge erscheinen.

418.

dergestalt daß sie als eben so viele Stufen von Farben
erschienen, als es Arten von Strahlen giebt, die an Refran-
gibilität verschieden sind.

419.

Hier sind es nun wieder Stufen. In einer nach
Newtons Weise dargestellten stätigen Reihe giebt es
keine natürlichen Stufen, wohl aber künstliche; wie je-
doch seinem künstlichen Stufenwesen die Natur, die
er läugnet, heimlich zu Hülfe kommt, wissen theils
unsre Leser schon, theils müssen wir später nochmals
darauf zurückkommen.


Fünfter Versuch.

420.

Diese Farben also konnten durch Refraction nicht weiter
verändert werden. Ich erkannte das, als ich durch ein
Prisma einen kleinen Theil bald dieses bald jenes Lichtes
wieder der Brechung unterwarf: denn durch eine solche Bre-

wie leiſem Schritt, man moͤchte auch wohl ſagen, in
welcher ſtaͤtigen Folge wird hier Luͤge mit Wahrheit
verbunden: Luͤge, daß die Farben in jenem Experi-
ment ſeparirt worden, Wahrheit, daß ſie in einer ſtaͤti-
gen Folge erſcheinen.

418.

dergeſtalt daß ſie als eben ſo viele Stufen von Farben
erſchienen, als es Arten von Strahlen giebt, die an Refran-
gibilitaͤt verſchieden ſind.

419.

Hier ſind es nun wieder Stufen. In einer nach
Newtons Weiſe dargeſtellten ſtaͤtigen Reihe giebt es
keine natuͤrlichen Stufen, wohl aber kuͤnſtliche; wie je-
doch ſeinem kuͤnſtlichen Stufenweſen die Natur, die
er laͤugnet, heimlich zu Huͤlfe kommt, wiſſen theils
unſre Leſer ſchon, theils muͤſſen wir ſpaͤter nochmals
darauf zuruͤckkommen.


Fuͤnfter Verſuch.

420.

Dieſe Farben alſo konnten durch Refraction nicht weiter
veraͤndert werden. Ich erkannte das, als ich durch ein
Prisma einen kleinen Theil bald dieſes bald jenes Lichtes
wieder der Brechung unterwarf: denn durch eine ſolche Bre-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0603" n="549"/>
wie lei&#x017F;em Schritt, man mo&#x0364;chte auch wohl &#x017F;agen, in<lb/>
welcher &#x017F;ta&#x0364;tigen Folge wird hier Lu&#x0364;ge mit Wahrheit<lb/>
verbunden: Lu&#x0364;ge, daß die Farben in jenem Experi-<lb/>
ment &#x017F;eparirt worden, Wahrheit, daß &#x017F;ie in einer &#x017F;ta&#x0364;ti-<lb/>
gen Folge er&#x017F;cheinen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>418.</head><lb/>
              <p>derge&#x017F;talt daß &#x017F;ie als eben &#x017F;o viele Stufen von Farben<lb/>
er&#x017F;chienen, als es Arten von Strahlen giebt, die an Refran-<lb/>
gibilita&#x0364;t ver&#x017F;chieden &#x017F;ind.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>419.</head><lb/>
              <p>Hier &#x017F;ind es nun wieder Stufen. In einer nach<lb/>
Newtons Wei&#x017F;e darge&#x017F;tellten &#x017F;ta&#x0364;tigen Reihe giebt es<lb/>
keine natu&#x0364;rlichen Stufen, wohl aber ku&#x0364;n&#x017F;tliche; wie je-<lb/>
doch &#x017F;einem ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Stufenwe&#x017F;en die Natur, die<lb/>
er la&#x0364;ugnet, heimlich zu Hu&#x0364;lfe kommt, wi&#x017F;&#x017F;en theils<lb/>
un&#x017F;re Le&#x017F;er &#x017F;chon, theils mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir &#x017F;pa&#x0364;ter nochmals<lb/>
darauf zuru&#x0364;ckkommen.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#g">Fu&#x0364;nfter Ver&#x017F;uch</hi>.</head><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <div n="5">
                <head>420.</head><lb/>
                <p>Die&#x017F;e Farben al&#x017F;o konnten durch Refraction nicht weiter<lb/>
vera&#x0364;ndert werden. Ich erkannte das, als ich durch ein<lb/>
Prisma einen kleinen Theil bald die&#x017F;es bald jenes Lichtes<lb/>
wieder der Brechung unterwarf: denn durch eine &#x017F;olche Bre-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[549/0603] wie leiſem Schritt, man moͤchte auch wohl ſagen, in welcher ſtaͤtigen Folge wird hier Luͤge mit Wahrheit verbunden: Luͤge, daß die Farben in jenem Experi- ment ſeparirt worden, Wahrheit, daß ſie in einer ſtaͤti- gen Folge erſcheinen. 418. dergeſtalt daß ſie als eben ſo viele Stufen von Farben erſchienen, als es Arten von Strahlen giebt, die an Refran- gibilitaͤt verſchieden ſind. 419. Hier ſind es nun wieder Stufen. In einer nach Newtons Weiſe dargeſtellten ſtaͤtigen Reihe giebt es keine natuͤrlichen Stufen, wohl aber kuͤnſtliche; wie je- doch ſeinem kuͤnſtlichen Stufenweſen die Natur, die er laͤugnet, heimlich zu Huͤlfe kommt, wiſſen theils unſre Leſer ſchon, theils muͤſſen wir ſpaͤter nochmals darauf zuruͤckkommen. Fuͤnfter Verſuch. 420. Dieſe Farben alſo konnten durch Refraction nicht weiter veraͤndert werden. Ich erkannte das, als ich durch ein Prisma einen kleinen Theil bald dieſes bald jenes Lichtes wieder der Brechung unterwarf: denn durch eine ſolche Bre-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/603
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/603>, abgerufen am 25.04.2024.