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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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als man dieses Scheingebäude bey dem Autor selbst be-
liebig nachsehen kann; behaupten aber ausdrücklich, daß
diese hier ausgegrübelten Terzen, Quarten, Quinten
bloß imaginär seyen, und daß sich von dieser Seite
keine Vergleichung der Farbe und des Tons denken
lasse.


Achter Versuch.

466.

Wie nun in dem vorigen Versuche das durchs
Glasprisma hervorgebrachte Spectrum angeblich gemes-
sen und seine Verhältnisse fälschlich berechnet worden,
so geht der Verfasser auf Verbindung mehrerer Mittel
über, um die verschiedene Farbenerscheinung, nach dem
einmal gefundenen Gesetz, zu bestimmen.

467.

Zu diesem Zwecke nimmt er ein Wasserprisma mit
unterwärts gekehrtem brechenden Winkel, setzt in dasselbe
ein Glasprisma, den brechenden Winkel oberwärts ge-
kehrt, und läßt alsdann das Sonnenlicht durchfallen.
Nun versucht er so lange bis er ein Glasprisma findet,
das bey geringerem Winkel als das Wasserprisma,
durch stärkere Refraction die Refraction des Wasserpris-
ma's aufhebt, dergestalt daß die einfallenden und aus-

als man dieſes Scheingebaͤude bey dem Autor ſelbſt be-
liebig nachſehen kann; behaupten aber ausdruͤcklich, daß
dieſe hier ausgegruͤbelten Terzen, Quarten, Quinten
bloß imaginaͤr ſeyen, und daß ſich von dieſer Seite
keine Vergleichung der Farbe und des Tons denken
laſſe.


Achter Verſuch.

466.

Wie nun in dem vorigen Verſuche das durchs
Glasprisma hervorgebrachte Spectrum angeblich gemeſ-
ſen und ſeine Verhaͤltniſſe faͤlſchlich berechnet worden,
ſo geht der Verfaſſer auf Verbindung mehrerer Mittel
uͤber, um die verſchiedene Farbenerſcheinung, nach dem
einmal gefundenen Geſetz, zu beſtimmen.

467.

Zu dieſem Zwecke nimmt er ein Waſſerprisma mit
unterwaͤrts gekehrtem brechenden Winkel, ſetzt in daſſelbe
ein Glasprisma, den brechenden Winkel oberwaͤrts ge-
kehrt, und laͤßt alsdann das Sonnenlicht durchfallen.
Nun verſucht er ſo lange bis er ein Glasprisma findet,
das bey geringerem Winkel als das Waſſerprisma,
durch ſtaͤrkere Refraction die Refraction des Waſſerpris-
ma’s aufhebt, dergeſtalt daß die einfallenden und aus-

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[565/0619] als man dieſes Scheingebaͤude bey dem Autor ſelbſt be- liebig nachſehen kann; behaupten aber ausdruͤcklich, daß dieſe hier ausgegruͤbelten Terzen, Quarten, Quinten bloß imaginaͤr ſeyen, und daß ſich von dieſer Seite keine Vergleichung der Farbe und des Tons denken laſſe. Achter Verſuch. 466. Wie nun in dem vorigen Verſuche das durchs Glasprisma hervorgebrachte Spectrum angeblich gemeſ- ſen und ſeine Verhaͤltniſſe faͤlſchlich berechnet worden, ſo geht der Verfaſſer auf Verbindung mehrerer Mittel uͤber, um die verſchiedene Farbenerſcheinung, nach dem einmal gefundenen Geſetz, zu beſtimmen. 467. Zu dieſem Zwecke nimmt er ein Waſſerprisma mit unterwaͤrts gekehrtem brechenden Winkel, ſetzt in daſſelbe ein Glasprisma, den brechenden Winkel oberwaͤrts ge- kehrt, und laͤßt alsdann das Sonnenlicht durchfallen. Nun verſucht er ſo lange bis er ein Glasprisma findet, das bey geringerem Winkel als das Waſſerprisma, durch ſtaͤrkere Refraction die Refraction des Waſſerpris- ma’s aufhebt, dergeſtalt daß die einfallenden und aus-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/619>, abgerufen am 25.04.2024.