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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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535.

Es ist daher ganz falsch was Newton andeutet,
als wenn die sämmtlichen Farben in einander griffen,
da sich doch nur die Farben der entgegengesetzten Rän-
der vermischen können, und gerade, indem sie es thun,
die übrigen aus einander halten. Daß also diese Far-
ben, wenn man mit der Pappe sich weiter entfernt,
indem es doch im Grunde lauter Halbschatten sind,
verdünnter erscheinen, entsteht daher, weil sie sich mehr
ausbreiten, weil sie schwächer wirken, weil ihre Wir-
kung nach und nach fast aufhöret, weil jede für sich
unscheinbar wird, nicht aber weil sie sich vermischen
und ein Weiß hervorbringen. Die Neutralisation, die
man bey andern Versuchen zugesteht, findet hier nicht
einmal statt.

536.

Ferner nehme man durch irgend ein Hinderniß

537.

Hier ist schon wieder ein Hinderniß, mit dem er
bey dem ersten Experiment des zweyten Theils so un-
glücklich operirt hat, und das er hier nicht besser an-
wendet.

538.

das Licht hinweg, das durch irgend einen der Zwischen-
räume der Kammzähne durchgefallen war, so daß die Reihe
Farben, welche daher entsprang, aufgehoben sey, und man

535.

Es iſt daher ganz falſch was Newton andeutet,
als wenn die ſaͤmmtlichen Farben in einander griffen,
da ſich doch nur die Farben der entgegengeſetzten Raͤn-
der vermiſchen koͤnnen, und gerade, indem ſie es thun,
die uͤbrigen aus einander halten. Daß alſo dieſe Far-
ben, wenn man mit der Pappe ſich weiter entfernt,
indem es doch im Grunde lauter Halbſchatten ſind,
verduͤnnter erſcheinen, entſteht daher, weil ſie ſich mehr
ausbreiten, weil ſie ſchwaͤcher wirken, weil ihre Wir-
kung nach und nach faſt aufhoͤret, weil jede fuͤr ſich
unſcheinbar wird, nicht aber weil ſie ſich vermiſchen
und ein Weiß hervorbringen. Die Neutraliſation, die
man bey andern Verſuchen zugeſteht, findet hier nicht
einmal ſtatt.

536.

Ferner nehme man durch irgend ein Hinderniß

537.

Hier iſt ſchon wieder ein Hinderniß, mit dem er
bey dem erſten Experiment des zweyten Theils ſo un-
gluͤcklich operirt hat, und das er hier nicht beſſer an-
wendet.

538.

das Licht hinweg, das durch irgend einen der Zwiſchen-
raͤume der Kammzaͤhne durchgefallen war, ſo daß die Reihe
Farben, welche daher entſprang, aufgehoben ſey, und man

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[590/0644] 535. Es iſt daher ganz falſch was Newton andeutet, als wenn die ſaͤmmtlichen Farben in einander griffen, da ſich doch nur die Farben der entgegengeſetzten Raͤn- der vermiſchen koͤnnen, und gerade, indem ſie es thun, die uͤbrigen aus einander halten. Daß alſo dieſe Far- ben, wenn man mit der Pappe ſich weiter entfernt, indem es doch im Grunde lauter Halbſchatten ſind, verduͤnnter erſcheinen, entſteht daher, weil ſie ſich mehr ausbreiten, weil ſie ſchwaͤcher wirken, weil ihre Wir- kung nach und nach faſt aufhoͤret, weil jede fuͤr ſich unſcheinbar wird, nicht aber weil ſie ſich vermiſchen und ein Weiß hervorbringen. Die Neutraliſation, die man bey andern Verſuchen zugeſteht, findet hier nicht einmal ſtatt. 536. Ferner nehme man durch irgend ein Hinderniß 537. Hier iſt ſchon wieder ein Hinderniß, mit dem er bey dem erſten Experiment des zweyten Theils ſo un- gluͤcklich operirt hat, und das er hier nicht beſſer an- wendet. 538. das Licht hinweg, das durch irgend einen der Zwiſchen- raͤume der Kammzaͤhne durchgefallen war, ſo daß die Reihe Farben, welche daher entſprang, aufgehoben ſey, und man

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/644>, abgerufen am 29.03.2024.