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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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mindert, aufgehoben, umgekehrt, und stellen uns das
Werdende, immerfort Entstehende und ewig Bewegliche
der prismatischen Farben recht vor die Sinne. Nun
bringt er diesen Versuch so nebenbey, als eine Gelegen-
heit sich weißes Licht zu verschaffen und in demselben
mit Kämmen zu operiren. Er beschreibt den Versuch,
wie wir ihn auch schon dargestellt, behauptet aber nach
seiner Art, daß diese Weiße des subjectiv herunterge-
führten Bildes aus der Vereinigung aller farbigen
Lichter entstehe, da die völlige Weiße doch hier, wie
bey allen prismatischen Versuchen, den Indifferenzpunct
und die nahe Umwendung der begränzenden Farben in
den Gegensatz andeutet. Nun operirt er in diesem
subjectiv weiß gewordnen Bilde mit seinen Kammzähnen
und bringt also, durch neue Hindernisse, neue Farben-
streifen von außen herbey, keineswegs von innen
heraus.


Zehnter Versuch.

545.

Hier kommen wir nun an eine recht zerknickte
Charte, an einen Versuch der aus nicht weniger als
fünf bis sechs Versuchen zusammengesetzt ist. Da wir
sie aber alle schon ihrem Werth nach kennen, da wir
schon überzeugt sind, daß sie einzeln nichts beweisen;

mindert, aufgehoben, umgekehrt, und ſtellen uns das
Werdende, immerfort Entſtehende und ewig Bewegliche
der prismatiſchen Farben recht vor die Sinne. Nun
bringt er dieſen Verſuch ſo nebenbey, als eine Gelegen-
heit ſich weißes Licht zu verſchaffen und in demſelben
mit Kaͤmmen zu operiren. Er beſchreibt den Verſuch,
wie wir ihn auch ſchon dargeſtellt, behauptet aber nach
ſeiner Art, daß dieſe Weiße des ſubjectiv herunterge-
fuͤhrten Bildes aus der Vereinigung aller farbigen
Lichter entſtehe, da die voͤllige Weiße doch hier, wie
bey allen prismatiſchen Verſuchen, den Indifferenzpunct
und die nahe Umwendung der begraͤnzenden Farben in
den Gegenſatz andeutet. Nun operirt er in dieſem
ſubjectiv weiß gewordnen Bilde mit ſeinen Kammzaͤhnen
und bringt alſo, durch neue Hinderniſſe, neue Farben-
ſtreifen von außen herbey, keineswegs von innen
heraus.


Zehnter Verſuch.

545.

Hier kommen wir nun an eine recht zerknickte
Charte, an einen Verſuch der aus nicht weniger als
fuͤnf bis ſechs Verſuchen zuſammengeſetzt iſt. Da wir
ſie aber alle ſchon ihrem Werth nach kennen, da wir
ſchon uͤberzeugt ſind, daß ſie einzeln nichts beweiſen;

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[594/0648] mindert, aufgehoben, umgekehrt, und ſtellen uns das Werdende, immerfort Entſtehende und ewig Bewegliche der prismatiſchen Farben recht vor die Sinne. Nun bringt er dieſen Verſuch ſo nebenbey, als eine Gelegen- heit ſich weißes Licht zu verſchaffen und in demſelben mit Kaͤmmen zu operiren. Er beſchreibt den Verſuch, wie wir ihn auch ſchon dargeſtellt, behauptet aber nach ſeiner Art, daß dieſe Weiße des ſubjectiv herunterge- fuͤhrten Bildes aus der Vereinigung aller farbigen Lichter entſtehe, da die voͤllige Weiße doch hier, wie bey allen prismatiſchen Verſuchen, den Indifferenzpunct und die nahe Umwendung der begraͤnzenden Farben in den Gegenſatz andeutet. Nun operirt er in dieſem ſubjectiv weiß gewordnen Bilde mit ſeinen Kammzaͤhnen und bringt alſo, durch neue Hinderniſſe, neue Farben- ſtreifen von außen herbey, keineswegs von innen heraus. Zehnter Verſuch. 545. Hier kommen wir nun an eine recht zerknickte Charte, an einen Verſuch der aus nicht weniger als fuͤnf bis ſechs Verſuchen zuſammengeſetzt iſt. Da wir ſie aber alle ſchon ihrem Werth nach kennen, da wir ſchon uͤberzeugt ſind, daß ſie einzeln nichts beweiſen;

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/648>, abgerufen am 24.04.2024.