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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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Vierzehnter Versuch.

559.

Bisher habe ich das Weiße hervorgebracht, indem ich die
Prismen vermischte.

560.

In wiefern ihm dieses Weiße gerathen, haben wir
umständlich ausgelegt.

561.

Nun kommen wir zur Mischung körperlicher Farben, und
da laßt ein dünnes Seifenwasser dergestalt in Bewegung se-
tzen, daß ein Schaum entstehe, und wenn der Schaum ein
wenig gestanden hat, so wird derjenige der ihn recht genau
ansieht, auf der Oberfläche der verschiedenen Blasen lebhafte
Farben gewahr werden. Tritt er aber so weit davon, daß
er die Farben nicht mehr unterscheiden kann, so wird der
Schaum weiß seyn und zwar ganz vollkommen.

562.

Wer sich diesen Uebergang in ein ganz anderes
Capitel gefallen läßt, von einem Refractionsfalle zu
einem epoptischen, der ist freylich von einer Sinnes-
und Verstandesart, die es auch mit dem Künftigen so
genau nicht nehmen wird. Von dem Mannigfaltigen
was sich gegen dieses Experiment sagen läßt, wollen

Vierzehnter Verſuch.

559.

Bisher habe ich das Weiße hervorgebracht, indem ich die
Prismen vermiſchte.

560.

In wiefern ihm dieſes Weiße gerathen, haben wir
umſtaͤndlich ausgelegt.

561.

Nun kommen wir zur Miſchung koͤrperlicher Farben, und
da laßt ein duͤnnes Seifenwaſſer dergeſtalt in Bewegung ſe-
tzen, daß ein Schaum entſtehe, und wenn der Schaum ein
wenig geſtanden hat, ſo wird derjenige der ihn recht genau
anſieht, auf der Oberflaͤche der verſchiedenen Blaſen lebhafte
Farben gewahr werden. Tritt er aber ſo weit davon, daß
er die Farben nicht mehr unterſcheiden kann, ſo wird der
Schaum weiß ſeyn und zwar ganz vollkommen.

562.

Wer ſich dieſen Uebergang in ein ganz anderes
Capitel gefallen laͤßt, von einem Refractionsfalle zu
einem epoptiſchen, der iſt freylich von einer Sinnes-
und Verſtandesart, die es auch mit dem Kuͤnftigen ſo
genau nicht nehmen wird. Von dem Mannigfaltigen
was ſich gegen dieſes Experiment ſagen laͤßt, wollen

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[602/0656] Vierzehnter Verſuch. 559. Bisher habe ich das Weiße hervorgebracht, indem ich die Prismen vermiſchte. 560. In wiefern ihm dieſes Weiße gerathen, haben wir umſtaͤndlich ausgelegt. 561. Nun kommen wir zur Miſchung koͤrperlicher Farben, und da laßt ein duͤnnes Seifenwaſſer dergeſtalt in Bewegung ſe- tzen, daß ein Schaum entſtehe, und wenn der Schaum ein wenig geſtanden hat, ſo wird derjenige der ihn recht genau anſieht, auf der Oberflaͤche der verſchiedenen Blaſen lebhafte Farben gewahr werden. Tritt er aber ſo weit davon, daß er die Farben nicht mehr unterſcheiden kann, ſo wird der Schaum weiß ſeyn und zwar ganz vollkommen. 562. Wer ſich dieſen Uebergang in ein ganz anderes Capitel gefallen laͤßt, von einem Refractionsfalle zu einem epoptiſchen, der iſt freylich von einer Sinnes- und Verſtandesart, die es auch mit dem Kuͤnftigen ſo genau nicht nehmen wird. Von dem Mannigfaltigen was ſich gegen dieſes Experiment ſagen laͤßt, wollen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/656>, abgerufen am 29.03.2024.