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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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573.

Daß ihm nun sein Kunststück gelingt, aus farbigen
Pulvern ein Schwarzweiß zusammenzusetzen, daran ist
wohl kein Zweifel; doch wollen wir sehen, wie er sich
benimmt, um wenigstens ein so helles Grau als nur
möglich hervorzubringen.

574.

Denn so setzte ich z. B. aus Einem Theil Mennige und
fünf Theilen Grünspan eine Art von Mäusegrau zusammen.

575.

Der Grünspan pulverisirt erscheint hell und meh-
lig, deshalb braucht ihn Newton gleich zuerst, so wie
er sich durchaus hüthet, satte Farben anzuwenden.

576.

Denn diese zwey Farben sind aus allen andern zusam-
mengesetzt, so daß sich in ihrer Mischung alle übrigen be-
finden.

577.

Er will hier dem Vorwurf ausweichen, daß er
ja nicht aus allen Farben seine Unfarbe zusammensetze.
Welcher Streit unter den späteren Naturforschern über
die Mischung der Farben überhaupt und über die end-
liche Zusammensetzung der Unfarbe aus drey, fünf oder
sieben Farben entstanden, davon wird uns die Ge-
schichte Nachricht geben.

573.

Daß ihm nun ſein Kunſtſtuͤck gelingt, aus farbigen
Pulvern ein Schwarzweiß zuſammenzuſetzen, daran iſt
wohl kein Zweifel; doch wollen wir ſehen, wie er ſich
benimmt, um wenigſtens ein ſo helles Grau als nur
moͤglich hervorzubringen.

574.

Denn ſo ſetzte ich z. B. aus Einem Theil Mennige und
fuͤnf Theilen Gruͤnſpan eine Art von Maͤuſegrau zuſammen.

575.

Der Gruͤnſpan pulveriſirt erſcheint hell und meh-
lig, deshalb braucht ihn Newton gleich zuerſt, ſo wie
er ſich durchaus huͤthet, ſatte Farben anzuwenden.

576.

Denn dieſe zwey Farben ſind aus allen andern zuſam-
mengeſetzt, ſo daß ſich in ihrer Miſchung alle uͤbrigen be-
finden.

577.

Er will hier dem Vorwurf ausweichen, daß er
ja nicht aus allen Farben ſeine Unfarbe zuſammenſetze.
Welcher Streit unter den ſpaͤteren Naturforſchern uͤber
die Miſchung der Farben uͤberhaupt und uͤber die end-
liche Zuſammenſetzung der Unfarbe aus drey, fuͤnf oder
ſieben Farben entſtanden, davon wird uns die Ge-
ſchichte Nachricht geben.

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[607/0661] 573. Daß ihm nun ſein Kunſtſtuͤck gelingt, aus farbigen Pulvern ein Schwarzweiß zuſammenzuſetzen, daran iſt wohl kein Zweifel; doch wollen wir ſehen, wie er ſich benimmt, um wenigſtens ein ſo helles Grau als nur moͤglich hervorzubringen. 574. Denn ſo ſetzte ich z. B. aus Einem Theil Mennige und fuͤnf Theilen Gruͤnſpan eine Art von Maͤuſegrau zuſammen. 575. Der Gruͤnſpan pulveriſirt erſcheint hell und meh- lig, deshalb braucht ihn Newton gleich zuerſt, ſo wie er ſich durchaus huͤthet, ſatte Farben anzuwenden. 576. Denn dieſe zwey Farben ſind aus allen andern zuſam- mengeſetzt, ſo daß ſich in ihrer Miſchung alle uͤbrigen be- finden. 577. Er will hier dem Vorwurf ausweichen, daß er ja nicht aus allen Farben ſeine Unfarbe zuſammenſetze. Welcher Streit unter den ſpaͤteren Naturforſchern uͤber die Miſchung der Farben uͤberhaupt und uͤber die end- liche Zuſammenſetzung der Unfarbe aus drey, fuͤnf oder ſieben Farben entſtanden, davon wird uns die Ge- ſchichte Nachricht geben.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/661>, abgerufen am 29.03.2024.