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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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es neben ihnen wirkt, so lange zu läugnen, bis es hi-
storisch wird, da es denn aus gehöriger Entfernung in
gedämpftem Glanze leidlicher anzuschauen seyn mag.


Nachlese.

Unter dieser Rubrik mag das wenige Platz neh-
men, was wir in unsern Collectaneen, den erst be-
sprochenen Zeitpunct betreffend, vorgefunden haben.

Von den Arabern ist mir nicht bekannt geworden,
daß sie eine theoretische Aufmerksamkeit auf die Farbe
geworfen hätten. Averroes und Avempazes mö-
gen, wie aus einigen Citaten zu vermuthen ist, bey
Gelegenheit, daß sie den Aristoteles commentirt, et-
was beyläufig darüber geäußert haben. Das Büch-
lein des Theophrast scheint ihrer Aufmerksamkeit ent-
gangen zu seyn. Alhazen, von dem ein optischer
Tractat auf uns gekommen, beschäftigt sich mit den
Gesetzen des Sehens überhaupt; doch war ihm der im
Auge bleibende Eindruck eines angeschauten Bildes be-
kannt geworden.

Ueberhaupt war dieses physiologische Phänomen des
bleibenden, ja des farbig abklingenden Lichteindruckes
rein sinnlichen Naturen jener Zeit nicht verborgen ge-
blieben, weshalb wir eine Stelle des Augustinus und
eine des Themistius als Zeugniß anführen.

es neben ihnen wirkt, ſo lange zu laͤugnen, bis es hi-
ſtoriſch wird, da es denn aus gehoͤriger Entfernung in
gedaͤmpftem Glanze leidlicher anzuſchauen ſeyn mag.


Nachleſe.

Unter dieſer Rubrik mag das wenige Platz neh-
men, was wir in unſern Collectaneen, den erſt be-
ſprochenen Zeitpunct betreffend, vorgefunden haben.

Von den Arabern iſt mir nicht bekannt geworden,
daß ſie eine theoretiſche Aufmerkſamkeit auf die Farbe
geworfen haͤtten. Averroes und Avempazes moͤ-
gen, wie aus einigen Citaten zu vermuthen iſt, bey
Gelegenheit, daß ſie den Ariſtoteles commentirt, et-
was beylaͤufig daruͤber geaͤußert haben. Das Buͤch-
lein des Theophraſt ſcheint ihrer Aufmerkſamkeit ent-
gangen zu ſeyn. Alhazen, von dem ein optiſcher
Tractat auf uns gekommen, beſchaͤftigt ſich mit den
Geſetzen des Sehens uͤberhaupt; doch war ihm der im
Auge bleibende Eindruck eines angeſchauten Bildes be-
kannt geworden.

Ueberhaupt war dieſes phyſiologiſche Phaͤnomen des
bleibenden, ja des farbig abklingenden Lichteindruckes
rein ſinnlichen Naturen jener Zeit nicht verborgen ge-
blieben, weshalb wir eine Stelle des Auguſtinus und
eine des Themiſtius als Zeugniß anfuͤhren.

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[164/0198] es neben ihnen wirkt, ſo lange zu laͤugnen, bis es hi- ſtoriſch wird, da es denn aus gehoͤriger Entfernung in gedaͤmpftem Glanze leidlicher anzuſchauen ſeyn mag. Nachleſe. Unter dieſer Rubrik mag das wenige Platz neh- men, was wir in unſern Collectaneen, den erſt be- ſprochenen Zeitpunct betreffend, vorgefunden haben. Von den Arabern iſt mir nicht bekannt geworden, daß ſie eine theoretiſche Aufmerkſamkeit auf die Farbe geworfen haͤtten. Averroes und Avempazes moͤ- gen, wie aus einigen Citaten zu vermuthen iſt, bey Gelegenheit, daß ſie den Ariſtoteles commentirt, et- was beylaͤufig daruͤber geaͤußert haben. Das Buͤch- lein des Theophraſt ſcheint ihrer Aufmerkſamkeit ent- gangen zu ſeyn. Alhazen, von dem ein optiſcher Tractat auf uns gekommen, beſchaͤftigt ſich mit den Geſetzen des Sehens uͤberhaupt; doch war ihm der im Auge bleibende Eindruck eines angeſchauten Bildes be- kannt geworden. Ueberhaupt war dieſes phyſiologiſche Phaͤnomen des bleibenden, ja des farbig abklingenden Lichteindruckes rein ſinnlichen Naturen jener Zeit nicht verborgen ge- blieben, weshalb wir eine Stelle des Auguſtinus und eine des Themiſtius als Zeugniß anfuͤhren.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/198>, abgerufen am 28.03.2024.