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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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gel eines Laboratoriums und was andere daraus ent-
springende Hindernisse sind, zur Entschuldigung ange-
führt werden können.


Mängel die in der Umgebung und in
der Zeit liegen
.

Von manchem was sich einem regelmäßigen und
glücklichen Fortschritt der Societät entgegensetzte, haben
wir freylich gegenwärtig kaum eine Ahndung. Man
hielt von Seiten der Menge, und zwar nicht eben ge-
rade des Pöbels, die Naturwissenschaften und beson-
ders das Experimentiren auf mancherley Weise für
schädlich, schädlich der Schullehre, der Erziehung, der
Religion, dem praktischen Leben und was dergleichen
Beschränktheiten mehr waren.

Ingleichen stellen wir uns nicht vor, wenn wir
von jenen englischen Experimentalphilosophen so vieles
lesen, wie weit man überhaupt zu Ende des siebzehn-
ten Jahrhunderts noch im Experimentiren zurückstand.
Von der alchymistischen Zeit her war noch die Lust am
Geheimniß geblieben, von welchem man bey zunehmen-
der Technik, beym Eingreifen des Wissens ins Leben,
nunmehr manche Vortheile hoffen konnte. Die Werk-
zeuge mit denen man operirte, waren noch höchst un-
vollkommen. Wer sieht dergleichen Instrumente aus

gel eines Laboratoriums und was andere daraus ent-
ſpringende Hinderniſſe ſind, zur Entſchuldigung ange-
fuͤhrt werden koͤnnen.


Maͤngel die in der Umgebung und in
der Zeit liegen
.

Von manchem was ſich einem regelmaͤßigen und
gluͤcklichen Fortſchritt der Societaͤt entgegenſetzte, haben
wir freylich gegenwaͤrtig kaum eine Ahndung. Man
hielt von Seiten der Menge, und zwar nicht eben ge-
rade des Poͤbels, die Naturwiſſenſchaften und beſon-
ders das Experimentiren auf mancherley Weiſe fuͤr
ſchaͤdlich, ſchaͤdlich der Schullehre, der Erziehung, der
Religion, dem praktiſchen Leben und was dergleichen
Beſchraͤnktheiten mehr waren.

Ingleichen ſtellen wir uns nicht vor, wenn wir
von jenen engliſchen Experimentalphiloſophen ſo vieles
leſen, wie weit man uͤberhaupt zu Ende des ſiebzehn-
ten Jahrhunderts noch im Experimentiren zuruͤckſtand.
Von der alchymiſtiſchen Zeit her war noch die Luſt am
Geheimniß geblieben, von welchem man bey zunehmen-
der Technik, beym Eingreifen des Wiſſens ins Leben,
nunmehr manche Vortheile hoffen konnte. Die Werk-
zeuge mit denen man operirte, waren noch hoͤchſt un-
vollkommen. Wer ſieht dergleichen Inſtrumente aus

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[398/0432] gel eines Laboratoriums und was andere daraus ent- ſpringende Hinderniſſe ſind, zur Entſchuldigung ange- fuͤhrt werden koͤnnen. Maͤngel die in der Umgebung und in der Zeit liegen. Von manchem was ſich einem regelmaͤßigen und gluͤcklichen Fortſchritt der Societaͤt entgegenſetzte, haben wir freylich gegenwaͤrtig kaum eine Ahndung. Man hielt von Seiten der Menge, und zwar nicht eben ge- rade des Poͤbels, die Naturwiſſenſchaften und beſon- ders das Experimentiren auf mancherley Weiſe fuͤr ſchaͤdlich, ſchaͤdlich der Schullehre, der Erziehung, der Religion, dem praktiſchen Leben und was dergleichen Beſchraͤnktheiten mehr waren. Ingleichen ſtellen wir uns nicht vor, wenn wir von jenen engliſchen Experimentalphiloſophen ſo vieles leſen, wie weit man uͤberhaupt zu Ende des ſiebzehn- ten Jahrhunderts noch im Experimentiren zuruͤckſtand. Von der alchymiſtiſchen Zeit her war noch die Luſt am Geheimniß geblieben, von welchem man bey zunehmen- der Technik, beym Eingreifen des Wiſſens ins Leben, nunmehr manche Vortheile hoffen konnte. Die Werk- zeuge mit denen man operirte, waren noch hoͤchſt un- vollkommen. Wer ſieht dergleichen Inſtrumente aus

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/432>, abgerufen am 23.04.2024.