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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Dem sey nun wie ihm wolle, so scheinet sich
durch diese, im Grunde redlichen, bewundernswürdigen,
und von der Akademie gebilligten Bemühungen die
Newtonische Lehre nur noch fester gesetzt und den Ge-
müthern noch tiefer eingeprägt zu haben. Doch ist es
sonderbar, daß seit 1738, als unter welchem Jahre die
gedachte Abhandlung sich findet, der Artikel Farbe
aus dem Register der Akademie verschwindet und kaum
späterhin wieder zum Vorschein kommt.


Cardinal Polignac.

geb. 1661. gest. 1741.


Im Gefolg der Akademiker führen wir diesen
Mann auf, der als Welt- und Staatsmann und
Negotiateur einen großen Ruf hinterlassen hat, dessen
weit umgreifender Geist aber sich über andere Gegen-
stände, besonders auch der Naturwissenschaft, verbrei-
tete. Der Descartischen Lehre, zu der er in früher
Jugend gebildet worden, blieb er treu, und war also
gewissermaßen ein Gegner Newtons. Rizzetti dedicirte
demselben sein Werk de Luminis affectionibus. Un-
ser Cardinal beschäftigte sich mit Prüfung der New-
tonischen Lehre. Gauger behauptet in seinen Briefen,
p. 40: der Cardinal sey durch das Experimentum
Crucis überzeugt worden. Eine Stelle aus den Anec-
dotes litteraires Paris 1750. Tom 2, p.
430. lassen

Dem ſey nun wie ihm wolle, ſo ſcheinet ſich
durch dieſe, im Grunde redlichen, bewundernswuͤrdigen,
und von der Akademie gebilligten Bemuͤhungen die
Newtoniſche Lehre nur noch feſter geſetzt und den Ge-
muͤthern noch tiefer eingepraͤgt zu haben. Doch iſt es
ſonderbar, daß ſeit 1738, als unter welchem Jahre die
gedachte Abhandlung ſich findet, der Artikel Farbe
aus dem Regiſter der Akademie verſchwindet und kaum
ſpaͤterhin wieder zum Vorſchein kommt.


Cardinal Polignac.

geb. 1661. geſt. 1741.


Im Gefolg der Akademiker fuͤhren wir dieſen
Mann auf, der als Welt- und Staatsmann und
Negotiateur einen großen Ruf hinterlaſſen hat, deſſen
weit umgreifender Geiſt aber ſich uͤber andere Gegen-
ſtaͤnde, beſonders auch der Naturwiſſenſchaft, verbrei-
tete. Der Descartiſchen Lehre, zu der er in fruͤher
Jugend gebildet worden, blieb er treu, und war alſo
gewiſſermaßen ein Gegner Newtons. Rizzetti dedicirte
demſelben ſein Werk de Luminis affectionibus. Un-
ſer Cardinal beſchaͤftigte ſich mit Pruͤfung der New-
toniſchen Lehre. Gauger behauptet in ſeinen Briefen,
p. 40: der Cardinal ſey durch das Experimentum
Crucis uͤberzeugt worden. Eine Stelle aus den Anec-
dotes littéraires Paris 1750. Tom 2, p.
430. laſſen

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[511/0545] Dem ſey nun wie ihm wolle, ſo ſcheinet ſich durch dieſe, im Grunde redlichen, bewundernswuͤrdigen, und von der Akademie gebilligten Bemuͤhungen die Newtoniſche Lehre nur noch feſter geſetzt und den Ge- muͤthern noch tiefer eingepraͤgt zu haben. Doch iſt es ſonderbar, daß ſeit 1738, als unter welchem Jahre die gedachte Abhandlung ſich findet, der Artikel Farbe aus dem Regiſter der Akademie verſchwindet und kaum ſpaͤterhin wieder zum Vorſchein kommt. Cardinal Polignac. geb. 1661. geſt. 1741. Im Gefolg der Akademiker fuͤhren wir dieſen Mann auf, der als Welt- und Staatsmann und Negotiateur einen großen Ruf hinterlaſſen hat, deſſen weit umgreifender Geiſt aber ſich uͤber andere Gegen- ſtaͤnde, beſonders auch der Naturwiſſenſchaft, verbrei- tete. Der Descartiſchen Lehre, zu der er in fruͤher Jugend gebildet worden, blieb er treu, und war alſo gewiſſermaßen ein Gegner Newtons. Rizzetti dedicirte demſelben ſein Werk de Luminis affectionibus. Un- ſer Cardinal beſchaͤftigte ſich mit Pruͤfung der New- toniſchen Lehre. Gauger behauptet in ſeinen Briefen, p. 40: der Cardinal ſey durch das Experimentum Crucis uͤberzeugt worden. Eine Stelle aus den Anec- dotes littéraires Paris 1750. Tom 2, p. 430. laſſen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/545>, abgerufen am 25.04.2024.