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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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vers sowohl als der an die Stelle zu setzenden naturge-
mäßen Lehre, gar manches schuldig geworden.

Zu der Zeit, als diesen tüchtigen Mann die fran-
zösische Akademie unterdrückte, lag ich als ein Kind
von einigen Monaten in der Wiege. Er, umgeben
von so vielen Widersachern, die er nicht überwinden
konnte, obgleich begünstigt und pensionirt vom Könige,
sah sich um eine gewünschte Wirkung und eben so wie
treffliche Vorgänger um seinen guten Ruf gebracht. Ich
freue mich, sein Andenken, obgleich spät, zu rehabiliti-
ren, seine Widersacher als die meinigen zu verfolgen
und den von ihm, da er nicht durchdringen konnte,
oft geäußerten Wunsch zu realisiren:

Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor.


Celestin Cominale.

Er war Professor der Philosophie bey dem könig-
lichen Gymnasium zu Neapel. Von seinem Werke An-
ti-Newtonianismus
kam daselbst der erste Theil 1754,
der zweyte 1756 in Quart heraus. Es ist eigentlich eine
Bearbeitung des Gautierschen Werkes, welche wohlge-
rathen genannt werden kann.

Der Verfasser hat mehr Methode als sein Vor-
gänger: denn er widmet den ersten Theil gleich ohne

vers ſowohl als der an die Stelle zu ſetzenden naturge-
maͤßen Lehre, gar manches ſchuldig geworden.

Zu der Zeit, als dieſen tuͤchtigen Mann die fran-
zoͤſiſche Akademie unterdruͤckte, lag ich als ein Kind
von einigen Monaten in der Wiege. Er, umgeben
von ſo vielen Widerſachern, die er nicht uͤberwinden
konnte, obgleich beguͤnſtigt und penſionirt vom Koͤnige,
ſah ſich um eine gewuͤnſchte Wirkung und eben ſo wie
treffliche Vorgaͤnger um ſeinen guten Ruf gebracht. Ich
freue mich, ſein Andenken, obgleich ſpaͤt, zu rehabiliti-
ren, ſeine Widerſacher als die meinigen zu verfolgen
und den von ihm, da er nicht durchdringen konnte,
oft geaͤußerten Wunſch zu realiſiren:

Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor.


Celeſtin Cominale.

Er war Profeſſor der Philoſophie bey dem koͤnig-
lichen Gymnaſium zu Neapel. Von ſeinem Werke An-
ti-Newtonianismus
kam daſelbſt der erſte Theil 1754,
der zweyte 1756 in Quart heraus. Es iſt eigentlich eine
Bearbeitung des Gautierſchen Werkes, welche wohlge-
rathen genannt werden kann.

Der Verfaſſer hat mehr Methode als ſein Vor-
gaͤnger: denn er widmet den erſten Theil gleich ohne

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[549/0583] vers ſowohl als der an die Stelle zu ſetzenden naturge- maͤßen Lehre, gar manches ſchuldig geworden. Zu der Zeit, als dieſen tuͤchtigen Mann die fran- zoͤſiſche Akademie unterdruͤckte, lag ich als ein Kind von einigen Monaten in der Wiege. Er, umgeben von ſo vielen Widerſachern, die er nicht uͤberwinden konnte, obgleich beguͤnſtigt und penſionirt vom Koͤnige, ſah ſich um eine gewuͤnſchte Wirkung und eben ſo wie treffliche Vorgaͤnger um ſeinen guten Ruf gebracht. Ich freue mich, ſein Andenken, obgleich ſpaͤt, zu rehabiliti- ren, ſeine Widerſacher als die meinigen zu verfolgen und den von ihm, da er nicht durchdringen konnte, oft geaͤußerten Wunſch zu realiſiren: Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor. Celeſtin Cominale. Er war Profeſſor der Philoſophie bey dem koͤnig- lichen Gymnaſium zu Neapel. Von ſeinem Werke An- ti-Newtonianismus kam daſelbſt der erſte Theil 1754, der zweyte 1756 in Quart heraus. Es iſt eigentlich eine Bearbeitung des Gautierſchen Werkes, welche wohlge- rathen genannt werden kann. Der Verfaſſer hat mehr Methode als ſein Vor- gaͤnger: denn er widmet den erſten Theil gleich ohne

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/583>, abgerufen am 25.04.2024.