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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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bar an der Asche; denn sobald nur die Feuchtigkeit
ausgebrannt ist, welche die Tinctur verursachte, so
wird der Ueberrest weiß, nicht aber völlig; denn etwas
wird wieder von dem Rauch gefärbt, welcher schwarz
ist. Deswegen wird auch die Lauge gelb, weil etwas
Flammenartiges und Schwarzes das Wasser färbt.

2.

Die schwarze Farbe begleitet die Elemente, wenn
sie in einander übergehen.

3.

Die übrigen Farben aber entstehen, wenn sich jene
einfachen vermischen und wechselseitig temperiren.

4.

Die Finsterniß entsteht, wenn das Licht mangelt.

5.

Schwarz erscheint uns auf dreyerley Weise: denn,
erstens, was durchaus nicht gesehen wird, wenn man
den umgebenden Raum sieht, erscheint uns als schwarz,
so auch, zweytens, dasjenige, wovon gar kein Licht in
das Auge kommt. Drittens nennen wir aber auch
solche Körper schwarz, von denen ein schwaches und ge-
ringes Licht zurückgeworfen wird.

6.

Deswegen halten wir auch die Schatten für
schwarz.

bar an der Aſche; denn ſobald nur die Feuchtigkeit
ausgebrannt iſt, welche die Tinctur verurſachte, ſo
wird der Ueberreſt weiß, nicht aber voͤllig; denn etwas
wird wieder von dem Rauch gefaͤrbt, welcher ſchwarz
iſt. Deswegen wird auch die Lauge gelb, weil etwas
Flammenartiges und Schwarzes das Waſſer faͤrbt.

2.

Die ſchwarze Farbe begleitet die Elemente, wenn
ſie in einander uͤbergehen.

3.

Die uͤbrigen Farben aber entſtehen, wenn ſich jene
einfachen vermiſchen und wechſelſeitig temperiren.

4.

Die Finſterniß entſteht, wenn das Licht mangelt.

5.

Schwarz erſcheint uns auf dreyerley Weiſe: denn,
erſtens, was durchaus nicht geſehen wird, wenn man
den umgebenden Raum ſieht, erſcheint uns als ſchwarz,
ſo auch, zweytens, dasjenige, wovon gar kein Licht in
das Auge kommt. Drittens nennen wir aber auch
ſolche Koͤrper ſchwarz, von denen ein ſchwaches und ge-
ringes Licht zuruͤckgeworfen wird.

6.

Deswegen halten wir auch die Schatten fuͤr
ſchwarz.

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[25/0059] bar an der Aſche; denn ſobald nur die Feuchtigkeit ausgebrannt iſt, welche die Tinctur verurſachte, ſo wird der Ueberreſt weiß, nicht aber voͤllig; denn etwas wird wieder von dem Rauch gefaͤrbt, welcher ſchwarz iſt. Deswegen wird auch die Lauge gelb, weil etwas Flammenartiges und Schwarzes das Waſſer faͤrbt. 2. Die ſchwarze Farbe begleitet die Elemente, wenn ſie in einander uͤbergehen. 3. Die uͤbrigen Farben aber entſtehen, wenn ſich jene einfachen vermiſchen und wechſelſeitig temperiren. 4. Die Finſterniß entſteht, wenn das Licht mangelt. 5. Schwarz erſcheint uns auf dreyerley Weiſe: denn, erſtens, was durchaus nicht geſehen wird, wenn man den umgebenden Raum ſieht, erſcheint uns als ſchwarz, ſo auch, zweytens, dasjenige, wovon gar kein Licht in das Auge kommt. Drittens nennen wir aber auch ſolche Koͤrper ſchwarz, von denen ein ſchwaches und ge- ringes Licht zuruͤckgeworfen wird. 6. Deswegen halten wir auch die Schatten fuͤr ſchwarz.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/59>, abgerufen am 20.04.2024.