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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Akademie Göttingen.

Es ist interessant zu sehen, durch welche Reihe
von Personen auf einer besuchten Akademie die Newto-
nische Lehre fortgepflanzt worden. Ein Göttinger Pro-
fessor hatte ohnehin, bey der nahen Verwandtschaft mit
England, keine Ursache, eine Meynung näher zu prü-
fen, welche schon durchgängig angenommen war, und
so wird sie denn auch bis auf den heutigen Tag noch
dort so gut als auf andern Akademien gelehrt.

Hollmann, 1736, liest Physik als einen Theil des
philosophischen Cursus. Seine Institutiones werden
1738 gedruckt. Er liest weitläufige Experimentalphy-
sik, nachher dieselbe zusammengezogener. Fährt damit
nach Abgang Segners fort bis gegen 1775; stirbt 1788,
nachdem er schon mehrere Jahre der Physik, und spä-
ter den übrigen Vorlesungen sich entzogen.

Segner, 1736, liest Physik über Hamberger,
Wolff, Muschenbroek, nach Dictaten, von 1744 an; so-
dann über seine Anfangsgründe, von 1746 bis zu seinem
Abgang 1754.

Kästner, liest 1759 Physik nach Winkler, später
nach Eberhards ersten Gründen der Naturlehre. Er
hat als Mathematiker den besondern Tick, die Physiker
anzufeinden.

Akademie Goͤttingen.

Es iſt intereſſant zu ſehen, durch welche Reihe
von Perſonen auf einer beſuchten Akademie die Newto-
niſche Lehre fortgepflanzt worden. Ein Goͤttinger Pro-
feſſor hatte ohnehin, bey der nahen Verwandtſchaft mit
England, keine Urſache, eine Meynung naͤher zu pruͤ-
fen, welche ſchon durchgaͤngig angenommen war, und
ſo wird ſie denn auch bis auf den heutigen Tag noch
dort ſo gut als auf andern Akademien gelehrt.

Hollmann, 1736, lieſt Phyſik als einen Theil des
philoſophiſchen Curſus. Seine Institutiones werden
1738 gedruckt. Er lieſt weitlaͤufige Experimentalphy-
ſik, nachher dieſelbe zuſammengezogener. Faͤhrt damit
nach Abgang Segners fort bis gegen 1775; ſtirbt 1788,
nachdem er ſchon mehrere Jahre der Phyſik, und ſpaͤ-
ter den uͤbrigen Vorleſungen ſich entzogen.

Segner, 1736, lieſt Phyſik uͤber Hamberger,
Wolff, Muſchenbroek, nach Dictaten, von 1744 an; ſo-
dann uͤber ſeine Anfangsgruͤnde, von 1746 bis zu ſeinem
Abgang 1754.

Kaͤſtner, lieſt 1759 Phyſik nach Winkler, ſpaͤter
nach Eberhards erſten Gruͤnden der Naturlehre. Er
hat als Mathematiker den beſondern Tick, die Phyſiker
anzufeinden.

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[565/0599] Akademie Goͤttingen. Es iſt intereſſant zu ſehen, durch welche Reihe von Perſonen auf einer beſuchten Akademie die Newto- niſche Lehre fortgepflanzt worden. Ein Goͤttinger Pro- feſſor hatte ohnehin, bey der nahen Verwandtſchaft mit England, keine Urſache, eine Meynung naͤher zu pruͤ- fen, welche ſchon durchgaͤngig angenommen war, und ſo wird ſie denn auch bis auf den heutigen Tag noch dort ſo gut als auf andern Akademien gelehrt. Hollmann, 1736, lieſt Phyſik als einen Theil des philoſophiſchen Curſus. Seine Institutiones werden 1738 gedruckt. Er lieſt weitlaͤufige Experimentalphy- ſik, nachher dieſelbe zuſammengezogener. Faͤhrt damit nach Abgang Segners fort bis gegen 1775; ſtirbt 1788, nachdem er ſchon mehrere Jahre der Phyſik, und ſpaͤ- ter den uͤbrigen Vorleſungen ſich entzogen. Segner, 1736, lieſt Phyſik uͤber Hamberger, Wolff, Muſchenbroek, nach Dictaten, von 1744 an; ſo- dann uͤber ſeine Anfangsgruͤnde, von 1746 bis zu ſeinem Abgang 1754. Kaͤſtner, lieſt 1759 Phyſik nach Winkler, ſpaͤter nach Eberhards erſten Gruͤnden der Naturlehre. Er hat als Mathematiker den beſondern Tick, die Phyſiker anzufeinden.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/599>, abgerufen am 29.03.2024.