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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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D'Arcy, Geschichte der Akademie der Wissenschaften
1765. De la Hire, Büffon, Memoiren der franz.
Akademie 1743. Christ. Ernst Wünsch Visus phae-
nomena quaedam. Lips. 1776. 4. Joh. Eichel
Experimenta circa sensum videndi, in Collectaneis
societatis medicae Havniensis. Vol. I.,
1774. 8.


Anton Raphael Mengs.

Lezioni prattiche di pittura, in seinen Werken,
herausgekommen zu Parma 1780 in Quart.

Den Grund der Harmonie, welche wir bey einem
Gemälde empfinden, setzte Mengs in das Helldunkel,
so wie er denn auch dem allgemeinen Ton die vorzüg-
lichste Wirkung zuschrieb. Die Farben waren ihm da-
gegen nur einzelne Töne, womit man die Oberflächen
der Körper specificirte, welche sich dem Helldunkel und
dem allgemeinen Ton subordiniren sollten, ohne eben
gerade für sich und unter sich einen Anspruch an Ue-
bereinstimmung und Ganzheit zu machen.

Er bemerkte jedoch, daß eine Farbe, wenn sie
in ihrer völligen Lebhaftigkeit gebraucht werde, durch
eine andere gewissermaßen aufgewogen werden müsse,
um erträglich zu seyn. Und so fand sein offner Sinn
und guter Geschmack die einfachen Gesetze der Farben-

D’Arcy, Geſchichte der Akademie der Wiſſenſchaften
1765. De la Hire, Buͤffon, Memoiren der franz.
Akademie 1743. Chriſt. Ernſt Wuͤnſch Visus phae-
nomena quaedam. Lips. 1776. 4. Joh. Eichel
Experimenta circa sensum videndi, in Collectaneis
societatis medicae Havniensis. Vol. I.,
1774. 8.


Anton Raphael Mengs.

Lezioni prattiche di pittura, in ſeinen Werken,
herausgekommen zu Parma 1780 in Quart.

Den Grund der Harmonie, welche wir bey einem
Gemaͤlde empfinden, ſetzte Mengs in das Helldunkel,
ſo wie er denn auch dem allgemeinen Ton die vorzuͤg-
lichſte Wirkung zuſchrieb. Die Farben waren ihm da-
gegen nur einzelne Toͤne, womit man die Oberflaͤchen
der Koͤrper ſpecificirte, welche ſich dem Helldunkel und
dem allgemeinen Ton ſubordiniren ſollten, ohne eben
gerade fuͤr ſich und unter ſich einen Anſpruch an Ue-
bereinſtimmung und Ganzheit zu machen.

Er bemerkte jedoch, daß eine Farbe, wenn ſie
in ihrer voͤlligen Lebhaftigkeit gebraucht werde, durch
eine andere gewiſſermaßen aufgewogen werden muͤſſe,
um ertraͤglich zu ſeyn. Und ſo fand ſein offner Sinn
und guter Geſchmack die einfachen Geſetze der Farben-

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[628/0662] D’Arcy, Geſchichte der Akademie der Wiſſenſchaften 1765. De la Hire, Buͤffon, Memoiren der franz. Akademie 1743. Chriſt. Ernſt Wuͤnſch Visus phae- nomena quaedam. Lips. 1776. 4. Joh. Eichel Experimenta circa sensum videndi, in Collectaneis societatis medicae Havniensis. Vol. I., 1774. 8. Anton Raphael Mengs. Lezioni prattiche di pittura, in ſeinen Werken, herausgekommen zu Parma 1780 in Quart. Den Grund der Harmonie, welche wir bey einem Gemaͤlde empfinden, ſetzte Mengs in das Helldunkel, ſo wie er denn auch dem allgemeinen Ton die vorzuͤg- lichſte Wirkung zuſchrieb. Die Farben waren ihm da- gegen nur einzelne Toͤne, womit man die Oberflaͤchen der Koͤrper ſpecificirte, welche ſich dem Helldunkel und dem allgemeinen Ton ſubordiniren ſollten, ohne eben gerade fuͤr ſich und unter ſich einen Anſpruch an Ue- bereinſtimmung und Ganzheit zu machen. Er bemerkte jedoch, daß eine Farbe, wenn ſie in ihrer voͤlligen Lebhaftigkeit gebraucht werde, durch eine andere gewiſſermaßen aufgewogen werden muͤſſe, um ertraͤglich zu ſeyn. Und ſo fand ſein offner Sinn und guter Geſchmack die einfachen Geſetze der Farben-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/662>, abgerufen am 20.04.2024.