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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Steinkohle und Ambra. Ihr Verhältniß zu dem Crown-
glas ist ohngefähr wie zwey zu drey. Das wesent-
liche Oel des Sassafraß wirkt nicht viel geringer. We-
sentliches Citronenöl, ganz ächt, verhält sich wie
drey zu vier, Terpentinöl wie sechs zu sieben, und
im wesentlichen Rosmarinöl ist die Kraft noch etwas
geringer."

"Ausgepreßte Oele unterscheiden sich nicht sonder-
lich vom Crownglas, so auch rectificirte Geister, und
der Aether des Salpeters und Vitriols."


Vorlesung des Dr. Blair.

I. "Die ungleiche Refrangibilität des Lichts, wie
sie Isaak Newton entdeckt und umständlich erörtert hat,
steht nur in sofern unwidersprochen gegründet, als die
Refraction an der Gränze irgend eines Mediums und
eines leeren Raumes vorgeht. Alsdann sind die Strah-
len von verschiedenen Farben ungleich gebrochen, die
rothmachenden Strahlen sind die am wenigsten, die
violetimachenden die am meisten brechbaren Strahlen."

II. "Die Entdeckung von demjenigen was man
die verschieden zerstreuende Kraft in den verschieden
brechenden Medien nannte, zeigt, daß die Newtoni-
schen Theoreme nicht allgemein sind, wenn er schließt:
daß der Unterschied der Brechung zwischen den meist

Steinkohle und Ambra. Ihr Verhaͤltniß zu dem Crown-
glas iſt ohngefaͤhr wie zwey zu drey. Das weſent-
liche Oel des Saſſafraß wirkt nicht viel geringer. We-
ſentliches Citronenoͤl, ganz aͤcht, verhaͤlt ſich wie
drey zu vier, Terpentinoͤl wie ſechs zu ſieben, und
im weſentlichen Rosmarinoͤl iſt die Kraft noch etwas
geringer.“

„Ausgepreßte Oele unterſcheiden ſich nicht ſonder-
lich vom Crownglas, ſo auch rectificirte Geiſter, und
der Aether des Salpeters und Vitriols.“


Vorleſung des Dr. Blair.

I. „Die ungleiche Refrangibilitaͤt des Lichts, wie
ſie Iſaak Newton entdeckt und umſtaͤndlich eroͤrtert hat,
ſteht nur in ſofern unwiderſprochen gegruͤndet, als die
Refraction an der Graͤnze irgend eines Mediums und
eines leeren Raumes vorgeht. Alsdann ſind die Strah-
len von verſchiedenen Farben ungleich gebrochen, die
rothmachenden Strahlen ſind die am wenigſten, die
violetimachenden die am meiſten brechbaren Strahlen.“

II. „Die Entdeckung von demjenigen was man
die verſchieden zerſtreuende Kraft in den verſchieden
brechenden Medien nannte, zeigt, daß die Newtoni-
ſchen Theoreme nicht allgemein ſind, wenn er ſchließt:
daß der Unterſchied der Brechung zwiſchen den meiſt

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[648/0682] Steinkohle und Ambra. Ihr Verhaͤltniß zu dem Crown- glas iſt ohngefaͤhr wie zwey zu drey. Das weſent- liche Oel des Saſſafraß wirkt nicht viel geringer. We- ſentliches Citronenoͤl, ganz aͤcht, verhaͤlt ſich wie drey zu vier, Terpentinoͤl wie ſechs zu ſieben, und im weſentlichen Rosmarinoͤl iſt die Kraft noch etwas geringer.“ „Ausgepreßte Oele unterſcheiden ſich nicht ſonder- lich vom Crownglas, ſo auch rectificirte Geiſter, und der Aether des Salpeters und Vitriols.“ Vorleſung des Dr. Blair. I. „Die ungleiche Refrangibilitaͤt des Lichts, wie ſie Iſaak Newton entdeckt und umſtaͤndlich eroͤrtert hat, ſteht nur in ſofern unwiderſprochen gegruͤndet, als die Refraction an der Graͤnze irgend eines Mediums und eines leeren Raumes vorgeht. Alsdann ſind die Strah- len von verſchiedenen Farben ungleich gebrochen, die rothmachenden Strahlen ſind die am wenigſten, die violetimachenden die am meiſten brechbaren Strahlen.“ II. „Die Entdeckung von demjenigen was man die verſchieden zerſtreuende Kraft in den verſchieden brechenden Medien nannte, zeigt, daß die Newtoni- ſchen Theoreme nicht allgemein ſind, wenn er ſchließt: daß der Unterſchied der Brechung zwiſchen den meiſt

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/682>, abgerufen am 18.04.2024.