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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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die einzelnen Farben in sich zusammen und erscheinen
abgesondert, einige schneller, andere langsamer.

Etwas Aehnliches begegnet beym Purpurfärben.
Denn wenn man die Schnecke zerstößt, ihre Feuchtig-
keit auspreßt und im Kessel kocht; so ist in der Küpe
zuerst keine bestimmte Farbe zu sehen, nach und nach
aber trennen sich die eingebornen Farben und mischen
sich wieder, wodurch denn die Mannigfaltigkeit ent-
steht, als Schwarz, Weiß, Schatten- und Luftfarbe.
Zuletzt wird alles purpurfarbig, wenn die Farben ge-
hörig zusammengekocht sind, so daß wegen ihrer Mi-
schung und Uebergang aus einer in die andere keine
der einzelnen Farben an sich mehr zu sehen ist.

51.

Dieses begegnet auch an Früchten. Denn bey
vielen werden nicht alle Farben auf einmal gar ge-
kocht, sondern einige zeigen sich früher, andere später,
und eine wird in die andere verändert, wie man an
den Trauben und Datteln sieht. Denn diese letzten
werden zuerst roth; wenn aber das Schwarze in ihnen
in sich zusammentritt, gehen sie in die Weinfarbe über.
Zuletzt werden sie blau, wenn das Rothe mit vielem
und reinem Schwarz gemischt ist.

52.

Denn die Farben, welche später entstehen, ver-
ändern, wenn sie vorwalten, die ersten Farben, wel-
ches besonders bey schwarzen Früchten deutlich ist.
Denn die meisten, welche zuerst grün aussehen, nei-

die einzelnen Farben in ſich zuſammen und erſcheinen
abgeſondert, einige ſchneller, andere langſamer.

Etwas Aehnliches begegnet beym Purpurfaͤrben.
Denn wenn man die Schnecke zerſtoͤßt, ihre Feuchtig-
keit auspreßt und im Keſſel kocht; ſo iſt in der Kuͤpe
zuerſt keine beſtimmte Farbe zu ſehen, nach und nach
aber trennen ſich die eingebornen Farben und miſchen
ſich wieder, wodurch denn die Mannigfaltigkeit ent-
ſteht, als Schwarz, Weiß, Schatten- und Luftfarbe.
Zuletzt wird alles purpurfarbig, wenn die Farben ge-
hoͤrig zuſammengekocht ſind, ſo daß wegen ihrer Mi-
ſchung und Uebergang aus einer in die andere keine
der einzelnen Farben an ſich mehr zu ſehen iſt.

51.

Dieſes begegnet auch an Fruͤchten. Denn bey
vielen werden nicht alle Farben auf einmal gar ge-
kocht, ſondern einige zeigen ſich fruͤher, andere ſpaͤter,
und eine wird in die andere veraͤndert, wie man an
den Trauben und Datteln ſieht. Denn dieſe letzten
werden zuerſt roth; wenn aber das Schwarze in ihnen
in ſich zuſammentritt, gehen ſie in die Weinfarbe uͤber.
Zuletzt werden ſie blau, wenn das Rothe mit vielem
und reinem Schwarz gemiſcht iſt.

52.

Denn die Farben, welche ſpaͤter entſtehen, ver-
aͤndern, wenn ſie vorwalten, die erſten Farben, wel-
ches beſonders bey ſchwarzen Fruͤchten deutlich iſt.
Denn die meiſten, welche zuerſt gruͤn ausſehen, nei-

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[41/0075] die einzelnen Farben in ſich zuſammen und erſcheinen abgeſondert, einige ſchneller, andere langſamer. Etwas Aehnliches begegnet beym Purpurfaͤrben. Denn wenn man die Schnecke zerſtoͤßt, ihre Feuchtig- keit auspreßt und im Keſſel kocht; ſo iſt in der Kuͤpe zuerſt keine beſtimmte Farbe zu ſehen, nach und nach aber trennen ſich die eingebornen Farben und miſchen ſich wieder, wodurch denn die Mannigfaltigkeit ent- ſteht, als Schwarz, Weiß, Schatten- und Luftfarbe. Zuletzt wird alles purpurfarbig, wenn die Farben ge- hoͤrig zuſammengekocht ſind, ſo daß wegen ihrer Mi- ſchung und Uebergang aus einer in die andere keine der einzelnen Farben an ſich mehr zu ſehen iſt. 51. Dieſes begegnet auch an Fruͤchten. Denn bey vielen werden nicht alle Farben auf einmal gar ge- kocht, ſondern einige zeigen ſich fruͤher, andere ſpaͤter, und eine wird in die andere veraͤndert, wie man an den Trauben und Datteln ſieht. Denn dieſe letzten werden zuerſt roth; wenn aber das Schwarze in ihnen in ſich zuſammentritt, gehen ſie in die Weinfarbe uͤber. Zuletzt werden ſie blau, wenn das Rothe mit vielem und reinem Schwarz gemiſcht iſt. 52. Denn die Farben, welche ſpaͤter entſtehen, ver- aͤndern, wenn ſie vorwalten, die erſten Farben, wel- ches beſonders bey ſchwarzen Fruͤchten deutlich iſt. Denn die meiſten, welche zuerſt gruͤn ausſehen, nei-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/75>, abgerufen am 25.04.2024.