klein man sie sich auch denkt, so haben sie Theile, denn die Materie ist ins Unendliche theilbar, und die klein- ste Sphäre kann sich auf allen Puncten mit der größ- ten, die man sich denken mag, berühren."
Johann Christoph Sturm.
geb. 1685. gest. 1703.
Physica electiva sive hypothetica. Norimbergae 1697.
Die Lehre von den Farben behandelt er wie die übrigen Rubriken. Erst bringt er ohne sonderliche Ord- nung und Methode die Phänomene vor, wie sie ihm die Schriftsteller überlieferten; dann die Meynungen der Alten und Neuern, jedoch keineswegs vollständig; zuletzt wählt er sich aus alle dem bisher Gesagten und Theoretisirten dasjenige, womit er sich nothdürftig über die Erscheinungen hinaus zu helfen glaubt. Es ist überall nur Druck und Papier und nirgends Natur. Wie sehr wäre zu wünschen gewesen, daß ein geistrei- cher Mann diese Arbeit übernommen und seinen Nach- folgern durchgreifender vorgearbeitet hätte.
klein man ſie ſich auch denkt, ſo haben ſie Theile, denn die Materie iſt ins Unendliche theilbar, und die klein- ſte Sphaͤre kann ſich auf allen Puncten mit der groͤß- ten, die man ſich denken mag, beruͤhren.“
Johann Chriſtoph Sturm.
geb. 1685. geſt. 1703.
Physica electiva sive hypothetica. Norimbergae 1697.
Die Lehre von den Farben behandelt er wie die uͤbrigen Rubriken. Erſt bringt er ohne ſonderliche Ord- nung und Methode die Phaͤnomene vor, wie ſie ihm die Schriftſteller uͤberlieferten; dann die Meynungen der Alten und Neuern, jedoch keineswegs vollſtaͤndig; zuletzt waͤhlt er ſich aus alle dem bisher Geſagten und Theoretiſirten dasjenige, womit er ſich nothduͤrftig uͤber die Erſcheinungen hinaus zu helfen glaubt. Es iſt uͤberall nur Druck und Papier und nirgends Natur. Wie ſehr waͤre zu wuͤnſchen geweſen, daß ein geiſtrei- cher Mann dieſe Arbeit uͤbernommen und ſeinen Nach- folgern durchgreifender vorgearbeitet haͤtte.
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klein man ſie ſich auch denkt, ſo haben ſie Theile, denn
die Materie iſt ins Unendliche theilbar, und die klein-
ſte Sphaͤre kann ſich auf allen Puncten mit der groͤß-
ten, die man ſich denken mag, beruͤhren.“
Johann Chriſtoph Sturm.
geb. 1685. geſt. 1703.
Physica electiva sive hypothetica. Norimbergae
1697.
Die Lehre von den Farben behandelt er wie die
uͤbrigen Rubriken. Erſt bringt er ohne ſonderliche Ord-
nung und Methode die Phaͤnomene vor, wie ſie ihm
die Schriftſteller uͤberlieferten; dann die Meynungen
der Alten und Neuern, jedoch keineswegs vollſtaͤndig;
zuletzt waͤhlt er ſich aus alle dem bisher Geſagten und
Theoretiſirten dasjenige, womit er ſich nothduͤrftig uͤber
die Erſcheinungen hinaus zu helfen glaubt. Es iſt
uͤberall nur Druck und Papier und nirgends Natur.
Wie ſehr waͤre zu wuͤnſchen geweſen, daß ein geiſtrei-
cher Mann dieſe Arbeit uͤbernommen und ſeinen Nach-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/362>, abgerufen am 19.04.2024.
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