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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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wir den erst genannten Sprat als einen Sachwalter
ansehen und seine Arbeit nur mit einigem Mißtrauen
nutzen; so finden wir dagegen hier die schätzbarsten
und untrüglichsten Documente, welche, indem sie alle
Verhandlungen der Sessionen unschuldig und trocken
anzeigen, uns über das was geschehen den besten
Aufschluß geben. Aus ihnen ist die zerstückelte Ma-
nier zu erkennen, womit die Societät nach ihrer Ue-
berzeugung verfuhr und die Wissenschaften verspätete,
indem sie für ihre Beförderung bemüht war.


Philosophische Transaetionen.

Diese sind das Archiv dessen was man bey ihr
niederlegte. Hier findet man Nachrichten von den
Unternehmungen, Studien und Arbeiten der Forscher
in manchen bedeutenden Weltgegenden. Dieses allge-
mein bekannte Werk hat nach und nach für die Freunde
der Wissenschaft einen unschätzbaren Werth erhalten.
Denn obgleich jedes zufällige und empirische Sammeln
anfangs nur verwirrt und die eigentliche wahre Kennt-
niß verhindert, so stellt sich, wenn es nur immer fort-
gesetzt wird, nach und nach die Methode von selbst
her, und das was ohne Ordnung aufbewahrt wor-
den, gereicht dem der zu ordnen weiß, zum größten
Vortheile.


wir den erſt genannten Sprat als einen Sachwalter
anſehen und ſeine Arbeit nur mit einigem Mißtrauen
nutzen; ſo finden wir dagegen hier die ſchaͤtzbarſten
und untruͤglichſten Documente, welche, indem ſie alle
Verhandlungen der Seſſionen unſchuldig und trocken
anzeigen, uns uͤber das was geſchehen den beſten
Aufſchluß geben. Aus ihnen iſt die zerſtuͤckelte Ma-
nier zu erkennen, womit die Societaͤt nach ihrer Ue-
berzeugung verfuhr und die Wiſſenſchaften verſpaͤtete,
indem ſie fuͤr ihre Befoͤrderung bemuͤht war.


Philoſophiſche Transaetionen.

Dieſe ſind das Archiv deſſen was man bey ihr
niederlegte. Hier findet man Nachrichten von den
Unternehmungen, Studien und Arbeiten der Forſcher
in manchen bedeutenden Weltgegenden. Dieſes allge-
mein bekannte Werk hat nach und nach fuͤr die Freunde
der Wiſſenſchaft einen unſchaͤtzbaren Werth erhalten.
Denn obgleich jedes zufaͤllige und empiriſche Sammeln
anfangs nur verwirrt und die eigentliche wahre Kennt-
niß verhindert, ſo ſtellt ſich, wenn es nur immer fort-
geſetzt wird, nach und nach die Methode von ſelbſt
her, und das was ohne Ordnung aufbewahrt wor-
den, gereicht dem der zu ordnen weiß, zum groͤßten
Vortheile.


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[382/0416] wir den erſt genannten Sprat als einen Sachwalter anſehen und ſeine Arbeit nur mit einigem Mißtrauen nutzen; ſo finden wir dagegen hier die ſchaͤtzbarſten und untruͤglichſten Documente, welche, indem ſie alle Verhandlungen der Seſſionen unſchuldig und trocken anzeigen, uns uͤber das was geſchehen den beſten Aufſchluß geben. Aus ihnen iſt die zerſtuͤckelte Ma- nier zu erkennen, womit die Societaͤt nach ihrer Ue- berzeugung verfuhr und die Wiſſenſchaften verſpaͤtete, indem ſie fuͤr ihre Befoͤrderung bemuͤht war. Philoſophiſche Transaetionen. Dieſe ſind das Archiv deſſen was man bey ihr niederlegte. Hier findet man Nachrichten von den Unternehmungen, Studien und Arbeiten der Forſcher in manchen bedeutenden Weltgegenden. Dieſes allge- mein bekannte Werk hat nach und nach fuͤr die Freunde der Wiſſenſchaft einen unſchaͤtzbaren Werth erhalten. Denn obgleich jedes zufaͤllige und empiriſche Sammeln anfangs nur verwirrt und die eigentliche wahre Kennt- niß verhindert, ſo ſtellt ſich, wenn es nur immer fort- geſetzt wird, nach und nach die Methode von ſelbſt her, und das was ohne Ordnung aufbewahrt wor- den, gereicht dem der zu ordnen weiß, zum groͤßten Vortheile.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/416>, abgerufen am 18.04.2024.