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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Was Einzelne gethan, die Natur der Farbe auf
diese oder jene Weise mehr zu ergründen und zu erklä-
ren, ohne auf die Newtonische Lehre besonders Rück-
sicht zu nehmen, ist jetzt die Hauptaufgabe unsers fer-
nern Vortrags. Wir nehmen mit, was wir sonst
noch auf unserm Wege finden, lassen aber dazwischen
manches Einzelne liegen, welches nicht frommt und
fördert.


C. F. G. Westfeld.

Die Erzeugung der Farben, eine Hypothese. Göt-
tingen 1767.

Dieser einzelne Bogen verdiente wohl, wenn man
eine Anzahl kleiner, auf die Farbenlehre bezüglicher, sich
verlierender Schriften sammlen und der Vergessenheit
entziehen wollte, mit abgedruckt zu werden.

Des Verfassers Vortrag ist zwar nicht luminos,
und weil er sich gleich in Controvers verwickelt, kei-
neswegs erfreulich; doch ist seine Ueberzeugung guter
Art. Erst drückt er sie im Allgemeinen folgendermaßen
aus: "Die Verschiedenheit der Farben ist nur eine
Verschiedenheit der Bewegung in den nervigen Fasern
der Netzhaut"; dann aber tritt er der Sache näher
und schreibt die Farbenwirkung aufs Auge einer mehr
oder minder erregten Wärme auf der Netzhaut zu.

II. 38

Was Einzelne gethan, die Natur der Farbe auf
dieſe oder jene Weiſe mehr zu ergruͤnden und zu erklaͤ-
ren, ohne auf die Newtoniſche Lehre beſonders Ruͤck-
ſicht zu nehmen, iſt jetzt die Hauptaufgabe unſers fer-
nern Vortrags. Wir nehmen mit, was wir ſonſt
noch auf unſerm Wege finden, laſſen aber dazwiſchen
manches Einzelne liegen, welches nicht frommt und
foͤrdert.


C. F. G. Weſtfeld.

Die Erzeugung der Farben, eine Hypotheſe. Goͤt-
tingen 1767.

Dieſer einzelne Bogen verdiente wohl, wenn man
eine Anzahl kleiner, auf die Farbenlehre bezuͤglicher, ſich
verlierender Schriften ſammlen und der Vergeſſenheit
entziehen wollte, mit abgedruckt zu werden.

Des Verfaſſers Vortrag iſt zwar nicht luminos,
und weil er ſich gleich in Controvers verwickelt, kei-
neswegs erfreulich; doch iſt ſeine Ueberzeugung guter
Art. Erſt druͤckt er ſie im Allgemeinen folgendermaßen
aus: „Die Verſchiedenheit der Farben iſt nur eine
Verſchiedenheit der Bewegung in den nervigen Faſern
der Netzhaut“; dann aber tritt er der Sache naͤher
und ſchreibt die Farbenwirkung aufs Auge einer mehr
oder minder erregten Waͤrme auf der Netzhaut zu.

II. 38
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[593/0627] Was Einzelne gethan, die Natur der Farbe auf dieſe oder jene Weiſe mehr zu ergruͤnden und zu erklaͤ- ren, ohne auf die Newtoniſche Lehre beſonders Ruͤck- ſicht zu nehmen, iſt jetzt die Hauptaufgabe unſers fer- nern Vortrags. Wir nehmen mit, was wir ſonſt noch auf unſerm Wege finden, laſſen aber dazwiſchen manches Einzelne liegen, welches nicht frommt und foͤrdert. C. F. G. Weſtfeld. Die Erzeugung der Farben, eine Hypotheſe. Goͤt- tingen 1767. Dieſer einzelne Bogen verdiente wohl, wenn man eine Anzahl kleiner, auf die Farbenlehre bezuͤglicher, ſich verlierender Schriften ſammlen und der Vergeſſenheit entziehen wollte, mit abgedruckt zu werden. Des Verfaſſers Vortrag iſt zwar nicht luminos, und weil er ſich gleich in Controvers verwickelt, kei- neswegs erfreulich; doch iſt ſeine Ueberzeugung guter Art. Erſt druͤckt er ſie im Allgemeinen folgendermaßen aus: „Die Verſchiedenheit der Farben iſt nur eine Verſchiedenheit der Bewegung in den nervigen Faſern der Netzhaut“; dann aber tritt er der Sache naͤher und ſchreibt die Farbenwirkung aufs Auge einer mehr oder minder erregten Waͤrme auf der Netzhaut zu. II. 38

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/627>, abgerufen am 29.03.2024.