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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Wolle einander wechselsweise aufnehmen, aber das Ge-
webe der Haare selbst die Farbe nicht annimmt.

Das Weiße hat zu den Farben ein reines Ver-
hältniß und bewirkt eine glänzendere Erscheinung der
Blüthe; das Schwarze hingegen macht sich dunkel,
obgleich die Farbe, welche sie Orphnios nennen, sich
blühender auf Schwarz als auf Weiß ausnimmt, weil
ihre Blüthe durch die Strahlen des Schwarzen geho-
ben wird.

Die Zwischenräume der Gänge sieht man aber an
sich selbst nicht, wegen ihrer Kleinheit, so wie man
die Theile des Zinnes und des Kupfers nicht unterschei-
den kann, wenn beyde Metalle gemischt sind.

Und so werden aus vorgemeldeten Ursachen die
Farben der gefärbten Dinge verändert.


V.
Von Veränderung der Farben, an den Pflanzen,
durch organische Kochung.

39.

Die Haare aber, die Federn, Blumen, Früchte
und alle Pflanzen nehmen durch Kochung alle Verän-
derung der Farben an, wie solches aus vielerley Fällen
deutlich ist. Was aber die einzelnen Dinge, die aus
der Erde wachsen, für Anfänge der Farben haben,
was für Veränderungen mit ihnen vorgehen und warum

Wolle einander wechſelsweiſe aufnehmen, aber das Ge-
webe der Haare ſelbſt die Farbe nicht annimmt.

Das Weiße hat zu den Farben ein reines Ver-
haͤltniß und bewirkt eine glaͤnzendere Erſcheinung der
Bluͤthe; das Schwarze hingegen macht ſich dunkel,
obgleich die Farbe, welche ſie Orphnios nennen, ſich
bluͤhender auf Schwarz als auf Weiß ausnimmt, weil
ihre Bluͤthe durch die Strahlen des Schwarzen geho-
ben wird.

Die Zwiſchenraͤume der Gaͤnge ſieht man aber an
ſich ſelbſt nicht, wegen ihrer Kleinheit, ſo wie man
die Theile des Zinnes und des Kupfers nicht unterſchei-
den kann, wenn beyde Metalle gemiſcht ſind.

Und ſo werden aus vorgemeldeten Urſachen die
Farben der gefaͤrbten Dinge veraͤndert.


V.
Von Veraͤnderung der Farben, an den Pflanzen,
durch organiſche Kochung.

39.

Die Haare aber, die Federn, Blumen, Fruͤchte
und alle Pflanzen nehmen durch Kochung alle Veraͤn-
derung der Farben an, wie ſolches aus vielerley Faͤllen
deutlich iſt. Was aber die einzelnen Dinge, die aus
der Erde wachſen, fuͤr Anfaͤnge der Farben haben,
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[37/0071] Wolle einander wechſelsweiſe aufnehmen, aber das Ge- webe der Haare ſelbſt die Farbe nicht annimmt. Das Weiße hat zu den Farben ein reines Ver- haͤltniß und bewirkt eine glaͤnzendere Erſcheinung der Bluͤthe; das Schwarze hingegen macht ſich dunkel, obgleich die Farbe, welche ſie Orphnios nennen, ſich bluͤhender auf Schwarz als auf Weiß ausnimmt, weil ihre Bluͤthe durch die Strahlen des Schwarzen geho- ben wird. Die Zwiſchenraͤume der Gaͤnge ſieht man aber an ſich ſelbſt nicht, wegen ihrer Kleinheit, ſo wie man die Theile des Zinnes und des Kupfers nicht unterſchei- den kann, wenn beyde Metalle gemiſcht ſind. Und ſo werden aus vorgemeldeten Urſachen die Farben der gefaͤrbten Dinge veraͤndert. V. Von Veraͤnderung der Farben, an den Pflanzen, durch organiſche Kochung. 39. Die Haare aber, die Federn, Blumen, Fruͤchte und alle Pflanzen nehmen durch Kochung alle Veraͤn- derung der Farben an, wie ſolches aus vielerley Faͤllen deutlich iſt. Was aber die einzelnen Dinge, die aus der Erde wachſen, fuͤr Anfaͤnge der Farben haben, was fuͤr Veraͤnderungen mit ihnen vorgehen und warum

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/71>, abgerufen am 18.04.2024.