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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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66.

Körper hingegen, welche eine braune, rothe, gelbe,
oder sonst eine Farbe haben, sind solche, die früher aus-
trocknen, ehe das Feuchte vollkommen in die schwarze
Farbe übergeht.

67.

Wenn aber dieses (Austrocknen) ungleich geschieht,
so werden auch die Farben verschieden, wobey sich die
Farbe der Haare nach der Farbe der Haut richtet.
So sind die Haare röthlicher Menschen hellroth, schwar-
zer Menschen aber schwarz. Bricht aber eine weiße
Stelle hervor, so sind die Haare ebenfalls auf der Stelle
weiß, wie man auch bey scheckigen Thieren sieht, und
so richten sich Haare und Federn nach der Haut, ent-
weder zum Theil, oder im Ganzen.

68.

So verhält sichs auch mit dem Hufe, den Klauen,
dem Schnabel und den Hörnern. An schwarzen Thieren
werden sie schwarz, an weißen aber weiß; weil auch bey
diesen Theilen die Nahrung, durch die Haut, nach der
äußeren Bedeckung durchseihet.

69.

Daß aber die angegebene Ursache die richtige sey,
läßt sich an mancherley Fällen erkennen. Denn die
Häupter aller Knaben sind anfangs roth, wegen gerin-
gerer Nahrung, eben deßhalb sind die Haare schwach,
dünn und kurz; bey fortschreitendem Alter hingegen

66.

Koͤrper hingegen, welche eine braune, rothe, gelbe,
oder ſonſt eine Farbe haben, ſind ſolche, die fruͤher aus-
trocknen, ehe das Feuchte vollkommen in die ſchwarze
Farbe uͤbergeht.

67.

Wenn aber dieſes (Austrocknen) ungleich geſchieht,
ſo werden auch die Farben verſchieden, wobey ſich die
Farbe der Haare nach der Farbe der Haut richtet.
So ſind die Haare roͤthlicher Menſchen hellroth, ſchwar-
zer Menſchen aber ſchwarz. Bricht aber eine weiße
Stelle hervor, ſo ſind die Haare ebenfalls auf der Stelle
weiß, wie man auch bey ſcheckigen Thieren ſieht, und
ſo richten ſich Haare und Federn nach der Haut, ent-
weder zum Theil, oder im Ganzen.

68.

So verhaͤlt ſichs auch mit dem Hufe, den Klauen,
dem Schnabel und den Hoͤrnern. An ſchwarzen Thieren
werden ſie ſchwarz, an weißen aber weiß; weil auch bey
dieſen Theilen die Nahrung, durch die Haut, nach der
aͤußeren Bedeckung durchſeihet.

69.

Daß aber die angegebene Urſache die richtige ſey,
laͤßt ſich an mancherley Faͤllen erkennen. Denn die
Haͤupter aller Knaben ſind anfangs roth, wegen gerin-
gerer Nahrung, eben deßhalb ſind die Haare ſchwach,
duͤnn und kurz; bey fortſchreitendem Alter hingegen

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[47/0081] 66. Koͤrper hingegen, welche eine braune, rothe, gelbe, oder ſonſt eine Farbe haben, ſind ſolche, die fruͤher aus- trocknen, ehe das Feuchte vollkommen in die ſchwarze Farbe uͤbergeht. 67. Wenn aber dieſes (Austrocknen) ungleich geſchieht, ſo werden auch die Farben verſchieden, wobey ſich die Farbe der Haare nach der Farbe der Haut richtet. So ſind die Haare roͤthlicher Menſchen hellroth, ſchwar- zer Menſchen aber ſchwarz. Bricht aber eine weiße Stelle hervor, ſo ſind die Haare ebenfalls auf der Stelle weiß, wie man auch bey ſcheckigen Thieren ſieht, und ſo richten ſich Haare und Federn nach der Haut, ent- weder zum Theil, oder im Ganzen. 68. So verhaͤlt ſichs auch mit dem Hufe, den Klauen, dem Schnabel und den Hoͤrnern. An ſchwarzen Thieren werden ſie ſchwarz, an weißen aber weiß; weil auch bey dieſen Theilen die Nahrung, durch die Haut, nach der aͤußeren Bedeckung durchſeihet. 69. Daß aber die angegebene Urſache die richtige ſey, laͤßt ſich an mancherley Faͤllen erkennen. Denn die Haͤupter aller Knaben ſind anfangs roth, wegen gerin- gerer Nahrung, eben deßhalb ſind die Haare ſchwach, duͤnn und kurz; bey fortſchreitendem Alter hingegen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/81>, abgerufen am 19.04.2024.