So bist du reich. Verlier' die Vier! Aus Fünf und Sechs, So sagt die Hex', Mach' Sieben und Acht, So ist's vollbracht: Und Neun ist Eins, Und Zehn ist keins. Das ist das Hexen-Einmal-Eins!
Faust. Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber.
Mephistopheles. Das ist noch lange nicht vorüber, Ich kenn' es wohl, so klingt das ganze Buch; Ich habe manche Zeit damit verloren, Denn ein vollkommner Widerspruch Bleibt gleich geheimnißvoll für Kluge wie für Tho[r]en. Mein Freund, die Kunst ist alt und neu. Es war die Art zu allen Zeiten, Durch Drey und Eins, und Eins und Drey Irrthum statt Wahrheit zu verbreiten. So schwätzt und lehrt man ungestört;
So biſt du reich. Verlier’ die Vier! Aus Fuͤnf und Sechs, So ſagt die Hex’, Mach’ Sieben und Acht, So iſt’s vollbracht: Und Neun iſt Eins, Und Zehn iſt keins. Das iſt das Hexen-Einmal-Eins!
Fauſt. Mich duͤnkt, die Alte ſpricht im Fieber.
Mephiſtopheles. Das iſt noch lange nicht voruͤber, Ich kenn’ es wohl, ſo klingt das ganze Buch; Ich habe manche Zeit damit verloren, Denn ein vollkommner Widerſpruch Bleibt gleich geheimnißvoll fuͤr Kluge wie fuͤr Tho[r]en. Mein Freund, die Kunſt iſt alt und neu. Es war die Art zu allen Zeiten, Durch Drey und Eins, und Eins und Drey Irrthum ſtatt Wahrheit zu verbreiten. So ſchwaͤtzt und lehrt man ungeſtoͤrt;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><spwho="#HEX"><p><pbfacs="#f0168"n="162"/>
So biſt du reich.<lb/>
Verlier’ die Vier!<lb/>
Aus Fuͤnf und Sechs,<lb/>
So ſagt die Hex’,<lb/>
Mach’ Sieben und Acht,<lb/>
So iſt’s vollbracht:<lb/>
Und Neun iſt Eins,<lb/>
Und Zehn iſt keins.<lb/>
Das iſt das Hexen-Einmal-Eins!</p></sp><lb/><spwho="#FAU"><speaker><hirendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/><p>Mich duͤnkt, die Alte ſpricht im Fieber.</p></sp><lb/><spwho="#MEP"><speaker><hirendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/><p>Das iſt noch lange nicht voruͤber,<lb/>
Ich kenn’ es wohl, ſo klingt das ganze Buch;<lb/>
Ich habe manche Zeit damit verloren,<lb/>
Denn ein vollkommner Widerſpruch<lb/>
Bleibt gleich geheimnißvoll fuͤr Kluge wie fuͤr Tho<supplied>r</supplied>en.<lb/>
Mein Freund, die Kunſt iſt alt und neu.<lb/>
Es war die Art zu allen Zeiten,<lb/>
Durch Drey und Eins, und Eins und Drey<lb/>
Irrthum ſtatt Wahrheit zu verbreiten.<lb/>
So ſchwaͤtzt und lehrt man ungeſtoͤrt;<lb/></p></sp></div></div></body></text></TEI>
[162/0168]
So biſt du reich.
Verlier’ die Vier!
Aus Fuͤnf und Sechs,
So ſagt die Hex’,
Mach’ Sieben und Acht,
So iſt’s vollbracht:
Und Neun iſt Eins,
Und Zehn iſt keins.
Das iſt das Hexen-Einmal-Eins!
Fauſt.
Mich duͤnkt, die Alte ſpricht im Fieber.
Mephiſtopheles.
Das iſt noch lange nicht voruͤber,
Ich kenn’ es wohl, ſo klingt das ganze Buch;
Ich habe manche Zeit damit verloren,
Denn ein vollkommner Widerſpruch
Bleibt gleich geheimnißvoll fuͤr Kluge wie fuͤr Thoren.
Mein Freund, die Kunſt iſt alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drey und Eins, und Eins und Drey
Irrthum ſtatt Wahrheit zu verbreiten.
So ſchwaͤtzt und lehrt man ungeſtoͤrt;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <http://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/168>, abgerufen am 16.01.2021.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2021. URL: http://www.deutschestextarchiv.de/.